Gott sacker Kriminalroman
brauchte er den Hammer. Der
krachende Laut, als die Spitze des Kreuzes den hinteren Teil des Schädels
durchbrach. Aber dann steckte es auch gut. Nur der Transport, der war
beschwerlich …
Schnell ging er zum kleinen Holzkreuz an der Wand, verbeugte
sich, nahm den kleinen Thujazweig aus dem Weihwasserkessel, spritzte dreimal
gegen den Heiland aus Holz und betete:
»Oh Herr, ich habe gesündigt,
habe große, übergroße Schuld auf mich geladen,
ich habe gesündigt in Worten und in Taten,
mea culpa,
mea maxima culpa,
und du, oh Herr, du Drecksack hast mich bestraft.
Für was, Heilandzack,
… war ich nicht immer dein from-
mer Diener?«
Er nahm das muschelförmige Weihwasserschälchen
aus seiner runden Messinghalterung, blickte in das hölzerne Gesicht des
Gekreuzigten und schüttete das Wasser ins unbewegte Gesicht des Holzheilands.
Er wischte sich schreckhaft über den Mund und spritzte sich den Rest des
Wassers mit hektischen Bewegungen ins Gesicht und bekreuzigte sich.
Ich muss es bald zu Ende bringen, dann ist die kleine Seele
frei. Wenn nur nicht die Polizei überall herumschnüffeln würde – nur wegen des
Drecksköters. Der Höllenhund, der Gräber. Ich muss warten, aber nicht zu lange.
Routiniert bekreuzigte er sich ein weiteres Mal, machte eine
knappe Verbeugung vor dem Toten aus Holz und ging in den Holzschopf. Er nahm
das schwere gusseiserne Kreuz aus einer Bundeswehr-Wolldecke, spannte es in den
massigen Schraubstock und steckte den Winkelschleifer in die Steckdose. Dann
arbeitete er, bis das untere Kreuzende eine glänzende Spitze hatte. Er goss
einen Schluck Mineralwasser über die heiße Spitze. Mit dem linken Zeigefinger
tippte er kräftig dagegen. Ein dunkler Tropfen bildete sich auf der Spitze des
schmutzigen Fingers.
Er lächelte.
5
Nachdem ich am Samstagmorgen noch nach Bad
Saulgau gefahren war, von Kommissar Härmle befragt wurde und meine Aussagen
dann schließlich bei einem freundlichen Polizisten zu Protokoll gegeben hatte,
war der Weg für ein erholsames Wochenende im Kreise der Lieben eigentlich
geebnet.
Der Milwaukee-Iron-Kings-Eagle-Boys-Only-Street-Stammtisch
traf sich vor dem Ochsen zu einer Ausfahrt. Alle hatten ihre
Sonntagsmaschinchen an diesem Samstag dabei. Es donnerte ordentlich, als wir in
Richtung Bodensee starteten. Über den nahen Höchsten wollten wir die erste
Station in Friedrichshafen machen. Uferpromenade. Eis essen. Der zweite Stopp
sollte dann in Ravensburg sein, in der Eichelstraße. Der Irish Pub. Dunkles
Bier. Von dort sollte es nach Bad Schussenried gehen. Bierkrugmuseum, mit
anschließendem Vesper im Biergarten. Maschinen nach Hause und harmonischer
Ausklang in Saulgau bei Hans im Franziskaner. Letztendlicher Absacker bei
Andrea im Sternen. Frauen anrufen – Shuttleservice ins Bettchen. Gesicht würde
versuchen, in der Mausefalle sein Single-Dasein zu einem erotischen Ende zu bringen.
So hatte es sich Butzi, unser Routenplaner als Touren-Beauftragter vorgestellt.
Wir waren noch nicht einmal über dem Höchsten, dem höchsten Berg der näheren
Region, als Flaschen-Gordons Shovelhead ihren Geist aufgab.
Die Kette war gerissen, hatte sich um die hintere Achse
gewickelt und dazu noch ein paar Speichen verbogen. Wir transportierten die
havarierte Maschine mithilfe von Joes Frau, ihrem VW -Bus und einem MIKEBOSS -Motorrad-Anhänger
nach Bad Saulgau. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihrem Mann helfen
musste, dessen antiquarische Harley zu bergen. Sie trug ihr Frauenschicksal mit
stoischer Gelassenheit. Ihre drei Kinder hatten den unfreiwilligen Ausflug als
spannende Unterbrechung eines langweiligen Spielplatz-Samstagnachmittags am
Illmensee sichtlich genossen. Nur Joe war nicht heiter, er fluchte
ununterbrochen.
Zwei Stunden später saßen wir in Bad Saulgau im
Bohnenstengel an unserem Stammtisch. Im Dunkel der Kneipe war die Hitze
erträglicher als im kleinen Biergärtchen. Die Diskussion wurde hart, aber fair
und vor allem laut geführt. Auf den Nenner gebracht war es die Diskussion:
Riemen oder Kette an einer Harley.
Als moderner Mensch vertrat ich die Devise: »Revolution ist
Evolution und der Riemenantrieb ist die Zukunft in der Kraftübertragung ans
Hinterrad bei hubraumstarken Motorrädern.«
Ich hatte schon drei WalderBräu naturtrüb hell. Joe hatte
sich bereit erklärt, mit dem VW -Bus die Fahrgeschäfte zu übernehmen.
Flaschen-Gordon nippte an seinem Bierfläschchen
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