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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Tschetschenien und Georgien zu tun, er leite eine Zelle in Großbritannien, eine weitere in Frankreich und noch jeweils eine in Spanien und Italien. Er plane überdies einen Angriff mit chemischen Waffen. Das alles hatte mich im Jahr zuvor dazu gebracht, zu schreiben, Amerika und Europa benötigten eine Figur, die den verhafteten Saddam Hussein ersetzt.Deshalb verbreiteten sie das Schreckensbild von Abu Musab az-Zarqawi, der Europa mit Massenvernichtungswaffen bedrohe. Zumindest glaubte ich nicht, dass dieser Mann hinkend von Land zu Land floh, um seiner Verhaftung zu entgehen, falls er noch lebte.
    War dieser angebliche az-Zarqawi wirklich so auf Samer angewiesen, dass er ihn in den Irak hatte kommen lassen? Der Offizier konnte eine solche Farce doch wohl kaum selbst glauben.
    Wie dem auch sei, Samer war gegangen, um zu töten und getötet zu werden. Konnte es etwas Schlimmeres geben, als dass ein unerfahrener, wohlwollender und naiver junger Mann sich als Freiwilliger zu einer solchen Aufgabe meldete? Ein junger Mann, den sein Glaube hartherzig hatte werden lassen, statt ihn barmherzig zu machen? Was für ein Glaube sollte das sein?
    Ohne viel Aufhebens wurde mein Vorhaben, Sana zu heiraten, vertagt. Ich konnte unmöglich heiraten, bevor ich nicht wusste, was aus Samer geworden war. Es war keine Frage der gesellschaftlichen Etikette, sondern meine Entscheidung. Ich wollte die Gefühle meiner Kinder nicht verletzen, indem ich mir erlaubte, für mich eine Zukunft ohne sie zu planen. Sie sollten darüber Bescheid wissen, was ich vorhatte, und mir war, als würde ich alle Hoffnung auf Samers Rückkehr aufgeben, wenn ich in seiner Abwesenheit heiratete.
    Ich beschloss, wieder nach Dubai zu fliegen, nachdem Nada versprochen hatte, mir so bald wie möglich zu folgen und ihre Semesterferien dort bei mir zu verbringen. Ich packte erneut meinen Koffer, aus dem ich eigentlich nur die Mitbringsel herausgenommen hatte. Eines der Geschenke war für Samer gewesen; ich ließ es bei Nada. Ich war mir nun bereits sicher, dass er es nie zu Gesicht bekommen würde.Es war ein dreibändiges Werk über alte äg yptische Kunst. Die pharaonische Zivilisation war für ihn wohl ohnehin nur noch Götzenkultur.
    Hassan versuchte mich zu trösten, aber ich sagte ihm, es habe keinen Zweck. Sana stand zu mir. Ich überlegte, ob ich sie bitten sollte, mir in ein paar Monaten ganz nach Dubai zu folgen, wir könnten ja dann dort heiraten, aber wann würde das sein? Ich war außerstande, einen Zeitpunkt dafür anzugeben. Ich wusste nur, dass ich alles auf unbestimmte Zeit verschieben wollte. Ich wartete auf etwas und hoffte, dass es nicht die Nachricht von Samers Tod sein würde.
    Die verbleibenden Tage in Damaskus nutzte ich für Behördengänge. Ich zahlte Steuern nach und ließ mir eine Bescheinigung ausstellen, dass ich schuldenfrei war. Ich tat das, weil ich glaubte, möglicherweise viele Jahre lang nicht mehr nach Damaskus zurückzukommen, denn welche Nachricht auch immer mich von dort erreichen würde, ein Begräbnis würde es nicht geben.
13
    Einen Tag vor meiner geplanten Abreise nach Dubai rief Hassan mich an. Der Geheimdienstoffizier wolle mich heute Abend noch sehen.
    »Weiß er etwas Neues?«
    »Nicht nur das.«
    Hassan begleitete mich auch dieses Mal, der Offizier hatte sogar um seine Anwesenheit gebeten.
    Der syrische Beamte war nicht allein. Neben ihm erwartete mich ein amerikanischer Offizier im Rang eines Majors! Er trug Zivilkleidung, ein kurzärmliges blaues Hemd, eine leichte Weste und Jeans. Er war einigermaßen groß, etwasüber vierzig Jahre alt, sportlich, hellhäutig, blond, hatte blaue Augen, kurz, er war das klassische Klischee eines Amerikaners. Er sprach schnell, aber sein Englisch war gut verständlich. Er überraschte mich, indem er sofort auf das Thema zu sprechen kam: »Ich verstehe Ihre Situation als Vater, der seinen Sohn aufgrund unglücklicher Umstände verloren hat. Glauben Sie nicht, dass ich gegen Sie oder Ihren Sohn irgendeinen Groll hege. Ich bin mir darüber im Klaren, dass das alles ohne Ihr Verschulden passiert ist.«
    Er hielt sich aber nicht lange mit seinen Gefühlen auf, sondern wechselte schnell zu einem anderen Punkt: »Mir ist bekannt, was in der Region vor sich geht, und ich glaube, dass es weder uns noch Ihnen zugutekommt. Ich bedaure, wie schlimm die Situation für uns alle geworden ist. Wir sollten zusammenarbeiten und etwas Gutes tun. Können Sie mir folgen?«
    Ich hörte ihm verwundert zu. Er

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