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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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-Stammtisch
genannt, bestand seit knapp zehn Jahren und wir bildeten den harten Kern. Nur,
vom Kern war noch nichts zu sehen.
    Frieda hatte uns ein schönes Plätzchen unter einer Kastanie
reserviert – etwas abseits vom Hauptbetrieb. Weit konnte man von hier über die
niedrigen Hecken ins Ried schauen. Auf der angrenzenden Weide standen
wiederkäuende Kühe. Mit ihren quastigen Schwanzenden vertrieben sie die lästigen
Fliegen in Richtung Gartenwirtschaft. Als Fliegenschutz hatte ich den runden
Bierfilz auf das Glas gelegt. Das leiser werdende nervende Geschrummel der
Gitarre aus dem Dorfzentrum verstummte allmählich ganz. Erste Grillen stimmten
ihre Instrumente auf der Weide. Herrlich, diese Ruhe auf dem Land.
    Als Ersten hörte man Flaschen-Gordon. Es war eindeutig die
Shovelhead mit ihrer illegalen Auspuffanlage, die durchs Ried heranröhrte. Im
Hof stellte er seine Maschine so ab, dass er sie von unserem Platz aus sehen
konnte. Er winkte mir mit seinem Halbschalenhelm über die Hecke zu.
Flaschen-Gordon trug sein schwarzes Lederjäckchen mit dem rückseitig
aufgestickten Adler – unserem ›Firmenlogo‹.
    »Hi«, mit dem Gruß harter Männer gaben wir uns die Hände.
    »Wo sind die anderen? Was war denn das für eine
Zweimann-Prozession? Die stehen mitten auf der Straße mit Kerzchen und Gitarre.
Ist doch noch hell und Woodstock ist doch auch schon vorbei. Musste so bremsen,
dass das Hinterrad stempelte. Die können doch auch neben der Straße singen. Der
Alt-Hippie, ist das nicht der Philipp und die andere, das ist doch die doofe
Lehrerin? Die würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen. – Ist Butzi noch
nicht da, er wollte eigentlich vor mir losfahren?«
    Die Antwort auf die letzte der vielen Fragen war aus dem Ried
zu hören, das hohe Kreischen eines alten hubraumschwachen Zweitaktmotors
kündete vom Eintreffen Butzis mit seiner Zweitmaschine, einer alten Zündapp aus
den 70er-Jahren.
    Er lehnte den qualmenden Zweitakter an die Ligusterhecke und
rief uns schon von Weitem zu: »Hi, wo sind die anderen? Habt ihr auch die
Deppen auf der Straße gesehen? Was wollen die denn? War das nicht die komische
Lehrerin? Aber tolle Figur, meine Herren. Und … gibt’s schon Neuigkeiten?«
    »Ich erzähl euch alles, wenn die anderen hier sind.«
    Minuten später waren auch Gesicht und Joe mit dessen
altersschwachem VW -Bus
eingetroffen.
    Wir saßen noch keine fünf Minuten, von den angereisten
Stammtischlern war noch kein 0,5-Glas WalderBräu naturtrüb hell getrunken, die
Geschichte von den beiden Toten war meinerseits ebenfalls noch nicht zu Ende
erzählt, als die vier wie hypnotisiert über meine Schultern schauten, mit den
geröteten Köpfen nickten und hektisch antworteten: »Ja natürlich …
immer … äh ja … es ist uns eine Freude.«
    Die Frage war: »Darf ich mich zu den Herren setzen?«
    Gestellt hatte sie das blonde Fräulein Freundin und Helferin.
    »Heilandsakrament, hat man nicht mal am Feierabend seine
Ruhe?«, redete ich leise vor mich hin. Die Gesichter meiner Freunde schienen
ein einziges vorwurfsvolles Fragezeichen in meine Richtung zu senden, vor allem
wusste man nun, woher Gesicht seinen Spitznamen ›Gesicht‹ hatte.
    »Aber lass doch die junge Dame sich hierher setzen«,
schmeichelte Zweitakt-Butzi. »Sie sind bestimmt von der Mutter-Kind-Klinik …
in Kur?«
    »Nein, von der Kripo, darf ich …?«
    Die vier nickten mit offenen Mündern.
    Das Fräulein sah heute auch besonders reizend aus. Sie trug
ein Nebelfetzchen von einem weißen Shirt mit Nudelträgerchen. Eng anliegend!
Dazu ein knappes Röckchen in dezentem Schwarz und rote High Heels, die sie
sicher als Dienstwaffe angemeldet hatte.

     
    Ich bin bestimmt kein altmodischer Mensch, und
es macht mir eigentlich gar nichts aus, dass Frauen seit circa 60 Jahren nach
Millionen Jahren emanzipatorischer Evolution nun auch Hosen tragen dürfen, aber
manche Frauen passen sehr gut in einen Rock, und oft steht dann diesen Frauen
ein kurzes Röckchen deutlich besser als ein karierter wadenlanger Faltenrock.

     
    »Schauen Sie Frauen auch in die Augen?«,
unterbrach sie mich in meinem Philosophieren.
    »Nur, wenn sie mir auch auf den Hintern schauen.«
    Das Fräulein fand meine Antwort nicht sonderlich originell
und zog einen Stuhl vom Nachbartisch zwischen Gesicht und Butzi.
    Stille.
    Räuspern.
    »Noch fünf Helle?« Frieda rettete mal wieder die Situation.
    »Für mich auch eins«,

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