Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
Vom Netzwerk:
vorstellen soll, dass Gott ins Weltgeschehen eingreift, wird an anderer Stelle diskutiert (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ Interaktionistische Positionen
). Das ist kein Problem, das speziell die Evolution betrifft, sondern es ist ein Bereich, der verschiedentlich zu religiös Gläubigen führt, die eine gewisse Form metaphysischer Triebkräfte vorschlagen, um im Gesamtprozess bestimmte Stadien (im Gegensatz zu anderen) zu »erklären« – angefangen von der Beklommenheit unter Darwins Zeitgenossen bis hin zu der offenen Feindschaft gegen die Evolution der Anhänger des Intelligent Design, das zu der Vorstellung führte, dass »Design« erforderlich sei, um »natürliche Prozesse« zu ergänzen (siehe Kapitel
Biowissenschaften/​ Intelligent Design
).
     
    2. Zufall
    Eine übliche Kritik der natürlichen Selektion bezieht sich darauf, dass sie von zufällig auftretenden Mutationen abhängig sei. Diese Kritik missversteht jedoch den Prozess der Evolution. Die darwinistische Evolution beruht nicht auf Zufall, wenn wir den gesamten Prozess in Betracht ziehen: Anpassung ergibt sich aus der Selektion vorteilhafter Varianten, und das ist ein deterministischer, ein zufallsunabhängiger Prozess. Der Zufall wird deshalb beschuldigt, weil die Entstehung nicht vererbter Variationen zufällig erfolgt, indem sie auf Mutationen beruht oder – was bei Organismen, die sich sexuell vermehren, von noch größerer Bedeutung ist – auf der phänotypischen Ausprägung neuer Varianten durch Rekombination. Obwohl es stimmt, dass Anpassung eher mit dem Kampf ums Überleben und mit der Möglichkeit der Genweitergabe als mit einem langfristigen Nutzen zusammenhängt, ist es falsch zu behaupten, die »darwinistische Evolution« sei ein ganz und gar zufälliges Geschehen. Natürlich ist der Umfang realisierbarer Optionen für jegliches Merkmal so beschränkt, dass – wann immer Varianten auftauchen und der Selektion unterworfen sind – nachfolgende Veränderungen im Lauf der Zeit zum äußeren Erscheinungsbild eines Fortschritts führen können. Die natürliche Selektion ist der einzige bekannte wissenschaftliche Mechanismus, durch den Organismen an ihre Umgebung angepasst werden.
     
    3. Verschwendung und Leiden
    Ein riesiger Stolperstein war für Darwin selbst das Leiden von Tieren. Er schrieb an Asa Gray, Professor für Botanik in Harvard: »Ich gestehe aber zu, dass ich nicht so deutlich, wie es andere sehen und wie ich selbst tun zu können wünschte, Beweise von Absicht und von Wohltätigkeit auf allen Seiten um uns herum erkennen kann. Ich kann mich nicht dazu überreden, dass ein wohlwollender und allmächtiger Gott mit vorbedachter Absicht die Ichneumiden oder Schlupfwespen erschaffen haben würde mit der ausdrücklichen Bestimmung, sich innerhalb des Körpers lebender Raupen zu ernähren, oder auch, dass eine Katze mit den Mäusen erst spielen solle.«
     
    Adam und Eva und die Schlange,
von Andrea Mantegna (1431–1506)  ©  © Art Archive/​ www.picture-desk.com /​Musée du Louvre Paris/​Gianni Dagli Orti
     
    Gott erklärte seine Schöpfung für »gut« … für »sehr gut«. Dennoch war das sein Urteil – nicht
wir
haben das gesagt (Jesaja 55,8). Es verwies auf seine eigene Einschätzung seiner Tat und bezog sich nicht auf ein Endstadium der Vollkommenheit. Wir können darauf vertrauen, denn die Schöpfung wurde uns übergeben, um sie zu bebauen und zu hüten (Genesis 2,15). Manche Leute meinen, dass weitverbreitete Konflikt- und Todesfälle in der Welt der Natur das Werk Gottes trübten, was sie für die unmittelbare Folge von Gottes Fluch auf Adam und Eva nach deren Ungehorsam hielten, wie es in Genesis 3 berichtet wird. Doch diese Erklärung versagt, denn es ist allgemein anerkannt, dass es vor dem Aufkommen der Menschheit viele Millionen Jahre Leben auf der Erde gab – und dazu gehörte unweigerlich schon der Tod in großem Umfang dazu. Es existieren viele Fossilien von Tieren, die lange Zeit lebten, bevor Menschen auftauchten, die aber Krankheiten hatten (wie die Dinosaurier mit ihren rheumatischen Gelenkbeschwerden). Im Fossilbericht sind keine Veränderungen zu dem Zeitpunkt festgestellt worden, an dem die Menschen in Erscheinung traten, die der Sünde zugewiesen werden können. Die häufigste Erklärung für tierische Krankheiten lautet, dass es eine unvermeidbare Konsequenz dessen sei, wie die Welt der Natur wirkt. Mutationen seien eben notwendig, um die wundervolle Vielfalt auf der Welt

Weitere Kostenlose Bücher