Gott oder Zufall?
Christen mag er zum Staunen über die Kreativität und Souveränität des Schöpfergottes bewegen. Und er flößt mit Blick auf die Stellung des Menschen im Universum Demut ein angesichts einer so langen Geschichte von Kosmos und Erde, in deren Verlauf ein Ort entstand, an dem Menschen nicht nur leben, sondern sich auch erfolgreich behaupten konnten.
Typische Lebensformen der verschiedenen Erdzeitepochen © © Lion
Die letzten Jahrtausende der Erdgeschichte wurden am stärksten durch menschliche Einflüsse geprägt. Inzwischen verändern wir die Erde stärker als jeder geologische Prozess bislang. Wir bewegen in jedem Jahr mehr Steine, Sand und Kies, als auf natürlichem Weg transportiert werden, etwa durch Flüsse, Gletscher, Erosion, Vulkanausbrüche, Stürme oder die Wirkung von Wellen und Meeresströmungen. Wir sorgen für das massenhafte Aussterben von Tierarten, die Schätzungen nach tausendmal schneller verschwinden als durch die Natur. Wir befeuern einen Klimawandel, der sich deutlich rascher vollzieht als alles, was aus dem erdgeschichtlichen Archiv bekannt ist, und beeinflussen so die Biosphäre, die Sturm- und Niederschlagsmuster, die Höhe der Meeresspiegel und das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Mittellosen und Marginalisierten in der Welt.
Datierungsmethoden
Als Grundmethode der geologischen Datierung bestimmen die Forscher die Reihenfolge, in der Gesteinsschichten entstanden: Jüngere Schichten liegen über älteren, wenn ihre Folge später nicht gestört wurde. Gesteinseinheiten aus demselben Erdzeitalter lassen sich weltweit miteinander vergleichen, wenn sie besondere Merkmale tragen, die sich mit der Zeit verändern. So dienen sogenannte Leitfossilien zur Bestimmung des Alters. Sämtliche Gesteine mit identischen Fossilien stammen aus derselben Zeit. Allerdings hat diese Methode auch Grenzen: Fossilien lassen eine Datierung nur für die letzten 10 Prozent der Erdgeschichte zu und geben nicht das absolute, sondern nur das relative Alter einer Gesteinsschicht innerhalb der globalen Folge an. Das absolute Alter eines Gesteins lässt sich – als eine Methode – anhand bekannter zyklischer Wechsel ermitteln, vergleichbar der Altersmessung anhand der Dicke von Jahresringen eines Baumes. So konnten Baumringe bis zurück aufs Jahr 8400 v. Chr. datiert werden. Jahresschichten finden sich auch in den Skeletten von Korallen, den Sedimenten von Seen und den Eiskappen Grönlands und der Arktis. Ein 3190 Meter langer Eisbohrkern aus der Antarktis reichte bis an eine 740000 Jahre alte Eisschicht heran. Während die Jahresschichten im oberen Eis beim Zählen zu eindeutigen Ergebnissen führen, liegt das Eis in größerer Tiefe allerdings so stark komprimiert vor, dass die Fehlermarge von ca. 2 Prozent bei einem Alter von 11 000 Jahren auf 10 Prozent bei einem von 150000 Jahren steigt. Veränderungen in der Umlaufbahn der Erde verursachen in den Klimamustern langfristig wiederkehrende Schwankungen, die sogenannten Milankovic-Zyklen, die 19000 bis 413000 Jahre dauern können. Diese Zyklen, die sich anhand ihrer klimatischen Auswirkungen auf alte Sedimente identifizieren lassen, ermöglichen eine präzise Datierung für ein Alter von bis zu 30 Millionen Jahren. Dank unregelmäßig wiederkehrender Veränderungen des Erdmagnetfelds lässt sich Vulkangestein, aus dem fast der gesamte Meeresboden besteht, auf ein Alter von bis zu 170 Millionen Jahren datieren.
Die Klimaverhältnisse der Vergangenheit lassen sich anhand von Eisbohrkernen bestimmen. © © Art Archive/ www.picture-desk.com /
Die nützlichste Methode zur Datierung älterer Gesteine ist die radiometrische Altersbestimmung. Sie beruht darauf, dass viele Atome instabile Kerne (»Elternnuklide«) enthalten, die beim spontanen Zerfall in einen niedrigeren Energiezustand (»Tochternuklide«) übergehen. Da dieser radioaktive Zerfall nur auf der Beschaffenheit des Atomkerns beruht, läuft er unabhängig vom physikalischen und chemischen Umfeld wie Druck, Temperatur und den chemischen Bindekräften immer gleich schnell ab. Deswegen sind solche Kerne ideale Zeitmesser. In einfachster Form funktioniert die radiometrische Altersbestimmung so, dass in einem Isotopensystem mit bekannter Zerfallsrate das Verhältnis zwischen Töchtern und Eltern gemessen wird. Fehldatierungen beugt man am besten dadurch vor, dass man gleich zwei oder mehrere Zerfallssysteme zum
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