Gott oder Zufall?
Diese kann, wie im Diagramm unten gezeigt, in den Abkömmlingen der Wirtszelle erkannt und als Marker verwendet werden, um ihre Herkunft zu verfolgen. Ähnliche Angaben sind reichlich vorhanden und liefern sehr starke Beweise für einen gemeinsamen Vorfahren von Affen und Menschen, wie sie auch den »Familien« – oder phylogenetischen Stammbaum bestätigen, der auf der Basis von genetischen (das heißt: von DNA -)Ähnlichkeiten beruht. Auch wenn die Ähnlichkeiten zwischen den Genomen von Mensch und Schimpanse verblüffen mögen, sind die beiden Arten offenkundig doch sehr unterschiedlich. Viele der unterscheidenden menschlichen Merkmale (wie Hirnvolumen, Haarlosigkeit, längere Jugendzeit) kann auf einen Wandel der Entwicklungsgeschwindigkeit
(Neotenie)
beim menschlichen Stammbaum – was genetisch einfach sein könnte – vielleicht als Resultat von Mutationen in einem einzigen Gen (oder in sehr wenigen Genen) zurückgeführt werden. Mehrere Studien haben Gene zu Tage gefördert, bei denen wir uns von den Schimpansen unterscheiden; einige von ihnen scheinen in besonderem Maße an der Hirnentwicklung beteiligt zu sein.
»Springende Gene« vervielfältigen sich in den Genomen aller Organismen; Menschen bilden da keine Ausnahme. Das Diagramm zeigt die Zeiten an, wann eine Sorte solcher Gene (Alu-Sequenzen) in das Genom von Affen eingebaut wurde; die Nummern weisen auf die Anzahl von Genen in jeder Phase hin. Angaben dazu erlauben die Feststellung der Beziehungen, die zwischen den unterschiedlichen Gruppen bestehen. © © Lion
Eine Eigenschaft, die beim Menschen allgemein als höchst bedeutsam akzeptiert wird, ist die Komplexität der Sprache – ohne damit die Differenziertheit und die Vielschichtigkeit der Kommunikation in vielen nicht-menschlichen Gruppen zu leugnen. Ein Hauptunterschied zwischen Affe und Mensch ist nicht die Fähigkeit, sinnvolle Laute zu produzieren, sondern diese Laute auch präzise unter Kontrolle zu haben. Ein vermutlich bedeutungsvoller Wandel im menschlichen Stammbaum liegt in einem Gen namens
FOXP 2 (Forkhead-Box P2)
vor; es codiert ein Protein, das zur Steuerung von Genen dient, die bei der Entwicklung von Grammatik, Sprachproduktion, nonverbaler Intelligenz und der Regulierung von Mund- und Gesichtsbewegungen sowie bei der Entwicklung des Kleinhirns eine zentrale Rolle spielen. Dieses Gen ist hoch konserviert: Mäuse und nichtmenschliche Primaten unterscheiden sich dabei in nur einer von seinen 715 Aminosäuren, wohingegen das Gen bei Menschen und Neandertalern identisch ist. Verblüffenderweise erzeugten zwei Nukleotidveränderungen am langen Arm von Chromosom 7 (derselbe Abschnitt, der bei der Bestimmung einiger Autismusformen beteiligt ist) bei 15 von 31 Trägern dieses Gens einer Familie in drei Generationen vielfältige Symptome, einschließlich der Unfähigkeit, sich sprachlich verständlich zu äußern. Interessanterweise ist das FOXP 2-Gen außerdem bei der Geräuschkommunikation anderer Arten beteiligt, auch bei Mäusen und Singvögeln. Studien bei niederen Tieren weisen darauf hin, dass das FOXP 2-Protein in vielen Hirnregionen vorkommt, sogar in Geweben außerhalb des Hirns wie in Lunge und Darm.
Ein tiefes Verständnis der Evolution sprachlicher Fähigkeiten wird noch viele weitere Jahrzehnte der Forschung in Anspruch nehmen, und das gilt auch für die Vererbung von uneigennützigem, sozialem Verhalten. Darwin wusste nicht, wie eine Selektion vor sich gegangen sein könnte, um ein solches sich selbst aufopferndes Kooperieren hervorzubringen. In seiner
Abstammung des Menschen
schrieb er: »Wer bereit war, lieber sein Leben zu opfern, als seine Kameraden im Stich zu lassen, konnte häufig keine Nachkommen hinterlassen, die seine edle Natur hätten erben können.« Eine Antwort auf dieses Problem wäre gewesen, wenn statt eines Einzelnen eine Gruppe die Zielscheibe der Selektion gewesen wäre, doch solch ein Prozess scheint höchst unwahrscheinlich – nach all dem, was wir über biologische Tauglichkeit und Weitergabe von Genen wissen. Es blieb J. B. S. Haldane überlassen, einen möglichen Ausweg aufzuzeigen, als er auf Folgendes hinwies: Wenn individuelle Selbstlosigkeit (sogar bis zur Selbstaufopferung) eine ererbte Grundlage hätte und nahen Verwandten helfen würde, dann könnten »Altruismus-Gene« selektiert werden und würden sich infolgedessen innerhalb der Familien weiterverbreiten. Auf diese Weise könnte es Situationen geben, bei denen
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