Gott oder Zufall?
Prozession«, wie Darwins Kritiker, der achte Herzog von Argyll, es nannte). Dessen ungeachtet und trotz vieler Unsicherheiten herrscht derzeit allgemeines Einvernehmen unter den Fachleuten, dass die Gattung
Homo
von
Australopithecus
in Afrika abstammte, wobei die frühesten in die Gattung
Homo
klassifizierten Fossilien vor 2,0 und 1,6 Millionen Jahren auftraten; sie werden als
Homo habilis
bezeichnet. Vor etwa 1,8 Millionen Jahren erschien in Ostafrika eine neue Form des
Homo, Homo erectus.
Die Skelette von Affen (Gibbon, Orang-Utan, Schimpanse, Gorilla und Mensch), wie T. H. Huxley sie in seinem Buch
Man’s Place in Nature
zeigt. Alle Arten stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, doch es ist nicht richtig, zu unterstellen, dass diese erwachsenen Formen einen evolutionären Ablauf darstellen. © © Q2A Media
Er hatte in Afrika mehr als eine Million Jahre Bestand, verbreitete sich aber auch darüber hinaus bis nach Asien. Sein Hirnvolumen betrug 800–900 ml, was ein Drittel mehr war als bei
H. habilis,
und sein Gesichtsschädel war weniger vorspringend. Bis 200000 Jahre reichen die frühesten in Afrika gefundenen Fossilien zurück, die als anatomisch moderne Menschen betrachtet werden (Hirnvolumen etwa 1100–1300 ml). Funde in anderen Teilen der Welt sind jünger – sie weisen auf die »Große Wanderung« aus Afrika hin, die vor etwa 60000 Jahren stattgefunden haben soll. Die Neandertaler traten in Europa und Südwestasien vor etwa 200000 Jahren auf. Sie werden heute als Unterart von
Homo sapiens
angesehen und existierten mit diesem zusammen, bis sie vor etwa 30000 bis 40000 Jahren ausstarben.
Die Schädel von einigen mutmaßlichen Vorfahren moderner Menschen © © Q2A Media
Durch Entwicklungen in der Molekularbiologie wurde unsere genetische Nähe zu den anderen Primaten festgestellt. Eine frühere Berechnung, nach der Menschen und Schimpansen 98,4 Prozent gemeinsame Gene haben, ist nun, da die Sequenzierung beider Genome abgeschlossen ist, auf 96 Prozent korrigiert worden. Etwa 35 Millionen Veränderungen an einzelnen Nukleotiden (den »Buchstaben« des »genetischen Alphabets«) trennen uns damit von unseren nächsten lebenden Verwandten, was etwa ein Prozent des Genoms ausmacht. Die von den Genen unmittelbar codierten Proteine bleiben zwischen Schimpansen und Menschen stark erhalten: 29 Prozent sind identisch, und der Rest unterscheidet sich im Mittel nur durch zwei Aminosäuren. Wir haben ein Paar weniger Chromosomen als alle anderen Menschenaffen (23 statt 24), doch der Unterschied ist die Folge einer einfachen durchgehenden Verschmelzung zweier getrennter Elemente des Chromosomensatzes der Affen.
Im Rift Valley, einem Tal, das sich viele Kilometer durch Ostafrika erstreckt, wurden zahlreiche fossile Skelette von Hominiden gefunden. © © Corbis/George Steinmetz
Weitere Beweise für eine gemeinsame Abstammung stammen aus der Erforschung alter repetitiver Elemente ( ARE s); sie sind auf die Nukleotidsequenzen zurückzuführen, die kopiert und in andere Teile des Genoms eingeschoben werden – normalerweise ohne funktionelle Konsequenzen. Die Genome von Säugetieren enthalten eine große Anzahl an ARE s: Sie machen fast die Hälfte des menschlichen Genoms aus. Interessanterweise treten sie oftmals an den genau jeweils übereinstimmenden Stellen bei den Genomen von Maus, Schimpanse und Mensch auf, was genau dann der Fall wäre, wenn Mäuse, Schimpansen und Menschen gemeinsame Vorfahren hätten. Angesichts der Tatsache, dass ARE s zumeist keine Funktion tragen und mehr oder weniger zufällig eingeschoben werden, ist es praktisch unmöglich, alternative Erklärungen zu formulieren.
Diese Karte zeigt den zeitlichen Ablauf und die geographische Ausdehnung der Wanderbewegungen der frühen Menschen seit ihrem Ursprung in Ostafrika. Die Zahlen zeigen, vor wie vielen Jahren die verschiedenen Teile der Erde besiedelt wurden. © © Q2A Media
Retrovirale Insertionen liefern noch ein weiteres Argument für die gemeinsame Abstammung von großen Menschenaffen und Menschen. Retroviren wandeln ihr RNA -Genom in DNA um, die dauerhaft in die DNA einer Wirtszelle integriert wird. Wenn die infizierte Zelle eine Keimzelle ist (Ei- oder Samenzelle), dann kann die retrovirale DNA an die Nachkommen weitergegeben und damit zu einem permanenten Bestandteil von deren Genom werden, was in diesem Fall als
endogene retrovirale Insertion
bezeichnet wird.
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