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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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akbar hören oder zusehen, wie ein Arm sich um meinen Hals legte, nicht das Grauen erleben, wenn die scharfe Klinge meine Kehle zerschnitt. Jetzt wünschte ich gar über meinen Tod hinaus, dass sie mir nicht das Gesicht verunstalten oder meinen Körper schänden würden, und ganz übermütig wünschte ich mir, irgendjemand würde meine Leiche finden, bevor sie verwest wäre, oder jemand würde mein Gesicht wiedererkennen, die erste Sure des Korans für mein Seelenheil sprechen und mich auf dem Friedhof meiner Familie in Damaskus bestatten lassen.
    Ein solcher Tod war ein wunderschöner Traum, würde Gott ihn mir erfüllen? Ach, lieber Gott, ich wünsche mir zu viel! Ich möchte nur, dass deine Güte mich ein paar Schritte begleitet und mir ein schnelles Ende zuteilwird .
    Plötzlich schrie der Fahrer: »Ein Auto verfolgt uns!« Ein vierradgetriebener Wagen tauchte hinter uns auf und kam näher, er verschlang die Straße, wirbelte Staub auf und trieb Schafherden auseinander. Vermummte hielten drohend ihre Gewehre aus dem Fenster und bedeuteten uns anzuhalten. Unser Fahrer drückte aufs Gas und fluchte: »Es sind zwei!« Auch das zweite Auto war ein Geländewagen, es überholte nun das erste und kam heran, bis es auf unserer Höhe war und neben uns herfuhr. Schweiß trat den jungen Männern neben mir ins Gesicht, sie hielten die Mündungen ihrer Gewehre aus dem Fenster, aber ihr Anführer schrie sie an: »Nehmt die Waffen runter! Provoziert sie nicht, die sind von al-Qaida!«
    Ich atmete auf. War das meine Chance? Aber wie denn, gleich würden sie aufeinander schießen! Einer der jungen Männer forderte den Fahrer auf: »Häng sie ab!« Dieser drückte aufs Gas und manövrierte die Verfolger kurze Zeit aus, indem er eine Abzweigung nahm. Aber die Fahrer derbeiden verfolgenden Autos schienen das erwartet zu haben und bogen mit ab. Sie fuhren in gleicher Geschwindigkeit neben uns her, und als die Seitenstraße sich verbreiterte, glaubte ich schon, die Verfolgungsjagd würde nie enden. Aber sie dauerte nicht lange.
    Eines der Verfolgerautos überholte und schnitt uns den Weg ab. Darin sitzende Bewaffnete schossen vor unsere Vorderräder, worauf unser Fahrer ins Gelände auswich. Der Anführer meiner Kidnapper befahl anzuhalten, und auch die Verfolger brachten ihre Wagen zum Stehen, den einen vor, den anderen hinter uns. Sechs Bewaffnete sprangen heraus und richteten ihre Gewehre auf uns. Aus dem vorderen Auto stieg nun ein Mann ohne Kopfbedeckung und ohne Schuhe. Er trug nichts als ein Langgewand. Er befahl seinen Leuten, hinter die Autos zu treten, und hob die Hände, um anzuzeigen, dass er selbst unbewaffnet war. Kurz darauf stieg auch unser Anführer aus, nachdem er seine Männer angewiesen hatte, im Wagen zu bleiben. Sein Maschinengewehr ließ er im Auto. Der Barhäuptige kam zu ihm und grüßte. Die beiden wechselten in der nun schon brennenden Sonne einige Worte und spazierten dabei ein wenig umher. Keinem der beiden war Ärger anzumerken, ja, es schien, als wären sie befreundet. Trotz der heiklen Situation führten sie eine ruhige, wenn auch harte Verhandlung, doch wenn sie scheiterte, das war offensichtlich, würden sich die Tore der Hölle öffnen. Aber sie einigten sich. Der Barhäuptige rief einem seiner Männer etwas zu. Dieser brachte daraufhin eine Tasche. Es war die schwarze Aktentasche mit dem Kaufpreis für mich, und sie war voller Blutspritzer.
    Sie hatten mich wieder gegen ihr Geld zurückgetauscht. Umgehend wurde ich in einen der Geländewagen der Verfolger auf die Rückbank verfrachtet. Der Chef der Gruppe setzte sich neben mich. Er war dünn, und bei all seiner Härtehatte er ein gütiges Gesicht und etwas Nachsichtiges. Den Blick in die Ferne gerichtet, dankte er Gott dem Erhabenen und Mächtigen. Er sprach mit saudischem Akzent.
    »Mein Name ist Abu Harith«, ließ er mich wissen.
    »Ich bin Abu Samer, der Vater von Samer«, stellte auch ich mich vor.
    Er lächelte über einen so modernen Namen. »Preise Gott«, sagte er, »alles wird gut werden.«
    Er berichtete mir, dass seine Leute und er heute Morgen am Ort meines Versteckes gewesen, aber eine halbe Stunde zu spät gekommen seien. Sie hatten nur einen jungen Mann angetroffen, der ihnen nicht viel entgegenzusetzen hatte. Er verriet ihnen, wo der Obstgarten lag, in dem ich übergeben werden sollte. Sie erwischten die, die mich vorher entführt hatten, als diese bereits auf dem Rückweg waren, und töteten drei von ihnen. Der einzige Überlebende

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