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Gott ist tot

Titel: Gott ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald F Currie
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wie eine Anklage.
    »Ich begreife das alles nicht«, sagte ich.
    »Du musst von hier fliehen«, sagte sie. »Aber vorher lass mich dich fragen: Warum hast du mir Lügen über meine Mutter und meine Schwestern erzählt?«
    Ich blieb die Antwort schuldig.
    »Warum?«, wiederholte sie.
    Und zum ersten Mal seit Wochen sprach ich die Wahrheit. »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
     
    F? Lily hob mich durchs Fenster hinaus, und ich rannte davon. Ich rannte durch die endlose Menge der Anbeter, die alle in die andere Richtung drängten, den Angreifern entgegen. In der Dunkelheit nahm kein Mensch von mir Notiz, und ich rannte, bis die Wüste mich wieder verschlang. Ich blieb nicht eher stehen, als bis der Sand unter meinen Pfoten sich trocken anfühlte, bis ich allen Regen hinter mir gelassen hatte.
     
    F? Hunderte starben in dieser Nacht, auch Lily. Sie war die Einzige in der Menge, die für das Richtige kämpfte. Erhobenen Hauptes stand sie im Regen und schleuderte Steine. Einem Soldaten entwand sie mit ihren starken Händen das Gewehr, und bevor sie es auf ihn anlegte, sagte sie ihm den Namen ihrer Mutter, und sie ließ es nicht zu, dass er weghörte.
     
    F? Ihr Vater wurde gefangen genommen und starb ein paar Monate später in Omdurman an gepanschtem Schnaps.

    F? Wie es mir damit geht? Sagen wir so: Ich bin weder nach Khartoum zurückgekehrt noch an irgendeinen anderen Ort, wo Menschen zusammenkommen. Ich lebe wie ein normaler Hund, auch wenn das Jagen ohne Rudel schwierig ist und ich mich oft einsam fühle. Ich habe seit der Nacht damals mit keinem Menschen gesprochen, bis heute. So einfach.
     
    F. Nein, das ist nicht das Ende. Eine Frage steht noch aus, die du bisher nicht gestellt hast. Die Frage, deretwegen du um die halbe Welt gereist bist.
     
    F? Nun zier dich nicht. Gewisse Dinge weiß ich, vergiss das nicht. Ich weiß zum Beispiel, dass du dich durch nichts von den Tausenden von Bittstellern unterscheidest, die ich empfangen habe, außer durch dies eine: Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Was auch heißt, dass du deine Frage eigentlich gar nicht mehr stellen musst, weil du die Antwort bereits kennst.
     
    F. Genau. Die Antwort ist, dass ich die Antwort nicht weiß. Ich kann dir nichts an Trost und wenig an Erkenntnis bieten. Ich bin nicht dein Gott. Oder wenn doch, dann bin ich kein Gott, von dem du dir Erlösung oder eine Erklärung erhoffen kannst. Ich bin ein Gott, der dich ohne mit der Wimper zu zucken fressen würde, wenn er hungrig wäre. Du bist um nichts weniger nackt oder allein auf der Welt, als du es warst, bevor du mich gefunden hast. Und so muss die Frage jetzt lauten: Kannst du mit diesem Wissen leben? Oder wird es dich zerstören, dich aushöhlen, bis du nichts weiter bist als ein Schemen unter Schemen?

Der Helm des Heils und das Schwert des Geistes
    Verflucht sei, wer des Herrn Werk lässig tut; verflucht sei, wer sein Schwert aufhält, dass es nicht Blut vergießt!
    Jeremia 48,10

EVOPS EROBERN NEUGUINEA
    PoMo-Truppen räumen »unhaltbare« Stellungen in Australien
    Rückzug auf die Hawaii-Inseln
    An Bord der 8. Flotte der Postmodernen Anthropologen, Pazifischer Ozean (AP) - Streitkräfte der Evolutionspsychologen, mit einem Massenaufgebot an Chinesen als erste Welle, haben am Mittwoch die Hauptstadt Port Moresby eingenommen und den letzten organisierten Widerstand der Postmodernen Anthropologen damit praktisch eliminiert. Dreitausend PoMo-Marineinfanteristen, die sich geweigert hatten, die Hauptstadt mit den noch verbliebenen Verteidigern zu verlassen, wurden gefangen genommen und anschließend hingerichtet. »Es liegt in unserer Natur, die Schwachen zu vernichten«, sagte EvoP-Premierminister Nguyen Dung in einer Stellungnahme. »Deshalb hatten wir keine andere Wahl, als Ihre Soldaten zu exekutieren. Natürlich bedauern wir den Vorfall. Letztendlich bedauern wir diesen ganzen Krieg. Leider liegt das Kriegführen in unserer Natur. Und gegen unsere Natur sind wir machtlos. Genau wie Sie.«

    Eltern kapierten einfach gar nichts.
    Dieser Gedanke drängte sich Arnold in der zweiten Hälfte seines siebzehnten Lebensjahres immer öfter auf. Auch jetzt, auf seinem Felsen am Strand, dachte er es wieder, während er der Fähre auf ihrem Weg zum Horizont nachsah, wo Blau mit Blau verschmolz, gefolgt von ihrem unvermeidlichen Tross von Möwen, die niemals begreifen zu wollen schienen, dass das hier kein Fischerboot war und sie sich keine Gratismahlzeiten ausrechnen durften. Die lästige Schulmappe hatte

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