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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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lenkte den Wagen über Landstraßen. Eine Zeitlang fuhren sie durch einen Tannenwald, der düstere Schatten warf. Einmal lief ihnen ein Tier vor den Wagen, und Ben C. Faust bremste scharf. Klara wurde nach vorne geschleudert und die Baronin stieß einen kurzen, erschreckten Schrei aus. Das Reh stand unbeweglich und starrte das Auto an, sekundenlang, bevor es mit einem Satz im Wald verschwand. Der Wagen fuhr wieder an, das gleichmäßige Schnurren des Motors machte Klara müde. Sie legte den Kopf an Karls Schulter um zu schlafen. Karl legte den Arm um sie.
    Als Klara aufwachte, hatte Ben C. Faust die L imousine vor einer einsam stehenden Villa geparkt, die in einem verwilderten Garten mit knorrigen Kirschbäumen stand.
    »Wir sind da«, sagte die Baronin.
    »Wo sind wir hier?« fragte Klara.
    »Ein Landhaus meiner Familie«, sagte die Baronin, »ich war lange nicht hier. Wir alle – waren lange nicht hier. Lasst uns hineingehen. Du«, sagte sie zu Klara, »du und ich, wir gehen hinein. Die anderen warten im Wagen.«
    Klara drückte eine Klinke herunter . Der Gestank war fürchterlich. Die Tür stieß an eine Kiste. Klara zwängte sich durch den Spalt. Der gesamte Vorraum des alten Hauses war vollgestellt mit Sachen. Klara tastete nach einem Lichtschalter, doch als sie den Schalter anfasste, fiel etwas Schwarzes mit einem ploppenden Geräusch zu Boden. Der Schalter war schmierig. Klara zog die Hand zurück. Durch ein kleines Fenster über der Treppe kam ein dämmriger Lichtschein von draußen herein. Eine alte, mürbe Tapete hing in Fetzen von der Wand. Ein schmaler Pfad führte zwischen dem Gerümpel hindurch. An der Rückseite eines halben Klaviers lehnte eine Leinwand in einem groben Holzrahmen. Klara berührte mit den Fingerspitzen das Holz und wollte die Leinwand nach vorne kippen, um das Bild auf der Rückseite sehen zu können, doch wieder huschte eine riesige schwarze Spinne hervor, rannte über Klaras Hand und fiel zu Boden. Unwillkürlich schrie sie leise und kurz auf. Der Ton hallte in dem dämmrigen Treppenhaus.
    Klara erstarrte. Aus einem Raum, der links vom Flur abging, war gleichzeitig mit dem Hall ihres Au fschreis ein Geräusch gekommen. Ein Kratzen oder ein Rascheln. Klara sah sich um, doch die Baronin war nirgends zu sehen.
    Jetzt war alles wieder still.
    Die Tür zu dem Raum war angelehnt. Klara starrte den abgesplitterten Lack auf dem mürben Holz an. Sie versuchte, die Augen in der Dämmerung scharf zu stellen. Es gab keinen Zweifel: Die Tür bewegte sich beinahe unmerklich hin und her.
    Klara stand reglos. Der Gestank war kaum zu e rtragen, und sie hielt die Luft an. In ihren Ohren und Schläfen und hinter den Augäpfeln klopfte das Blut. Sie hob die Hand und drückte in einer langsamen Bewegung mit den Fingerspitzen die Tür auf. Unter dem Druck ihrer Finger bröckelte der Lack. Die Tür gab lautlos nach. In dem kleinen Zimmer war es fast dunkel. Klara machte einen Schritt nach vorne, dann noch einen, bis sie auf der Schwelle stand. Das einzige Fenster war mit einem Kuhfell verhängt, das an den hinteren Enden, wo die Beine gewesen waren, über dem Fenster in die Wand genagelt worden war. Der Kuhkopf hing nach unten und gab zu seinen beiden Seiten den Blick auf den verwilderten Garten frei. Die Luft war stickig, aber der Gestank nicht so stark wie draußen im Flur. Klara trat in den Raum. Hohe, dunkle Regale standen rundum an den Wänden. Teilweise waren sie mit gläsernen Türen verschlossen. Hinter dem Glas, das mit schwarzen Punkten von den Fliegen übersät war, waren einige Gegenstände auszumachen, Glaskolben, Flaschen mit Flüssigkeiten, fleckige Kupferschalen. Ein Regal, das keine Glastüren hatte, war über und über mit alten, zerfledderten Büchern beladen.
    In der Mitte des Raumes, vor einem rostigen, ve rstaubten Tisch, lagen Tierfelle aufgetürmt. Die meisten schienen von Katzen zu sein, aber Klara sah auch die Felle einer Menge anderer Tiere, Hunde, Kaninchen, Eichhörnchen. Es war totenstill. Der Boden war bedeckt mit den abgezogenen Fellen der kleineren Tiere. Aus den Augenlöchern starrten schwarze oder rötliche Murmeln bewegungslos in den Raum.
    »Schönen guten Abend«, sagte eine Stimme hinter Klara. Klara fuhr herum. Es war niemand zu sehen. »Ich bin hier«, sagte die Stimme. »Du kannst mich nicht sehen, aber ich bin hier. Ich bin immer hier gewesen.« Klara versuchte hinter dem dunklen Glas eine Bewegung auszumachen, aber sie sah nur die Spiegelung des Raumes in den

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