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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Tagen, die Milizen von zwei Richtungen her aufzureiben. Den Aufständischen gelinge es jedoch immer wieder, sich in ihre Stellungen zurückzuziehen, die sie in verlassenen Kasernen des untergegangenen Regimes nahmen. »Heute ist es ganz harmlos«, sagte der Mann lächelnd. »Vergangene Woche waren die Kämpfe viel schlimmer. Am Donnerstag haben wir drei Amerikaner getötet. Sie hatten uns eingekreist, wir konnten sie mit bloßem Auge sehen und sprachen das Glaubensbekenntnis, so nahe waren wir dem Tod. Vier Mann von uns starben als Märtyrer.«
    Er schlich sich aufs Dach, um die Lage von oben zu betrachten. Nach wenigen Minuten war er wieder da. Im Westen sei die Front durchbrochen, eine irakische Armee-Einheit rücke vor, unterstützt von zwei US-Panzerfahrzeugen. Er verabschiedete sich, um sich selbst zu seiner Stellung zu begeben. Abu Harith hatte Angst, mir könnte etwas passieren, und wollte deshalb nicht, dass ich hinausspähte. Er selbst ging von einem Fenster zum anderen, um zu sehen, was draußen passierte. Aber hin und wieder erhaschte ich doch einen Blick auf die Schlacht. Der Beschuss aus der Luft öffnete den irakischen Armee-Einheiten Korridore, damit sie sich im Gelände ausbreiten konnten. Jetzt tauchten die gepanzerten Transporter auf, öffneten eine Tür am Heck, amerikanische Soldaten sprangen heraus und gingen hinter ihren irakischen Kollegen in Deckung. Die Dschihadkämpfer empfingen sie mit Feuer aus Kalaschnikows, Schnellfeuergewehren, mit Handgranaten sowie mit Rufen und Gesängen, die den Märtyrertod verherrlichten.
    Das Gefecht war heftig und lang, dann flaute es ab, und für kurze Zeit war gar nichts zu hören. Offenbar waren die Angreifertrupps vorgerückt, und nun tobte die Schlacht noch wilder als zuvor. Abu Harith unterschied zwischen Panzerfäusten,Granaten und Schüssen von Humvees, die von Westen her kamen. Dazwischen traf eine Mörsergranate die Angreifer, und sie mussten sich zurückziehen, was die Dschihadisten mit Jubel quittierten. Danach endete der Kampf.
    Der Hausbesitzer kam zurück und verkündete, seine Gruppe habe einen Märtyrer zu beklagen. Außerdem seien eine Frau und ihr Sohn ums Leben gekommen, wahrscheinlich durch amerikanisches Feuer, denn die Amerikaner hätten auf alles geschossen, was sich bewegte. Er selbst habe gesehen, wie sie Verletzte geborgen und einen ausgebrannten Bradley abgeschleppt hätten. Mindestens drei Amerikaner seien gefallen.
    Während der Feuerpause sammelten sich die Kämpfer. Ich betete zusammen mit ihnen das Nachmittagsgebet, dann aßen wir schnell etwas, bis der wechselseitige Beschuss wieder begann und mit Unterbrechungen bis sieben Uhr abends weiterging.
    Am frühen Morgen des nächsten Tages konnten wir die Linien durchbrechen. Abu Harith und ich fuhren allein los, denn mein Beschützer hatte Anweisung erhalten, seine bewaffneten Begleiter zur Verteidigung des Dorfes zurückzulassen. Um aus dem Dorf zu gelangen, fuhren wir über einen engen, grasbewachsenen Weg am Rand der Ebene, die die Amerikaner einzunehmen versucht hatten. Von den Kämpfen zeugten verbrannte Bäume, zerstörte Lastwagen, tiefe Krater, zerfetzte Hühner, Kühe, Esel und Hasen und ein Kleinbus, aus dem die Leiche des Fahrers hing. Offenbar hatte er es nicht rechtzeitig ins Dorf geschafft. Eine Frau lag mit dem Gesicht auf dem Boden, eine weitere Leiche war unkenntlich, menschliche Gliedmaßen lagen herum. Die Stille war unheimlich. Die verlassenen Häuser waren zerstört, manche waren von Geschossen beschädigt, andere waren nur noch Asche. Abu Harith ließ mich nicht aussteigen. JederMüllhaufen und jeder Erdhügel konnte eine Sprengfalle sein, ja, selbst aufgeblähte Tierkadaver erklärte er zur Gefahr. An Häuserwänden stand in schwarzer Farbe: Verlasst unser Land!
    Nachdem wir stundenlang im Schritttempo herumgekurvt waren, dachte ich, wir hätten uns längst in diesem Gewirr von staubigen Pfaden verirrt. Aber Abu Harith schien jeden Feldweg zu kennen. Um nicht Kontrollpatrouillen in die Hände zu fallen, musste er permanent Umwege nehmen.
    Schließlich hielt er an einem offenbar aufgegebenen Bauernhof, dessen Felder vertrocknet waren. Wir betraten ein kleines Haus mit Diele, zwei Zimmern und Küche. Es war ein getarntes Versteck von al-Qaida ohne Bewachung und Schutz, dafür aber rundherum vermint. Abu Harith fand ein Papier, auf dem die Minen verzeichnet waren und in dem er angewiesen wurde, hier zu übernachten.
    Ich durfte ihn auf einem Kontrollgang

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