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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes« (Römer 8,21), stellt er einen Vergleich mit dem Auszug aus Ägypten und dem Einzug ins verheißene Land an, den er in den vorhergehenden Kapiteln entwickelt hat; als das Volk Gottes aus dem Wasser der Taufe kam (als Parallele zur Passage durch das Rote Meer) und dadurch von der Sünde befreit war (von der Sklaverei, als Parallele zu Ägypten), wurde ihm nicht die Thora wie auf dem Sinai, sondern der Geist geschenkt.
    Die Botschaft von Paulus ist eine Botschaft der Hoffnung – so, wie die Befreiung des Volkes Gottes aus dem Exil untrennbar mit Jesaja und dem Jubel der gesamten Schöpfung verknüpft ist (Jesaja 55, 12–13). Diese Deutung der Bibel ist wichtig, weil sie die außergewöhnliche Vorsehung (und Oberherrschaft) Gottes betont und völlig im Gegensatz zu Vorstellungen steht, denen zufolge die Zukunft der Welt auf einer ausgeklügelten Version des Deismus beruht. Letztere (die lediglich eine Spekulation ist) behauptet, die Schöpfung setze sich wie eine Art immanente Entfaltung weiter fort. Theologisch ist das verlockend – und es ist in den vergangenen 100 Jahren wiederholt in der philosophischen Spekulation aufgetaucht: Beim Elan vital von Henri Bergson, der Noogenese von Teilhard de Chardin, dem Pantheismus von Hartshorne, Cobb und Peacocke, bei Lovelocks Gaia, dem »Versprechen der Natur«, wie es von John Haught befürwortet wird, oder der »starken Emergenz«, wie sie von Philip Clayton vorgeschlagen wurde. Der viktorianische Theologe Aubrey Moore begrüßte den Darwinismus, weil »er in der Verkleidung eines Widersachers das Werk eines Freundes leistete«. Er argumentierte, dass der Deismus des frühen 19. Jahrhunderts Gott aufgegeben habe, »der in glanzvoller Pracht in einem entlegenen Winkel des Universums thronte … Die Wissenschaft hatte den Gott der Deisten immer weiter weggeschubst, bis zu dem Augenblick, wo es schien, als sei er völlig ausgestoßen, da der Darwinismus auftauchte und … der Philosophie und der Religion einen unschätzbaren Vorteil verschaffte, indem er zeigte, dass wir uns zwischen zwei Alternativen zu entscheiden hatten. Entweder ist Gott überall in der Natur präsent oder nirgends.«
    Ein lohnender Ansatz scheint die seit langem bestehende Überlieferung zu sein, dass Gott zwei Bücher geschrieben habe: ein Buch der Worte (die Bibel) und ein Buch der Werke (die Schöpfung): Sie werden ausdrücklich in Psalm 19 genannt (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ Die »Zwei Bücher«
). Die Bücher haben denselben Urheber, sind aber in ganz unterschiedlichen Sprachen verfasst, und man muss sich ihnen daher in ganz unterschiedlicher Weise nähern, um sie zu verstehen. Die Schöpfung kann uns nicht unmittelbar irgendetwas über die Erlösung sagen, und ebenso wenig kann uns die Bibel ausführlich jedes kleinste Detail des Lebens erklären. Das war der Grund, weshalb besonders Karl Barth (1886–1968) das Studium der natürlichen Welt als irrelevant für die Theologie herabsetzte. Das Studium der natürlichen Welt ist die Wissenschaft, und was noch wichtiger ist, jeder Widerspruch zwischen den beiden Büchern muss falsch sein. Auf der Titelseite von der
Entstehung der Arten
zitierte Darwin Francis Bacon: »Schlussfolgernd also lasse man niemanden aus einer schwachen, eingebildeten Ernsthaftigkeit heraus oder in einer falsch verstandenen Zurückhaltung denken oder daran festhalten, dass man das Buch von Gottes Wort oder das Buch von Gottes Werken jemals zu weit oder zu genau ergründen könne, in der Theologie oder in der Philosophie (Welt-Anschauung, Naturkunde), sondern es möge sich jedermann bemühen, unendlichen Fortschritt und Fertigkeiten auf beiden Gebieten zu erreichen.« Bacon selbst tat viel dafür, um das auszuüben, was er predigte; seine Schriften motivierten viele der Gründer der Royal Society im 17. Jahrhundert.
    Die Bibel lehrt, dass Gott uns in diese Welt gestellt hat, um sie in seinem Auftrag zu bewahren und zu pflegen. Das Ziel für uns Christen in diesem Leben ist es daher, den, der uns erschaffen hat und uns am Leben erhält, mit unseren Lippen und unserem Leben zu rühmen – aber auch in Gemeinschaft mit der übrigen Schöpfung (Psalm 148). Gott sandte seinen Sohn, um den
Kosmos
zu erlösen (Johannes 3,16). Die Tatsache, dass wir nach Gottes Bild erschaffen wurden, spielt eine wichtige Rolle. Gottes beide Bücher sollten im

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