Gott oder Zufall?
17. Jahrhundert ein bedeutsamer Indikator dafür, dass die biblischen Werte über die des Aristoteles die Oberhand gewannen: Im aristotelischen Universum waren Position und Status eng miteinander verknüpft: Wir waren deshalb besonders, weil die Erde im Zentrum aller Dinge stand. Dagegen knüpft die Bibel den Status nicht an den Ort. Würde und Wert des Menschen entspringen dem Geschenk seiner Beziehung zu Gott. Eine solche kann auch ohne Exklusivität besonders sein. Daher stellt außerirdische Intelligenz für den christlichen Glauben, wonach Männer und Frauen in den Augen Gottes etwas Besonderes sind, keinerlei Problem dar. Vielmehr vermag sie sogar die Ehrfurcht darüber vergrößern, wie großartig dieser Gott ist, der in der Schöpfung eine solche Vielfalt und Extravaganz hervorbringt.
Würde ein Erfolg von SETI den zentralen christlichen Anspruch unterminieren, wonach Gott in Jesus Mensch geworden ist, um mit den Menschen in Kontakt zu treten und sie von der Sünde zu erlösen? Der christliche Glaube beruht zwar auf einer bestimmten Offenbarung zu einer bestimmten Zeit für ein bestimmtes Volk, gilt aber universell für alle Zeiten und Menschen. Christen durchdachten dies mit Blick auf andere Kulturen und Glaubensgemeinschaften, wobei wenige auch außerirdische Intelligenz einbezogen. Ihre Spekulationen folgten zwei unterschiedlichen Richtungen. Für manche gilt die Offenbarung Gottes in Jesu ein für alle Mal für das gesamte Universum, weshalb sich Christen als kosmische Missionare betätigen müssten. Andere, wie der Theologe E. L. Mascall, sahen es so: Wenn die Erlösung im Zentrum von Gottes Streben stehe, würde er sicherstellen, dass seine Kreaturen von ihr wüssten. Mascall hebt hervor, dass Erlösung durch Fleischwerdung erlangt werden müsse. Dass Jesus Mensch wurde, lasse es zweifelhaft erscheinen, dass sein Erlösungswerk auf Wesen verschiedener Art zugeschnitten sei: Also müsse er als Außerirdischer zu Fleisch werden. Die Entscheidung zwischen beiden Sichtweisen gebietet Sorgfalt. Der christliche Glaube versteht Gott im Menschenfleisch auf beiderlei Art: als Zeichen, wie Gott ist, und als Erlösung von der Sünde. Zu Recht fragte C. S. Lewis: Wenn Außerirdische existieren und intelligent sind, sind sie dann auch so sündig wie Menschen?
Auf einige dieser Fragen gibt es erst dann Antworten, wenn, oder falls überhaupt, SETI erfolgreich ist. Immerhin ist anzumerken, dass die Faszination, die SETI ausübt, auch religiöse Anliegen widerspiegelt: Sind wir im Kosmos allein? Knüpft sich der Sinn des Universums an die Existenz intelligenten Lebens? Was ist das Wesen der Menschen in Bezug auf die übrige Schöpfung? Und welche Hoffnung besteht, dass wir, so Fred Hoyles Worte, »durch irgendein wundersames interstellares Eingreifen von uns selbst erlöst werden«?
Die Erdgeschichte ⬅
Die präziseste Schätzung veranschlagt das Alter der Erde, die sich aus interstellarer Materie zusammenballte, auf 4,567 Milliarden Jahre – mit einer Unsicherheit von nur zwei Millionen Jahren. (Und die Reihe 4567 ist auch noch leicht zu merken.) Damit ist unser Heimatplanet nur ein Drittel so alt wie das Universum. In den neun Milliarden Jahren vor seiner Entstehung waren seit dem Urknall bereits alle Elemente in unserem Sonnensystem dadurch entstanden, dass Sterne geboren wurden und explodierten.
Schon kurz nach ihrer Entstehung, in einer Phase, in der sie heftig von Meteoriten bombardiert wurde, hatte die Erde bereits einen ähnlichen Aufbau wie heute: Ihr dichter und fester innerer Kern besteht hauptsächlich aus Eisen mit bedeutenden Anteilen an Nickel sowie kleineren Mengen an weiteren Elementen. Umgeben wird dieser innere von einem flüssigen äußeren Kern mit ähnlicher Zusammensetzung. Dieser ist für die Existenz des Lebens auf der Erde entscheidend: Er produziert das Magnetfeld, das wie ein Schild die Erde umgibt und sie gegen den Großteil der Sonnenstrahlen abschirmt. Ohne diesen äußeren Kern wäre das uns bekannte Leben unmöglich. Zweitens liefert seine Hitze die Energie, welche die tektonischen Platten verschiebt, Erdbeben auslöst und die Vulkane befeuert, die Nährstoffe in einen Kreislauf pumpen, von dem alles Leben abhängt.
Umgeben ist der Erdkern von der dicken Schicht des sogenannten Erdmantels. Seine deutlich andere Zusammensetzung besteht aus Silikatgestein, das reich an Eisen und Magnesium ist. Von plastischer Konsistenz, ist er in geologischen Zeiträumen fließfähig und
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