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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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Doktor. »Ich erzähle es dir im Gehen.« Der Doktor bezahlte das Essen mit einer Kreditkarte.
     
    Sie erhoben sich und gingen auf die Straße, wo Ben C. Faust die Limousine in zweiter Reihe geparkt hatte und am Steuer döste. Der Doktor klopfte sachte an die Scheibe, und Ben C. Faust schreckte auf. Er rieb sich die Augen und wusste zunächst nicht, wo er war. Dann ließ er die Scheibe herunter.
    »Wir gehen ein Stück zu Fuß«, sagte der Doktor. »Vielleicht können Sie in der Nähe bleiben.«
    »Sehr wohl, der Herr«, sagte Ben C. Faust und ließ die Scheibe unten, um die kühle Nachtluft einzuatmen. »Und lassen Sie doch endlich dieses alberne ›Sehr wohl der Herr‹«, sagte Sergej und klopfte mit der flachen Hand auf die Motorhaube.
    Als der Doktor mit Franziska, die eine feine D ame geworden war, ein Stück entfernt war, ließ Ben C. Faust den Motor an und folgte ihnen im Schritttempo.
     
    Der Doktor und die Baronin gingen zunächst schweigend. Schwerer Blütenduft stieg ihnen in die Nasen. Unter einer Straßenlaterne sah der Doktor zur Baronin hinüber. Sie stolperte. »Franziska«, sagte er, als er sie auffing, »wir haben uns noch gar nicht richtig begrüßt.« Er zog sie an sich. Sie standen unter dem Licht der Laterne, in dem wie unter einer Dusche die Kirschblüten auf sie herab fielen, standen umarmt und atmeten flach die süße Luft ein. Ben C. Faust stoppte in respektvoller Entfernung den Wagen und ließ ihn im Leerlauf.
    »Es ist so lange her«, flüsterte die Baronin.
    »Ich habe oft gedacht«, sagte der Doktor und hatte Mühe mit seiner Stimme, »ich habe so oft gedacht, dass es völlig überflüssig ist, dass wir uns nie sehen. Es ist doch alles schon so lange her. Und ich vermisse dich manchmal so schrecklich. «
    »Die Welt wäre traurig ohne die Sehnsucht, Serjoša«, murmelte die Baronin, als spräche sie zu j emandem, der tief in ihrem eigenen Inneren steckte.
    »Das Mädchen, das ich mit zu dir gebracht habe, Klara«, sagte der Doktor, »ich habe sie aus dem Krankenhaus geholt. Sie muss alles erfahren. Alles, was Maria sagt, ist: Du musst Klara finden. Bitte, du musst Klara finden. Sie muss alles erfahren, die ga nze Geschichte.«
    Franziska verstand nicht, doch sie nickte. »Me inetwegen bringen wir sie hin«, sagte sie, »es schadet nicht mehr.«
    Sergej atmete erleichtert auf. »Danke«, sagte er. Doch dann fiel ihm etwas anderes ein.
    »Die Schuld«, sagte er, »glaubst du, sie wird irgendwann vergeben?« Franziska zuckte die Schultern.
    »Von wem?« 
    Sie schwiegen. Die Straßenlaternen warfen gelbes Licht. Es wurde kalt. Der Doktor winkte, und Ben C. Faust fuhr vor.
     
    Eine merkwürdige Truppe machte sich im Wagen des Doktors zu einem Ausflug aufs Land auf. Die Baronin trug Karls Pelzmantel. Darüber hatte sie einen weißen Fuchs gelegt, der noch Kopf und Pfoten hatte und aus kleinen Knopfaugen um sich blickte.
    Klara hatte, als die Baronin sich im Flur mit pr üfendem Blick vor dem Spiegel um sich selbst gedreht hatte, die Hand nach dem Fuchsgesicht ausgestreckt, doch die Baronin war offenbar immer noch böse wegen der Bücher. Sie hatte an des Fuchses Stelle ein fauchendes Geräusch von sich gegeben, und Klaras Hand war gesunken. Ihr war elend zumute. Karl sah stumm vor sich hin und rieb seinen Handrücken am Ledersitz des Autos. Lautlos bewegte der Wagen sich durch den Verkehr. Ben C. Faust hatte das Radio angestellt, und sehr leise waren durch die Glasscheibe Töne zu hören. Klara, die in der Mitte zwischen Karl und der Baronin saß, konnte sehen, wie der Doktor, der vorne neben dem Chauffeur Platz hatte nehmen müssen, im Takt zu irgendetwas mit dem Finger auf die Armatur klopfte.
    Sie sah, wie Ben C. Faust zum Doktor hinüber sah und den Mund öffnete, um etwas zu sagen, worau fhin der Doktor zusammenfuhr und das Klopfen einstellte.
    Die Baronin sah mit zusammengekniffenen Li ppen zum Fenster hinaus. Ganz am Anfang der Fahrt hatte sie umständlich aus ihrer Handtasche einen kleinen Spiegel und einen Lippenstift geholt und sich die Lippen nachgezogen, wobei sie Klara einige Male heftig mit dem Ellenbogen in die Seite gerammt hatte. Als die Utensilien wieder verstaut waren, hatte sie die Hände im Schoß verschränkt und sich seitdem nicht mehr gerührt. Das Lied war zu Ende, ein Radiomoderator redete, doch nun regte sich der Brustkorb der Baronin. Aus ihrer Kehle kam ein leises Krächzen, aber als ihre Stimme sich gefangen hatte, sang sie leise das Lied weiter. Ben C. Faust

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