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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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begleiten. Unscheinbarer konnte ein Bauernhaus nicht sein, aber es hatte einen Keller, in dem sich hinter alten Möbeln eine Geheimtür verbarg. Diese öffnete sich zu einem Tunnel, welcher in einen riesigen Lagerraum führte. Hier befanden sich Unmengen von Plastiksprengstoff und selbstgebauten Bomben, außerdem AK47-Automatikgewehre, Munition, Panzerfäuste und ein Trainingsgerät für die Bedienung von Boden-Luft-Raketen. Das meiste stammte laut Kennzeichnung aus Restbeständen der irakischen Armee, anderes war von Widerstandsgruppen geliefert worden, und ein paar erbeutete Polizeiwaffen waren auch darunter.
    Die nächste Morgendämmerung begann mit einem Gebet, dann fuhren wir wieder durch die Ebene mit ihren Obstgärten, Feldern und Palmen. Erneut nahmen wir unter der sengenden Sonne verschlungene Wege, bis wir kurz vor Mittag am Ziel waren. Dieses Gebiet stand seit kurzem unter der Kontrolle von al-Qaida.
    In einem Dorf fuhren wir langsam auf einen Platz zu, auf dem sich die Bewohner versammelt hatten. Sie ließen unser Auto durch, wir stiegen aus und gingen zur Platzmitte, wo drei Männer von Mitte zwanzig und ein vielleicht zwölfjähriger Junge standen. Ihre Hände waren zusammengebunden, und sie ließen die Köpfe hängen, während ein alter Mann mit Rauschebart laut von einem Papier ablas, das er in den Händen hielt. Die Anklage lautete, dass man diese jungen Leute dabei ertappt habe, wie sie unmoralische Filme auf DVD verkauften. Die Beschuldigten bekundeten Reue, das verkündete Strafmaß betrug hundert Peitschenhiebe für die drei älteren und fünfzig für den Jungen, und all dies wurde wie ein Fest begangen, begleitet von Jubel und Segenswünschen der Versammelten. Die öffentliche Vorstellung war eine Botschaft an die Bewohner des Dorfes, dass das irakische Gesetz vom islamischen abgelöst worden war.
    Ich sah mich um. Der Marktplatz fand nach dem Auflauf wieder zur Normalität zurück, und in den umliegenden Läden und an den Ständen drängten sich Kunden, Müßiggänger, Dschihadkämpfer und Leute, die begierig auf neue Nachrichten warteten. Es gab einen Metallwarenladen, einen für Elektroartikel und ein Geschäft für Düngemittel und Ackergeräte. Das Café war bis auf drei Besucher menschenleer, das Internetcafé war geschlossen, an der Scheibe des Friseursalons stand »Rasur nach islamischer Art«, darunter ein Schild »Keine Kinnbartrasuren und kein Haarezupfen«. Auf einer Freifläche nebenan kickten Jungen einen Stoffball umher.
    Abu Harith traf auf den Scheich, der das Urteil verkündet hatte, und umarmte ihn mit den Worten: »Für diese Tat wird Gott dich belohnen.« Der Bärtige begrüßte mich, nahm Abu Harith an der Hand und lud uns beide zum Mittagessen ein. Wir liefen durch eine enge Gasse, die vom Dorfplatz abging.Zu beiden Seiten reihten sich Hauseingänge, die Mauern waren baufällig. Wir traten durch eine Eisentür, die sich auf einen weiten Hof öffnete. Hier wuschen sich die beiden zum Gebet, und ich tat es ihnen gleich. Dann gingen wir in den Gästediwan, wo bereits andere Männer saßen, die dort vor unserer Ankunft gemeinsam gebetet hatten. Alle trugen ungestutzte Bärte, schariagerechte, bis zum Knöchel reichende Langhemden mit kakifarbenen oder schwarzen Jacketts darüber oder kürzere Hemden mit Pluderhosen. Die jüngeren unter ihnen trugen dazu noch schwarze Rundkappen auf dem Kopf, wie man sie auch von Abu Musab az-Zarqawi kannte.
    Sie diskutierten die überlieferten Sprüche des Propheten über die Strafe, die Muslimen zugedacht sei, welche nicht beteten. Über das Strafmaß für Ehebruch waren sie uneins. Niemand fragte, wer ich sei, obwohl mein Begleiter kein Wort darüber verloren hatte, warum ich hier war oder wie ich hieß. Er hatte lediglich gesagt, ich sei ein willkommener Gast, und das genügte, damit keiner irgendwelche Fragen stellte.
    Wir wurden ins Esszimmer gerufen, das von der Küche und dem Rest des Hauses durch einen Vorhang getrennt war. Durch diesen huschten immer wieder Knaben und trugen Teller mit Speisen herein, die sie auf dem Boden um ein rundes Tablett mit Reis und Fleisch herum aufstellten. Der Scheich musste der Herr des Hauses sein, denn statt mit uns zu essen, begann er uns zu bedienen. Angeblich hatte der Prophet das für Gastgeber so vorgeschrieben. Vielleicht war es aber auch einfach Brauch in dieser Gegend.
    Nach dem Essen tranken alle gemütlich Tee. Manche nahmen schwarzen Tee mit Pfefferminzblättern, andere grünen, und

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