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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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nannte ihnen die Richtung, in die die Käufer gefahren waren, nun mussten sie nur noch Gas geben.
    Ich wollte glauben, dass Gott meine Bitten erhört hatte. Noch schneller als den Tod, den ich mir gewünscht hatte, hatte er mir einen Mann geschickt, der mich sogar noch vor dem Sterben bewahrte. Mein Glauben hatte mich wieder! Leider teilte mir mein Retter jedoch mit, dass der Mann, der ihn gesandt habe, ein gewisser Abu Musab sei. »Az-Zarqawi?«, rief ich erschrocken. Mein Begleiter nickte. Er hatte mich in eine Realität ohne Gott zurückgeholt. Az-Zarqawi war Wirklichkeit geworden. Aber ich blieb noch immer skeptisch. Al-Qaida hatte ihre Gründe, den Tod des Terrorführers zu leugnen. Aber selbst wenn es ihn nun doch gab, was sollte er von mir wollen? Ein paar Augenblicke lang wollte ich Gott wieder seinen Platz zuweisen. Vielleicht war es ja seine Fügung gewesen, dass Abu Musab az-Zarqawi oder jemand, der an seiner Stelle agierte, Männer losgeschickthatte, welche meine Entführer töteten, nachdem diese versucht hatten, al-Qaida auszutricksen. Dann hatten sie die Tasche mit dem Geld an sich gebracht, waren mir gefolgt und hatten mich meinen Käufern entrissen. In meinem Kopf pochte es, ich brauchte eine Erklärung bar jeden Aberglaubens für meine Fragen. Sollte Samer meine Rettung veranlasst haben? Ich fragte Abu Harith nach meinem Sohn. »Keine weiteren Fragen«, beschied er jetzt. Nun denn, immerhin waren wir unterwegs zu al-Qaida, und meine Hoffnung, dort Samer zu begegnen, war groß.
4
    Das zweite Auto der Gruppe nahm eine andere Richtung. Wir setzten unsere Fahrt fort und passierten hier und da Kontrollpunkte, die oft erst sichtbar wurden, nachdem wir vorbeigefahren waren, indem hinter einem Hügel oder einem Baum der Kopf eines Vermummten auftauchte, der uns per Handzeichen anwies, in derselben Richtung weiterzufahren, umzukehren oder die Richtung zu ändern. Abu Harith sagte, die Gegend, durch die wir fuhren, sei in der Woche zuvor dem islamischen Widerstand zugefallen und werde jetzt von al-Qaida und anderen Gruppen kontrolliert. Wir kamen in eine Ebene, die, so weit der Blick reichte, von Palmen, Weingärten und Zitrusbäumen bedeckt war und die ein Fluss teilte. Östlich davon erstreckten sich kahle Hügel. »Da drunter liegen alte Tempel, Paläste und Statuen von Götzen«, erklärte mir Abu Harith.
    Ich fühlte mich in Sicherheit, weil ich mich meinem Ziel nahe wähnte, und schloss die Augen, um die vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen, zur Ruhe zu bringen. Als ich jedoch ein Flugzeug hörte, öffnete ich sie wieder undblickte zum Himmel. Ich sah nichts, aber an den zusammengezogenen Augenbrauen von Abu Harith las ich die Furcht ab, dass wir jeden Moment beschossen werden könnten. Wir rasten nun auf ein Dorf zu, das noch einen knappen Kilometer entfernt lag. Als wir ankamen, schien es verlassen zu sein. Unser Fahrer hielt unter Bäumen, wir rannten zu einer Lehmmauer und drückten uns daran, bis das Flugzeug nicht mehr zu hören war.
    »Die werden bald wieder da sein«, mutmaßte Abu Harith und wies seine Bewaffneten an, sich zu Stellungen von Kampfgruppen jenseits des Flusses zu begeben. Er selbst müsse hierbleiben, weil er sich verpflichtet habe, mich heil zu überbringen. Abu Harith kannte offenbar jeden Winkel des Dorfes. Wir schlichen durch staubige Gassen zu einem erhöht gelegenen Haus, hinter dem irgendwo in weiter Ferne ein Gefecht stattzufinden schien. Hier im Dorf dagegen plätscherte ein Bach, Dieselpumpen tuckerten, wurden langsamer und gingen aus. Weithin erstreckten sich Bäume und grüne Wiesen, hinter denen Luftspiegelungen und aufsteigender Rauch zu sehen waren.
    Das Haus gehörte einem Dschihadkämpfer, der irgendeiner islamischen Organisation angehörte. Als wir kamen, schickte er seine Familie auf die Felder und begrüßte uns. Er spähte aus dem Fenster und warnte uns vor den Kämpfen, die in der Umgebung stattfanden. Amerikanische Flugzeuge hatten bereits einige Häuser an der Zufahrtsstraße zum Dorf bombardiert, weswegen die Bewohner ihre Häuser mitten in der Nacht verlassen hatten. Daraufhin hatten Helikopter die Plantagen wahllos mit Bomben und Gewehrfeuer beschossen, als würden sie Insektizide sprühen.
    So sicher konnte ich mich also doch nicht fühlen, wir waren mitten in einem Kriegsgebiet. Der Kämpfer erzählte, dass es täglich zu Beschuss komme, mal mehr, mal weniger,die Amerikaner versuchten im Verein mit der irakischen Komplizenarmee seit zwei

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