Gott oder Zufall?
2000 in den USA : Adam Nash entstand per künstlicher Befruchtung als Spender für seine ältere Schwester Molly, die an einer Fanconi-Anämie litt. Die ethischen Fragen um die Methode erhielten Gewicht durch Jodi Picoults Roman
Beim Leben meiner Schwester,
der später auch verfilmt wurde.
Bei der Auswahl eines geeigneten Spender-Embryos wurde die PID zugleich genutzt, um sicherzustellen, dass dieser nicht denselben Gendefekt aufweist wie das Geschwisterkind. Kritisiert wird PID vor allen in den Fällen, wo eine Selektion nach Kriterien stattfindet, die dem betroffenen Kind nicht nützen, ihm aber mögliche Schäden zumuten.
Die unterschiedlichen Gesetzgebungen in den einzelnen Ländern führten zu einem » PID -Tourismus«. Eltern, die im Inland keine Behandlung bekommen, weichen in ein Nachbarland mit liberalerer Gesetzgebung aus. Zudem nutzten Eltern die PID dazu, um das Geschlecht ihres nächsten Kindes festzulegen, so im Zug eines
family balancing,
wenn nach mehreren Buben ein Mädchen (oder umgekehrt) gewünscht wird.
Gentests
DNA -Untersuchungen werden in den verschiedenen Lebensstadien aus vielfältigen Gründen durchgeführt. Ein Screening auf bestimmte Gene (gewöhnlich Einzelgene, die bestimmte Krankheiten auslösen) kann an Erwachsenen, Neugeborenen, Föten im Mutterleib (pränatal) und – im Fall der IVF -basierten Methoden – auch an Embryonen erfolgen, bevor diese in die Gebärmutter eingepflanzt werden (Präimplantation).
Das Wissen um Erbanlagen ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann der Routinetest an Neugeborenen auf ererbte Stoffwechselstörungen wie Phenylketonurie und Medium-Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel Eltern darüber informieren, dass sie sorgfältig auf die Ernährung ihres Kindes achten müssen, damit es ihm gutgeht. Tests an Erwachsenen auf Erbkrankheiten können über das Risiko informieren, diese an Kinder weiterzugeben. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass solche Informationen die Betreffenden psychisch stark belasten, dass ihnen ein Versicherungsschutz verwehrt wird oder dass sie offen diskriminiert werden.
Besondere Besorgnis weckt Werbung für DNA -Analysen, bei denen Interessierte eine ganze Batterie an Tests an der eigenen (oder fremder) DNA durchführen lassen können. Allerdings ist unser Wissen darüber, wie eng manche bei den Screenings gesuchten Genvarianten tatsächlich mit einer Krankheit korrelieren, ziemlich spekulativ. Selbst bei klar ermittelten Varianten ist die Aussagekraft mitunter gering: Eine Krankheit bricht oft erst dann aus, wenn mehrere Gene zusammenwirken, noch dazu im Verbund mit Umweltfaktoren. Ein Risiko abzuschätzen ist dadurch ziemlich kompliziert und unsicher. Ergebnisse solcher Tests können Kunden ohne qualifizierten ärztlichen Rat in die Irre führen oder – bei schlechten Nachrichten – ohne geeignete Vorbereitung hart treffen.
Eingefrorenes Sperma für künstliche Befruchtungen © © Photolibrary
Auch steht die Zuverlässigkeit mancher Tests in Frage. Bei mangelhafter Sorgfalt führen mitunter falsch gelesene DNA -Sequenzen zu fehlerhaften Ergebnissen. Zudem ist mindestens ein Fall bekannt, bei dem ein bedeutender Anbieter von Gentests Befunde an den falschen Kunden verschickt hat.
Neben Tests, bei denen bestimmte Gene ermittelt werden, lassen sich möglicherweise schon bald komplette Untersuchungen der DNA eines Patienten für unter 1000 Dollar durchführen. Die Informationen zum vollständigen Genom eines Einzelnen könnten dann routinemäßig in den Patientenakten landen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, mit dem sensiblen Datenmaterial sorgfältig umzugehen.
Die
forensische Nutzung
von DNA -Analysen gewinnt bei der Strafverfolgung zunehmend an Bedeutung. Nach Entdeckung des
genetischen Fingerabdrucks
in den 1980er Jahren wurden solche DNA -Profile in vielen Teilen der Welt zu einer tragenden Säule der Polizeiarbeit. Angeführt wurde dieser Trend in Großbritannien mit dem Aufbau einer Nationalen DNA -Datenbank. Obwohl für die Verbrechensbekämpfung sehr nützlich, geriet diese Datenbank bei Verfechtern der Freiheitsrechte in die Kritik: vor allem, weil Daten über Bürger gespeichert blieben, die sich nach einer Verhaftung als unschuldig erwiesen hatten oder gegen die kein ausreichender Tatverdacht bestanden hatte.
Die ethischen Probleme der Präimplantationsdiagnostik
Manche Christen wenden gegen die PID ein, dass menschliches Leben schon mit der Empfängnis (der befruchteten
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