Gott oder Zufall?
Einzelne (darunter Wissenschaftler), die sich für eine gerechtere Verteilung der weltweiten Ressourcen einsetzen, zeigten sich empört. Als eine Reaktion wurden Gensequenzen in öffentlichen Datenbanken publiziert, um so ihrer Patentierung vorzubeugen. Dennoch werden Pflanzengene noch immer unter Patentschutz gestellt, beispielsweise solche, die dafür sorgen, dass Pflanzen (angesichts der Erderwärmung besonders wichtig) Dürre- und Hitzeperioden besser trotzen.
Rechts: Die Verteilung chronisch unterernährter Menschen 2010 © © Lion
Allerdings profitieren von der Gentechnik inzwischen auch mehrere ärmere Länder. So waren 2009 beispielsweise 29 Prozent der geernteten Baumwolle in Burkina Faso mit einer GV -Schädlingstoleranz ausgestattet. Weiterhin waren 13 der 14 Millionen Farmer, die GV -Pflanzen anbauten, ressourcenarme »Kleinbauern« in Schwellen- und Entwicklungsländern. Zu ihren neuen Pflanzen kamen sie auf unterschiedlichen Wegen, mitunter auch durch einen Technologietransfer über internationale Institutionen, von denen sich einige über die als unethisch angesehenen Patente auf Gene hinwegsetzten. Andere erwarben Lizenzen, wieder andere erhielten von Patentinhabern »Nutzungsfreiheit«. Zudem werden vermehrt auch »einheimische« Gentechnik-Initiativen gestartet, bei denen Sorten speziell für die Verhältnisse im eigenen Land entwickelt werden. So wurde in Japan – für die Ernährung von Hungernden allerdings irrelevant – eine blaue Rose entwickelt.
Ist die Nutzung von GV -Pflanzen mit der christlichen Tugendethik vereinbar, wenn es um die Schöpfung und globale Gerechtigkeit geht? Christen sind hier geteilter Meinung. Manche Verfechter – und insbesondere bestimmte kommerzielle Anbieter – rückten den Nutzen der Gentechnik in ein übertrieben positives Licht oder logen dabei sogar. Deshalb – und wegen der Patentierung von Genen – wundert es nicht, dass gentechnische Anwendungen, gelinde gesagt, auf starke Skepsis stoßen. Andererseits spielten Gegner die Risiken von »Genpflanzen« hoch und stellten ebenfalls unwahre Behauptungen auf, wiesen allerdings zu Recht auf eine drohende Konzentration von Marktmacht hin. In der gegenwärtigen Debatte sahen sich ehrliche Wissenschaftler ohne Eigeninteresse dem Vorwurf ausgesetzt, sie hätten Ergebnisse falsch dargestellt, während umgekehrt berechtigte kritische Fragen aus der Öffentlichkeit als ignorant oder dumm abgetan wurden. Dies alles trug nicht dazu bei, dass Einzelne und die Gesellschaft zu richtigen Entscheidungen kommen.
Genetik und Ethik
Der Menschheit hat die genetische Grundlage des Lebens ergründet und entschlüsselt; sie hat darüber hinaus die Möglichkeit geschaffen, in die Erbsubstanz von Organismen, auch in die menschliche, einzugreifen und sie zu verändern – eine der bemerkenswertesten wissenschaftlichen Leistungen des letzten halben Jahrhunderts. Die Gentechnik ist umstritten und wird in Zukunft weitere bioethische Kontroversen hervorrufen.
Missbrauch mit genetischen Daten
Genetische Daten, so wurde argumentiert, seien mit größerer Sensibilität als andere Informationen über eine Person zu behandeln. Dieser »genetische Exzeptionalismus«, wie er bisweilen genannt wird, beruht teils auf der Sorge, dass Dritte (so Arbeitgeber oder Versicherer) Menschen wegen ihrer Erbanlagen diskriminieren könnten. Wenn bekannt wird, dass eine Person eine Erbkrankheit hat, kann dies bedeuten, dass wahrscheinlich (oder sicher) auch eines oder mehrere Familienmitglieder von ihr betroffen sind. Daraus erwachsen Fragen zur informationellen Selbstbestimmung und zum Recht auf Privatsphäre.
Bewahrung der Schöpfung
Aus dem Buch Genesis leitet sich für Christen der Auftrag ab, als Sachwalter von Gottes Schöpfung zu wirken. Einerseits soll der Mensch sie aktiv und verantwortungsvoll für sich nutzen, andererseits aber auch erkennen, wo er sich selbst Grenzen setzen muss. Mehrere gentechnische Methoden gehen über eine reine Analyse hinaus und können eine Spezies langfristig verändern oder unmittelbar zu einer Entscheidung über Leben und Tod führen. Wissenschaftler oder Ärzte, die sich an solchen Verfahren beteiligen, setzen sich oft dem Vorwurf aus, sie überschritten die Grenzen des ethisch Vertretbaren und »spielten Gott«.
Gerechtigkeit und Fairness
Gerechtigkeit ist ein hohes biblisches Gut (siehe Amos 5,14–15; Matthäus 23,23). Auch wenn manche gentechnische Verfahren erschwinglicher werden, sind
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