Gott-Poker (German Edition)
liebe Sie schon seit ich so groß bin.« Sie zeigte mit der Hand auf Hüfthöhe. Die Motten umschwirrten sie wie ein Heiligenschein. Klara mochte den Gärtner, und der Ernst in Marias Stimme ließ sie ins Haus laufen.
Hinterher saß ich mit Maria alleine am Brunnen. »Warum hast du das gemacht?«, fragte ich sie.
»Ich wollte seine Augen sehen, in dem Moment, in dem er anfängt, mir zu glauben.« Sie setzte ihre halbvolle Bierflasche an die Lippen und ließ bis auf den letzten Tropfen alles in sich hineinlaufen, ohne abzusetzen.
In dieser Nacht schliefen wir das erste Mal miteinander, im Gras am Brunnen, direkt unter Klaras Fenster.
Klara sah aus den Augenwinkeln, wie ein schwarzer Mond die Sonne auffraß und die Dinge ihren Schatten verloren. Ihre Hand begann zu zittern, doch sie wischte die Dunkelheit beiseite und las weiter.
Sicher hat Maria auch diesen Club nur übernommen, um zu sehen, was passiert, wenn man die Leute in Schwierigkeiten oder zumindest in maximal merkwürdige Situationen bringt, und damit überhaupt etwas passiert, tönend, laut und am besten in einer Katastrophe mündend. Leise Töne kann sie nicht aushalten.
Ich mag die Baronin, und ich finde es gemein, Feldversuche mit ihr anzustellen. Außerdem, was soll die Baronin auch schon groß machen, wenn ich unter dem Mantel nackt bin – viel mehr als zu sagen »oh wie schön« oder »nein wie aufregend« oder im schlimmsten Fall auch einen Lachanfall bekommen kann die Baronin ja gar nicht machen. Mir ist das egal, und die Baronin zahlt ohnehin sehr gut. Wenn ich mehr Geld wollte, müsste ich nur etwas länger bleiben und danach noch ein bisschen mit ihr im Bett liegen und sie am Kopf kraulen. Die Baronin liebt es sehr, wenn man mit den Fingernägeln nicht ganz leicht, aber auch nicht ganz fest ihre Kopfhaut kratzt. Sie sagt, es mache so einen herrlichen Lärm im Schädel, als gäbe es nur meine Finger und diesen Lärm und sonst nichts.
Geld spielt für die Baronin überhaupt keine Rolle. Sie will nur richtig hergenommen werden und d anach in meinen Armen liegen und am Kopf gekratzt werden. Manchmal weint sie dann und meine Brust wird ganz nass. Manchmal ist sie aber auch fröhlich und streicht mit ihren Fingern durch die Haare auf meiner Brust und meinem Bauch und formt aus ihnen Gesichter, die nur sie erkennen kann. Dann lacht sie, weil ich sage, dass ich nichts sehe. »Doch doch«, sagt sie dann, »siehst du das denn nicht, das sind die Ohren, hier die Augen und das da ist der Mund, das ist ein Leopard, so wild wie du.«
Dann prustet und kichert sie weil sie so etwas Blödes gesagt hat und ihr warmer Atem fliegt über meinen Arm und meine Brust zu meinem Bauch und macht das Leopardengesicht wieder kaputt. Das h abe ich Maria nicht erzählt, sonst setzt sie nur wieder ihr interessiertes Gesicht auf und schreibt dann eine ihrer Geschichten darüber, und das möchte ich nicht.
Ich habe gesagt , dass ich nicht glaube, dass die Baronin mehr zahlt, nur weil ich unter dem Pelzmantel nackt bin, solche Sachen seien ihr ganz egal. Aber Maria kann sich so etwas eben nicht vorstellen. »Trotzdem«, sagte sie, »wirst du morgen nur den Pelzmantel anziehen.« Ich habe ihr gesagt, dass der Mantel dann aber gefüttert werden muss, denn als ich ihn das letzte Mal anhatte, habe ich überall dort, wo die Nähte verliefen, rote, abgeriebene Stellen bekommen, obwohl ich darunter noch ein Hemd anhatte. Außerdem war es zu kalt, weil überall der Wind hinein geblasen hat. Von außen sieht der Mantel warm und glänzend und sehr schick aus, aber in Wirklichkeit ist er steif und ungemütlich und überhaupt nicht warm.
»Kein Problem«, hat Maria gesagt, und den Joe in die Stadt geschickt, um einen dicken weichen Stoff zu kaufen. Joe kam zurück mit einem dicken dunkelblauen Fließstoff, den Maria genommen und geschickt an der Nähmaschine hantierend in meinen Pelzmantel eingenäht hat.
Nach weniger als einer Stunde war sie fertig. Sie zog mir den Pelzmantel an und berührte mich dabei ein wenig mehr, als nötig gewesen wäre. Ich versuc hte sie auf den Boden zu zerren, aber wenn wir in ihrem über und über verspiegelten Büro sind, tut sie immer furchtbar professionell. Wir waren alleine, doch durch die Spiegel schien es so, als wären es viele, viele, die im Raum sind, was Maria offenbar schwer zu schaffen machte. »Denk doch mal an Klara«, sagte sie empört und warf mich raus.
Ich ging durch eine der Spiegeltüren in den Club hinüber und
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