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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen. Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen.
     
    Psalm 19 fährt fort, unverhüllt von den Gesetzen, Anordnungen und Geboten Gottes zu sprechen, und deutet damit vielleicht an, was in Kapitel 13 vom Buch der Weisheit deutlich formuliert wird – dass die Schöpfung Gottes und sein Wesen klar zutage treten, auch wenn diese Erkenntnis Gottes nur Gottes eigenem Volk – Israel – zugänglich ist. Nichtjuden fehlt das intellektuelle Verständnis dafür, das, was sie sehen, zu interpretieren; das führt dazu, dass sie die schönen Dinge der Welt zu Göttern machen. Paulus bringt eine ähnliche Beschwerde vor (siehe Römer 1,21–23), doch erst dann, nachdem er beobachtet hat, dass manches an Erkenntnis über Gott allgemein zugänglich ist – für Nichtjuden wie für Juden. Darüber hinaus sollen wir an den Worten von Paulus »Gott hat es ihnen offenbart« sehen, dass es tatsächlich Gottes Absicht war, dass die Menschheit bei ihren Beobachtungen der natürlichen Welt sozusagen seine Fingerabdrücke finden würde. Sogar wenn Gottes Selbstoffenbarung ihren höchsten Ausdruck erst in Gottes Sohn Jesus Christus erreicht – der »der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens« ist (Hebräer 1,3). Gott hat dennoch durch all das gesprochen, was er geschaffen hat, so dass Gottes Handschrift durch das Studium der Welt sichtbar wird.
    Jesus redet so ähnlich, natürlich. Sind nicht die Lilien auf dem Feld eine Lektion über Gottes gütige Fürsorge für sein Volk? Und die Vögel des Himmels? (Matthäus 6,25–34). Oder denken wir an den Bericht in der Apostelgeschichte, in dem sich Paulus bei seiner Mission mit einer Rede an die Leute in Lystra wendet und Regen und fruchtbare Zeiten als Zeugnis für Gottes Güte bezeichnet (Apostelgeschichte 14,16–17).
    Kurz gesagt, Christen müssen die Wissenschaft aus dem einfachen Grund ernst nehmen, weil die Schöpfungstheologie es verlangt. Gott ist einfach deshalb erkenn- und erfassbar, weil er sich selbst offenbart. Die natürliche Welt ist eine Möglichkeit des Zugangs zu Gottes Selbstoffenbarung, aber sie bietet nicht den entscheidenden Zugang zu Gottes Wesen und zu seinen Absichten. Um das zu erfahren, ist es notwendig, sich an Jesus zu wenden: »Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen« (Johannes 14,9). Die Bibel selbst erzählt vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs; vom Gott, der Israel befreite und Jesus von den Toten auferweckte. Und doch hat dieser selbe Gott Zeugnis von sich selbst abgelegt durch die Welt, die er erschaffen hat. Das Studium Gottes – die Theologie – umfasst daher die Erforschung aller Zeichen von Gottes Wesen und von Gottes Plan sowie aller Möglichkeiten, durch die sich Gott den Menschen offenbart. Dazu gehören die beiden Bücher Gottes: das Zeugnis der Bibel und das Zeugnis der Wissenschaft. Und wenn Gott Zeugnis für sich selbst vor allem in der Bibel und für seine Schöpfung im Universum abgelegt hat, ist es wichtig, stets offen für die Möglichkeit zu bleiben, das Verständnis Gottes durch kontinuierliche Untersuchungen durch diese Kommunikationsmittel zu schärfen, ja sogar korrigieren zu lassen.

Die Rolle der Wissenschaft bei der Bibelauslegung
    Die Aussage, dass Bibel und Wissenschaft untrennbar miteinander verbunden sind, stimmt zumindest aus drei weiteren Gründen:
    Wir schaffen es nicht, uns der Bibel zu nähern, ohne unsere Auffassungen über Wesen, Zweck und Ziel der Welt mit einzubringen. Wer die Bibel gelesen hat, ob in der Antike oder in der Neuzeit, tat das unweigerlich von seiner eigenen wissenschaftlichen Weltsicht aus. Das stimmt auch dann, wenn sich unser Verständnis von

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