Gott-Poker (German Edition)
müssen ihr helfen!«
» Ist ja gut, kleine Katze«, sagte Karl und nahm del Toro auf den Arm. »Ist ja alles gut.«
» Gar nichts ist gut!« schakte die Katze, und schrie es laut heraus, aber Karl verstand es nicht.
Klara erwachte, weil eine Katze sich um ihren Hals wand. »Lass mich in Ruhe, Toro«, murmelte Klara und drehte sich zur Seite. Die Katze biss sie in den Hals. Klara schreckte auf. Das ist ja gar nicht del Toro, dachte sie entsetzt. Wo kommt diese Katze her? Die Katze wand sich unter ihrem Arm hervor. Am Fußende des Bettes bewegte sich etwas. Eine zweite Katze, die ganz genau so aussah wie die erste, drehte sich auf Klaras Füßen herum und versuchte sich einen Platz zum Schlafen zu sichern. Klara bekam Panik. Eine dritte Katze, weiß gelb rötlich wie die beiden anderen, kroch unter der Decke hervor und streckte sich Klara entgegen. Sie gähnte, und ihr Atem stank modrig. Ihr weiches Fell verursachte Klara Ekel.
Das muss wieder einer dieser verfluchten Träume sein , dachte Klara panisch, wo kommen nur all diese Katzen her, die Tür ist verschlossen und vorhin war hier keine einzige Katze außer del Toro, und wo ist denn eigentlich del Toro, dachte Klara, hoffentlich ist ihr nichts passiert.
Die Katzen wanden sich um Klara und leckten an ihrer Haut, und Klara warf sich wild im Bett herum. Ich muss aufwachen , dachte sie, das muss ein Traum sein, das kann doch gar nicht sein. Sie riss den Arm nach oben und schleuderte eine der Glückskatzen von sich. Die Katze fauchte und kam wieder zurück. Sie schmiegte sich an Klaras Hals und versuchte erneut, sie zu beißen.
Hilfe , versuchte Klara zu rufen, Karl, wo bist du, del Toro, Hilfe, versuchte Klara sich aufzurichten und zu Karl ins Schlafzimmer zu laufen, wenn ich Karl finde, ist alles gut, dachte Klara, er könnte mir sagen ob diese Katzen hier wirklich da sind oder ob ich den Verstand verloren habe, und bestenfalls würde ich aufwachen, wenn ich nur ein paar Schritte laufen könnte, dachte Klara und befreite sich von dem Gewusel aus Katzen und schweißkalter Bettdecke, in die sie eingewickelt war. Was soll ich machen, wenn Karl hier keine Katze sieht, dachte Klara verzweifelt. Und dieses Ding hier... das hat mir gerade noch gefehlt! bemühte sie sich zu schreien, denn ein Laut aus der Kehle würde sie sicher aufwecken können, dachte sie, als sie gegen die fremdländische Katzenstatue stieß. Die Statue schwankte und drohte zu kippen. Kein Laut kam aus Klaras Kehle, und sie trat mit dem Fuß gegen die marmorne Katze, die jetzt das Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Knall auf den Parkettboden krachte. Klaras Fuß schmerzte. Sie stieg um die liegende Statue herum und drehte sich um, als sie die Tür erreicht hatte. Die drei Glückskatzen stromerten hinter ihr her.
Klara lief aus dem Wohnzimmer. Die drei Glückskatzen liefen ihr vor die Füße. Sie stolperte. Eine der Katzen bekam einen Tritt und schrie laut auf. Karl! , rief Klara und riss die Tür zum Schlafzimmer auf. Karl lag im Bett und schlief. Auf seinem Hals lag del Toro. Hilfe, schluchzte Klara und rüttelte Karl an der Schulter. Was ist denn, murmelte Karl. Da sind Katzen, schluchzte Klara, Glückskatzen, hilf mir, bitte.
Del Toro hatte auf Klaras Hals geschlafen. Nun erwachte sie, weil das Klärchen sich herumwarf. Blut, schakte die Katze, da ist Blut am Hals, und begann die tiefe Bisswunde zu lecken, die in Klaras Hals war. Klara erwachte mit einem Schlag und fand sich in dem dämmrigen Wohnzimmer der Baronin. Neben dem Sofa auf dem Boden stand noch die Tasse mit Kakao, die Karl ihr vor dem Einschlafen gebracht hatte. Ans Fenster trommelte der Regen.
Ein Traum, dachte sie, das darf doch nicht wahr sein . Sie setzte sich auf und sah zu der steinernen Katze hinüber. Die Statue stand unbeweglich im Halbdunkel. Ihre grünen Augen glommen gespenstisch durch den Raum. Klara fasste an ihren schmerzenden Hals. Ihre Hand wurde nass. »Hast du mich gebissen, Toro«, flüsterte sie mit Tränen in den Augen und einem Kloß in der Kehle, als sie das Blut sah. Del Toro schüttelte den Kopf. Sie hatte völlig vergessen, dass Katzen nicht mit dem Kopf schütteln. Und ganz sicher war sie sich nicht. Sie hatte wieder einen merkwürdigen Traum gehabt, und ihre Zähne fühlten sich an, als hätte sie in etwas Lebendiges gebissen.
Als die Sonne durch die Wolken brach, regnete es draußen noch immer. In der Wohnung war es dämmrig obwohl es elf Uhr morgens war, und del Toro raste umher
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