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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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Mission Rechenschaft abzulegen. In seiner Denktradition haben die Methodisten stets Wert auf gesundheitliche Fürsorge, besonders für die Armen, gelegt – ein Engagement, das unmittelbar auf die Krankenhäuser zurückreicht, die Wesley im 18. Jahrhundert gründete. Im Sinne der biblischen Interpretation besteht seine Lösung hierbei in der Öffnung zur Wahrheit des Glaubens und der Wissenschaft.

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    Physik und Geowissenschaften
    Von Newton zu Einstein: Relativität
    Das Universum als Uhrwerk
    Im 17. Jahrhundert konstruierte Christiaan Huygens die erste Pendeluhr – und gab der Welt damit eine zuverlässige Zeitmessung, die sie berechenbar und vorhersehbar machte. Die Uhr wurde zum Sinnbild eines durchschaubaren Universums, das wie ein Räderwerk ablief. Wie das Ticken einer Uhr mit ihrer schlichten eleganten Mechanik den Ablauf der Zeit sichtbar machte, so galten in den 200 Jahren nach Huygens Erfindung die physikalischen Wissenschaften als die Instrumente, die ein schönes, geordnetes und gut durchschaubares Universum zum Vorschein brachten.
    Huygens Uhr, 1656  ©  © Getty Image/​Photo by SSPL
     
    Dieses Bild vom Räderwerk reifte in der wissenschaftlichen Arbeit eines Mannes aus, der im Todesjahr Galileos, am Weihnachtstag 1642, als Frühgeburt zur Welt gekommen war: Isaac Newton musste 1665 wegen der Pest seinen Studienplatz in Cambridge verlassen und zu seinen Eltern zurückkehren, wo er nahezu zwei Jahre blieb – eine Zeit, die sich für den jungen Mann als ungeheuer fruchtbar erwies: Er legte den Grundstein für eine verallgemeinerte Formulierung des binomischen Lehrsatzes sowie für Differenzial- und Integralrechnung und erkannte, dass sich das weiße Licht aus Spektralfarben zusammensetzte. Noch glanzvoller war sein universelles Gravitationsgesetz, nach dem zwischen Körpern eine Schwerkraft wirkte, die von deren Masse und ihrer Entfernung zueinander abhing. Auf die Planeten angewandt, konnte es auf bestechend schlichte Weise deren Bewegungen beschreiben. Für Newton spiegelte dieses Gesetz eine Ordnung wider, die der Schöpfer in seine Schöpfung gelegt hatte.
     
    Isaac Newton (1642–1727), Physiker, Mathematiker, Alchemist und Theologe  ©  © Art Archive/​/​Jean-Leon Huens/​ NGS Image Collection
     
    Doch Fragen blieben. Zum Beispiel: Wie wirkte die Schwerkraft? War sie Wirkprinzipien geschuldet, die mit der Materie verknüpft, ihr aber nicht inhärent waren? Oder war sie der unmittelbare Ausdruck von Gottes beständigem Wirken? Wie waren die Planetenbewegungen ursprünglich zustande gekommen? War Gott notwendig gewesen, um dieses System anzustoßen? Noch wichtiger erschien Newton die Frage, warum die Fixsterne an ihrem festen Platz blieben. Wieso stießen sie nicht zusammen, wenn das Gravitationsgesetz doch universell wirkte? Hielt Gott sie gegen ihre Anziehungskraft an Ort und Stelle? In dem Fall hätte der göttliche Uhrmacher zwar eine ausgeklügelte Mechanik konstruiert, sie aber ständig korrigieren oder wieder aufziehen müssen.
    Für Newtons Zeitgenossen, den Philosophen Gottfried Leibniz (1646–1716), wäre Gott, so gedeutet, ein zweitklassiger Uhrmacher, aber kein Gott der Vollkommenheit gewesen. Als vollkommener Schöpfer hätte er kein Universum erschaffen, das seines ständigen Eingreifens bedurfte. Wissenschaftlich untermauert wurde dieses Argument von Pierre-Simon de Laplace, der in seinem
Système du Monde
(1796) anhand verbesserter Beobachtungen aufzeigte, dass Newtons System keine »Gotteshypothese« brauchte.
    Von Kaiser Napoleon befragt, wo Gott in seiner Wissenschaft sei, antwortete Laplace, dessen Annahme habe er nicht benötigt. Mit dieser vielzitierten Antwort leugnete er keineswegs Gott, sondern er hatte lediglich festgestellt, dass es keines Gottes bedurfte, der das von ihm geschaffene Universum in einer Tretmühle am Laufen hielt.
    Offenbarte die Physik, dass das Universum ein zuverlässiges und durchschaubares System war, das ein vollendeter Uhrmacher geschaffen hatte, so warf sie auch Fragen nach dem Schöpfer auf. Wo war in all dem Gott? Wenn kein vollendeter Uhrmacher das Räderwerk immer neu aufziehen musste, wie war dann Gottes Wirken im Universum vorstellbar? Wie konnte dieses sich selbst genügen und doch seiner Weisung unterstehen? Aus diesen Fragen ergab sich eines der stärksten Argumente gegen die Existenz von Wundern. Es brauchte kein göttliches Eingreifen in das Uhrwerk, das gegen Naturgesetze verstieß. Aber wie waren dann die

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