Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
Vom Netzwerk:
tunkte und sein krankes Auge damit
pflegte, schrie er ärgerlich auf. Die Krähen beantworteten seinen Schrei und
zeterten hinter und auf der Mauer, sie schienen sich um Nahrung zu raufen.
    Ärgerlich holte sich Deodonatus zwei Steine und warf den
ersten in Richtung der Friedhofsmauer.
    »Sauviechaa, Unglücksrabaa, weg da.«
    Die Krähen beachteten mit geringem Interesse den
priesterlichen Versuch, sie zu verscheuchen. Lediglich eins der schwarzen
Tiere, dem etwas Schnurartiges aus dem Schnabel hing, war erschrocken
hochgeflogen, um in Richtung des Pfarrhauses auf das sichere Dach zu fliehen.
Der zweite Stein kam zum Einsatz, er verfehlte den fliehenden, schwarz
Gefiederten nur um wenige Zentimeter. Vor Schreck ließ der große Vogel
krächzend seine Beute auf den Kiesweg fallen.
    Angewidert wollte Deodonatus die Mahlzeit der Krähe mit
seinem schwarzen, glänzenden Schuh zur Seite kicken, als er wie versteinert in
seiner Bewegung innehielt.
    »Oh Jesus, Josef unda die heilige Mutta Mriaa, was ist auch
des?«
    Entsetzt schaute er auf das, was vor ihm im Kies lag. Ebenso
entsetzt schaute das, was auf dem Kies lag. Es war ein Auge, ein menschliches
Auge, an dem noch gelblich-weiß ein Stück vom Sehnerv hing.
    Die Terrasse hinter dem Pfarrhaus grenzte direkt an den
Friedhof. Deodonatus eilte den Kiesweg zur Mauer entlang und sah dann auch
schon hinter einem großen Buchsbusch die Bescherung.
    Die Kränze von Alt-Pfarrer Sütterles Grab lagen verstreut
über den Weg und die angrenzenden Gräber. Dort, wo gestern noch der frische
Erdhaufen über dem Sarg aufgebaut war, klaffte nun ein tiefes Loch. Der
Sargdeckel lag verschmutzt und zerkratzt neben dem Erdhaufen. Der Sarg im
Erdloch war leer. Im Grab stand die alte Holzleiter, die ihren Platz normalerweise
neben den Grünabfällen hatte. Das Nachbargrab von Margot Kramer war ebenfalls
geschändet. Jedoch waren hier lediglich die Kränze abgeräumt und ein kleiner
Teil der Erde beiseite geschaufelt worden.
    Deodonatus wurde bleich unter seiner schwarzen Haut, er
ahnte, was jenseits der Mauer lag. Vorsichtig spähte er darüber. Der Anblick
war entsetzlich. Einäugig und wächsern starrte ihn sein ehemaliger Kollege an,
vorsichtig betastete Deodonatus sein lädiertes Auge, dann drehte er sich um,
begann zu laufen und wimmerte: »Oh mein Gott, wann ista denn das endlich amal
zu Ende?«
    Er eilte zum Telefon und wählte die bekannte Nummer.
    »Hallo, Dani, kannsta du sofort komma, ist was Schreckliches
passiert! Das Grab vonna Alt-Pfarra Sütterle ist geschändet.«
    –
    »Was? Was? Cäci fehlt? Oh heilige Jungefrau Maria, was ista
auch los in diesa Saukaff? Kommsta bitte schnell zu mir, bevor die Polizei da
ist?«
    Er legte auf, rief die Polizei an und lief ums Eck zum
Alt-Mesner Kalner. Der war sofort zur Stelle und beruhigte den verstörten
Pfarrer.

     
    Erst gegen Morgen war ich in einen unruhigen
Schlaf gefallen. Das Telefon befreite mich von einem unangenehmen Traum, an den
ich mich aber nur vage erinnern konnte. Cäci war in diesem Traum in Not, sie
wurde von schwarzen Vögeln bedroht, ich versuchte ihr zu helfen, aber meine
Bewegungen konnte ich nur in Zeitlupe ausführen. Die Vögel wurden zu einem
Vogel, es wäre ganz einfach gewesen ihn zu vertreiben, aber meine Hände wurden
immer langsamer.
    Deo war am Apparat.
    »… Was, das Grab von Sütterle ist geschändet? Das gibt’s
doch nicht. Aber das ist mir gerade ziemlich egal, Cäci ist seit der Beerdigung
spurlos verschwunden.«
    –
    »Ja ich komme zu dir hoch, bleib ruhig.«

     
    Gerade als ich das Haus verlassen wollte,
klingelte wieder das Telefon. Ich hoffte, dass es Cäci war. Es war Frieda, sie
hätte immer noch nichts von ihrer Tochter gehört und könne sie auch nicht in
Tübingen erreichen. Schluchzend legte sie auf.
    Ich versuchte noch einmal von meinem stationären Telefon aus
mein Handy zu erreichen – erfolglos.
    Ohne zu frühstücken, lief ich zu Deo. Er empfing mich schon
am Eingang des Pfarrhauses. Kalner stand mit besorgter Miene neben ihm.
    »Die Sauerei schauen Sie sich lieber nicht an.«
    Mein Interesse war geweckt. Die Krähen flatterten auf und mit
ihnen Tausende von Fliegen, als wir uns der Mauer näherten. Der Gestank war
noch einigermaßen erträglich. Direkt hinter der Mauer lagen die sterblichen
Überreste des alten einäugigen Pfarrers im besten Anzug.
    Kalner hatte recht, der Anblick war wirklich eine Sauerei.
Die Krähen hatten

Weitere Kostenlose Bücher