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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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Wenn man versteht, es
richtig zu lesen, erkennt man darin die Vergangenheit, aber auch die Zukunft.
Und nach Sonnenuntergang muss ich noch einmal hinausgehen. Auch das steht in
der Schrift.
    Heute geht es leichter, die Erde ist noch locker und frisch.
    Der Mann ging in den hinteren, aus Brettern und Holzpfählen
geschaffenen Bereich des Raumes und holte Schaufel und Spaten. Scheppernd warf
er sie in die Schubkarre, in der er zuvor seine Prophetin befördert hatte.

     
    Cäcilia hörte
ein metallisches Scheppern über sich. Danach war alles wieder still, außer das
beständige rhythmische Tropfen. Sie wähnte sich in einer kühlen, dunklen
Tropfsteinhöhle. Gelbliche, zarte Lichtflecke tanzten vor ihren Augen, die
Hände wollten ihr noch nicht richtig gehorchen. Ihr Genick schmerzte. Sie
wusste beim Aufwachen, dass es kein Traum war, doch die Situation war ihr
völlig fremd. Noch nie hatte sie Ähnliches erlebt. Leichte Übelkeit stieg in
ihr auf, es war muffig und kühl. Die Augen erkannten einen hellen Schein, der
sich allmählich zu einer nackten Glühbirne formte. Sie stützte sich auf ihren
Ellbogen ab und betrachtete den Raum, der nun klare Konturen annahm. Sie wusste
sofort, dass sie in Gefahr war. Sie war in einem Gefängnis. Aber was war
geschehen und warum war sie hier?
    Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, dass sie mit Dani
am Ende der Beerdigung abgemacht hatte, ihm etwas Kühles herzurichten und dass
er selbst bei dieser Hitze Appetit auf Rindsrouladen hatte. Dann hatte sie irgendjemand
im Heckenwäldchen überfallen und ihr einen Lappen ins Gesicht gedrückt,
vermutlich mit einem Betäubungsmittel gertränkt. Und nun lag sie in einem
Kellerloch auf einer sauberen Matratze. Vorsichtig stand sie auf und stakste
zur Tür. Ihre Beine fühlten sich an wie nach einem langen Lauf. Die massive Tür
war verschlossen, eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet.
    Die Erinnerung kam langsam wieder. Sie hatte wie immer die
Abkürzung durch das Heckenwäldchen genommen, sie hatte Musik gehört.
    »Verdammt, mein iPod.«
    Sie tastete ihren Gürtel ab, aber der kleine Musikmacher war
verschwunden. Das Handy! Sie spürte Danis Handy in der tiefen Tasche des
schwarzen Rockes. Er hatte es ihr mitgegeben, um sich nach der Beerdigung
verabreden zu können, und sie hatte es widerwillig in der weiten Tasche
versenkt. Zuerst hatte sie den Rock auf die Beerdigung gar nicht anziehen
wollen, ihre Mutter hatte sie dazu genötigt.
    Sie betätigte die Tasten des hellblauen Gerätes mit der
Stummelantenne, um bei Dani anzurufen. Kein Empfang! Nervös versuchte sie es
wieder und wieder. Sie wusste, dass sie sparsam mit dem Akku umgehen musste,
Dani jammerte immer, wie schnell die Zellen leer waren.
    Meine Mutter ist bestimmt verrückt vor Angst. Auch Dani hat
garantiert schon alles versucht, mich zu finden. Die wissen doch, dass ich
nicht einfach so abhaue. Wer hat mir das angetan? Das Schwein! Ihre Augen
füllten sich mit Tränen, tapfer zog sie die Nase hoch und rieb mit dem
Handrücken die Feuchtigkeit weg.
    Flennen hilft nichts, hier hilft nur eins: nachdenken und
dann handeln!
    Trotzig hob sie ihren Kopf, sie musste nun vor allem eines
tun: überlegen, um zu überleben. Dann kroch ein Gefühl, das sie noch nie
verspürt hatte, in jede Faser ihres Körpers – Panik.

     
    Die Nacht war mild und dunkel, als der Mann
loszog. Er hatte Spaten und Schaufel in eine Decke eingewickelt, damit sie
nicht in der Schubkarre schepperten.

17
    Als Deodonatus Ngumbu an diesem Dienstag beim
Frühstück in der hellen Morgensonne saß, wunderte er sich über die Krähen, die aufgeregt
hinter der Friedhofsmauer herumflatterten. Seinem heilen Auge blieb der Grund
ihres Auf- und Abflatterns hinter der von dunkelgrünem Efeu bewachsenen Mauer
verborgen. Mit einem Wattebausch tunkte er lauwarmen Kamillentee auf, den er in
einer Kaffeetasse aufgebrüht hatte, und betupfte damit vorsichtig sein
lädiertes Auge. Neben der Tasse mit dem Kamillentee stand die Kaffeetasse mit
korrektem Inhalt. Das katholische Konradsblatt, eine Scheibe Roggenmischbrot,
eine dahinschmelzende Butter, um die sich eifrige Fliegen kümmerten, und ein
Glas Zwetschgenmarmelade von Daniel waren locker auf dem Tisch verteilt.
Mittlerweile hatte das Auge des Priesters eine dunkelblaue Färbung angenommen
und fiel somit farblich kaum mehr auf. Als Deodonatus versehentlich seinen
Wattebausch in die Kaffeetasse mit Kaffee

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