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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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zahlreiche Eingriffe noch immer sehr teuer. Hier zeichnet sich das Schreckgespenst einer gentechnischen Medizin ab, die sich nur Wohlhabende leisten können und die die soziale Kluft zwischen »Besitzenden« und »Habenichtsen« vertieft.
    Konsens
    Zuweilen wird der Vorwurf laut, dass diejenigen, die von einer Entscheidung (zum Beispiel beim genetischen Screening) unmittelbar betroffen sind, oder – indirekt betroffene – künftige Generationen kein Einverständnis geben könnten.
    Therapie und »Verbesserung«
    Eine Beurteilung, ob ein bestimmter Eingriff ethisch vertretbar ist, wird dadurch komplizierter, dass manche Methoden, mit denen sich Erkrankungen behandeln lassen, gleichzeitig auch zu einer positiven Selektion genutzt werden können; ja, sie könnten sogar dazu verwendet werden, einen Organismus mit neuen Merkmalen auszustatten und ihn so über das »Normale« hinaus zu »verbessern«. So lässt sich die Gentherapie beispielsweise dazu nutzen, ein Gen als Ersatz für eine ausgefallene Kopie bereitzustellen und dadurch eine Krankheit zu heilen, aber auch dazu, um ein Gen einzuschleusen, das sportliche Leistungen steigert.
    Gentechnik
    Der Begriff »Gentechnik« wird selten von Wissenschaftlern, aber häufig in den Medien und im Schulunterricht verwendet. Vor den 1970er Jahren und noch vor der Zeit, in der die molekularbiologischen Grundlagen der Vererbung entschlüsselt wurden, gab es bereits das Bestreben, mit relativ groben Methoden die erbliche Weitergabe bestimmter körperlicher Eigenschaften zu beeinflussen. Bauern betrieben Zuchtwahl und kreuzten Pflanzensorten. Züchter von Rennpferden oder Hunden ließen weibliche Tiere so decken, dass der Nachwuchs gewünschte Merkmale aufwies. Heftig umstritten waren dagegen verschiedene eugenische Ansätze in Europa und Amerika: So wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts versucht, die Fortpflanzung angeblich »wertvoller« Glieder in der Gesellschaft zu fördern und die Weitergabe unerwünschter Eigenschaften möglichst zu unterbinden – bis hin zur Sterilisation »minderwertiger« Personen.
    Die moderne Gentechnik macht es einfacher, Erbanlagen von Organismen genauer zu charakterisieren und zielgerichteter zu manipulieren. Sie ermöglicht es Forschern, mit hoher Präzision festzustellen, ob ein beliebiges Gen an- oder abgeschaltet ist, Gene von einer Spezies auf eine andere zu übertragen und allein durch eine DNA -Untersuchung eine gewaltige Menge an Daten über eine Person zu gewinnen.
     
    Präimplantationsdiagnostik
    In Medienberichten taucht oft der (von Forschern selten gebrauchte) Begriff »Designerbaby« auf, wenn es um Methoden geht, mit deren Hilfe die genetische Veranlagung eines Embryos bestimmt werden soll. Die Untersuchung der DNA eines Embryos, bevor er in die Gebärmutter eingesetzt wird, wurde ergänzend zur In-vitro-Fertilisation ( IVF ) entwickelt. Zu dieser Präimplantationsdiagnostik ( PID ), wie sie genauer heißt, wird dem aus nur acht Zellen bestehenden Embryo – ohne erkennbare Schädigung der verbleibenden – eine Zelle entnommen. Diese kann daraufhin getestet werden, ob die Anzahl der Chromosomen stimmt, welches Geschlecht der Embryo hat und/​oder ob eine oder mehrere bestimmte Genvarianten vorliegen.
     
    Ein Rettungsgeschwister: Gezüchtete Blutzellen aus der Nabelschnur des kleinen Adam Nash wurden seiner Schwester injiziert, um sie von einer Fanconi-Anämie zu heilen.  ©  © Getty Image/​Getty Images North America
     
    In-vitro-Fertilisation: Eine Samenzelle wird außerhalb des Körpers in eine Eizelle eingebracht.  ©  © Getty Image/​Getty Images North America
     
    Die PID diente ursprünglich dazu, um im Embryo defekte Gene aufzuspüren, die schwere Erbkrankheiten wie Mukoviszidose auslösen. Inzwischen wird auf weitere Erbkrankheiten getestet und sogar untersucht, ob ein Embryo passendes Gewebe für ein älteres Geschwisterkind mit einer bestimmten Erkrankung, insbesondere des Blutes, liefern kann. Ist dem so, können später Stammzellen aus dem Blut der Nabelschnur gezüchtet und dem älteren Kind als Ersatz für Knochenmark übertragen werden. Gegner kritisierten, die Methode könne die Psyche des jüngeren Geschwisterkinds negativ beeinflussen, insbesondere wenn die Therapie beim älteren fehlschlägt, ganz zu schweigen davon, dass weitere Eingriffe wie Knochenmark- oder anderer Organspenden notwendig werden könnten. Erstmals eingeführt wurde dieses Verfahren mit »Rettungsgeschwistern«

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