Gott-Poker (German Edition)
betrachtete mich in meinem neuen Pelzmantel, bis der Joe hereinkam und lachte. »Ach Karl«, sagte der Joe und klopfte mir auf die Schulter, »da sind wir aber schick heute.«
Ich legte mich zu Cora und Eleonore auf die Sofas, und wir unterhielten uns, bis endlich Abend wurde.
Maria setzte sich hinter die Bar, ohne uns eines Blickes zu würdigen, und fing an, mit gerunzelter Stirn auf ihre Tastatur einzuhacken. Sie suchte ein Lied aus und stellte es auf Endlosschleife; das macht sie in letzter Zeit oft, das muss sie von Klara haben.
Jedenfalls bin ich also heute Nachmittag mit meinem neuen, gefütterten Pelzmantel zur Baronin g egangen. Die Leute auf der Straße haben mich ein wenig verwundert angeschaut, dass ich an einem schönen Frühlingstag, an dem man endlich einmal im T-Shirt hätte gehen können, einen Pelzmantel trug. Aber ich konnte ihn ja nicht ausziehen und habe daher nur ein wenig verwundert zurückgeschaut.
Die Baronin wohnt in einer schönen, großen Wohnung, in einem dieser Häuser, in deren Höfe keine Mülltonnen und Fahrräder herumstehen, so ndern ein steinerner Engelsknabe, der das Wasser aus seinem Mund in einen Brunnen plätschern lässt. Wenn man Glück hat, lässt er es aus dem Mund plätschern.
Als ich die Treppe bis zur Wohnung der Baronin hinaufgestiegen war, war mir schon ganz schön heiß geworden. Für gewöhnlich läge die Baronin bei di esem Wetter auf dem Balkon in der Sonne und wartete auf mich, ihr Duft nur für mich ganz frisch und ein bisschen zu intensiv. Doch die Tür war nicht wie sonst immer nur angelehnt. Ich suchte in meinen Taschen nach dem Schlüssel und drückte noch einmal die Klingel, als ich von drinnen Stimmen hörte. Mir wurde noch heißer. Das war doch sicherlich nicht beabsichtigt, dass die Baronin jetzt Besuch hatte. Und was sollte ich nur machen, wenn sie mich hereinbat und mir den Mantel abnehmen wollte! Aber zu spät. Die Klingel hatte ich bereits gedrückt. Ich überlegte, ob ich schnell eine Treppe höher laufen und so tun sollte, als wäre ich gar nicht da, doch da öffnete sich die Tür und ein junger Mann sah mich an.
» Ja, Bitte?«
» Guten Tag – ich wollte zur Frau – ähm – zur Frau Baronin?«
» Kommen Sie doch bitte herein«, sagte er mit einem Blick auf meine Schuhe und öffnete die Tür so weit, dass ich an ihm vorbeigehen konnte. »Sie sind ja viel zu warm angezogen! Meine Mutter ist auf dem Balkon. Ich glaube, sie ist eingeschlafen. Ich werde sie gleich wecken.«
Ich wusste nicht , was ich machen sollte. »Nein, vielen Dank«, sagte ich. »Und wissen Sie, wenn Ihre Mutter schläft, dann lassen Sie sie doch schlafen. Ich komme ein andermal vorbei! Auf Wiedersehen!«
Ich rannte die Treppe hinunter und in den Hof hinaus. Die Tür schlug hinter mir zu.
Ich hätte am liebsten den Kopf unter den wasserspuckenden Engel gehalten, doch die Balkone gehen alle zum Hof hinaus. So hielt ich nur kurz im Vorbeigehen die Hand ins Wasser und wischte mir den Schweiß vom Gesicht. Ich hätte Maria umbringen können, und die Baronin gleich mit.
Klara ließ das letzte Blatt auf ihre Knie sinken.
› Karl!? Maria?! Und eine Baronin?! Mehr zahlt?! ‹ Klara hätte nicht gedacht, dass sie es laut gesagt hatte, doch einige der alten Frauen, die sich an dem hellen, sonnigen Vormittag um die Gräber kümmerten, hatten sich umgedreht und sie angestarrt, als hätte sie es nicht nur laut gesagt, sondern als hätte sie gebrüllt wie ein wildes Tier und damit auf empfindliche Weise die Totenruhe ihrer Männer gestört. Kopfschüttelnd wandten sie sich wieder ihren Gießkannen zu.
Klara saß auf einer Bank auf dem Friedhof, g egenüber der Tür mit dem Stern darin, aus welcher die Frau Kubikova sie soeben hinauskomplimentiert hatte, nachdem sie sich in einer der verspiegelten Türen geirrt hatte, die nach allen Seiten aus Marias Büro hinausführten. Maria hatte Klara zur Weißglut gebracht. Klara hatte sie besuchen wollen, in ihrem Büro, dessen Eingang an einer völlig anderen Straße lag, ein ganzes Stück von hier entfernt, wie es Klara schien, doch Maria hatte wie wild auf die Tastatur ihres Notebooks eingehackt und sie kaum angesehen. »Klärchen, Klärchen, Klärchen«, hatte sie dauernd gesagt, »Klärchen, Klärchen, Klärchen, was du nur immer für Sachen machst«, und war dabei gefährlich auf ihrem Stuhl herumgekippelt. »Wir geben niemals auf, Klara, niemals, versprich mir das«, hatte sie gemurmelt, aber auf Klaras
Weitere Kostenlose Bücher