Gott oder Zufall?
aufreibend und frustrierend ist, gibt es Momente, in denen der Forscher hinter dem komplexen Universum wenige elegante Gesetze aufblitzen sieht. Dies kann Augenblicke bereiten, die der ehemalige Physiologe und damalige Erzbischof von York, John Habgood,
»woor lookatdat«
– ein ehrfürchtiges Staunen – nannte. Tatsächlich ließe sich anführen, dass das Argument vom Intelligent Design nicht wegen seiner logischen, sondern wegen der emotionalen Kraft sticht, die in der Ehrfurcht des Menschen im Angesicht des Universums wurzelt – eine immer wiederkehrende Reaktion.
Diese Einsichten beweisen Gott nicht, weisen aber vielleicht den Weg zu ihm.
Die Suche nach außerirdischer Intelligenz
Der Antrieb, nach extraterrestrischer Intelligenz zu suchen ( SETI ), wurzelt auch in einer christlichen Sicht von der Schöpfung. Der Historiker Colin Russell wies auf einen gemeinsamen Zug in zahlreichen Spekulationen des 17. Jahrhunderts um andere Welten hin: Dabei wurde betont, dass Gott Leben beliebig oft und überall erschaffen könne und dass der Kosmos nicht allein zum Nutzen der Menschheit, sondern dazu existierte, um überall von seinem Ruhm zu künden. Noch weiter ging der Kosmologe E. A. Milne: »Ist der Hinweis respektlos, dass ein unendlicher Gott kaum Gelegenheit fände, sich zu erfreuen, Seine Göttlichkeit walten zu lassen, wenn ein einziger Planet Sitz seines Wirkens wäre?«
C. S. Lewis (1898–1963): »Ich glaube an das Christentum, wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist: nicht weil ich es sehe, sondern weil ich durch es alles andere sehe.« © © Bridgeman Art Library/Private Collection
Die wissenschaftliche Jury treibt immer noch die Frage um, ob es im Universum anderes intelligentes und bewusstes Leben gibt. Dank neuer Beobachtungstechniken wurden außerhalb unseres Sonnensystems Hunderte von Planeten entdeckt. Dies erhärtete die Vermutung, dass sehr viele der jeweils 100 Milliarden Sterne in den 100 Milliarden Galaxien von Planeten umkreist werden. Das spricht für die Möglichkeit, dass weitere Planeten im Universum Bedingungen erfüllen, die Leben ermöglichen. Andererseits heben Biologen hervor, dass die Entwicklung bewussten Lebens auf höchst prekäre Weise von zahlreichen Aspekten der physikalischen Gesetze und der Verhältnisse auf der Erde abhänge. Wenn wir auf der Oberfläche des Mars Hinweise auf primitives Leben fänden (und nachweisen könnten, dass es nicht von der Erde stammt), belegte dies, dass sich auch anderswo im Universum Leben entwickeln kann, wenn es auch nicht gleich jede Amöbe dank der Evolution zu Intelligenz bringen muss! Tatsächlich erinnert heute die leblose Marsoberfläche daran, dass zahlreiche Bedingungen exakt erfüllt sein müssen, damit intelligentes Leben entsteht, mögen die Bausteine für Leben auch haufenweise vorliegen.
Während das SETI -Programm weiter nach Signalen aus anderen Zivilisationen späht, ist die anhaltende Stille des Himmels eher entmutigend. In den 1950er Jahren meinte der Physiker Enrico Fermi: Wenn das Universum viele Zivilisationen hervorbrächte, dann »wären sie auch hier angekommen«. Während es manche als klar erwiesen ansehen, dass UFO s existieren und Außerirdische Erdbewohner verschleppen, stößt dies bei der erdrückenden Mehrheit der Wissenschaftler auf Ablehnung.
Was aber würde die Entdeckung außerirdischer Intelligenz für die Religion und insbesondere für den christlichen Glauben bedeuten? Beeindruckt von anthropischen Gleichgewichten, die Leben ermöglichen, glaubt Paul Davies, dass es bislang unentdeckte Prinzipien der Komplexität, der Organisation und des Informationsflusses gebe, die mit den physikalischen Gesetzen in Einklang stünden, aber nicht auf sie reduzierbar seien. Und diese führten zu intelligentem Leben. Sollte sich dies als richtig herausstellen, so Davies, erschiene der Atheismus weniger verlockend und eine Art Intelligent Design plausibler. Allerdings würde die Entdeckung außerirdischen Lebens auch das unterminieren, was er als den Anspruch der Christenheit ausgemacht hat: die besondere und exklusive Beziehung des Menschen zum Schöpfer. Wenn wir nicht allein sind, sind wir auch nicht besonders. Auch wenn dieser Anspruch – mit Davies – in einigen Äußerungen des Christentums erkennbar ist, stimmt er mit der traditionellen christlichen Position nicht überein. Wie Russell hervorhebt, war die Beliebtheit der Spekulation über andere Welten im
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