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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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sprach so, als repräsentierte ich seine Gegner. Ich sagte kühl: »Ich höre Sie gut.«
    »Ich verstehe die arabische Sicht der Dinge«, fuhr er fort, »aber lassen Sie mich auch meine erklären. Dies ist ein Krieg, bei dem alle verlieren. Wir wollen uns nicht mit der Frage aufhalten, wer an der Misere Schuld hat. Wir befinden uns in demselben Dilemma, und ich möchte nicht erörtern, wer von uns am tiefsten darin steckt. Ich glaube zwar, dass ein Abzug aus dem Irak unser Problem lösen würde, aber das ist meine persönliche Meinung, nicht die meiner Regierung. In einem Punkt muss ich ihr allerdings recht geben: Wenn wir abziehen, werden andere davon profitieren, und das kann weder in Ihrem noch in unserem Interesse sein.«
    Er schien das, was er sagte, auswendig vorzutragen. Ich empfand es als unpassend, dass er nicht den Geheimdienstoffizier, sondern mich ansprach. Aber schließlich weckte er definitiv mein Interesse, indem er sagte: »Ich möchte Sieinformieren, dass ich Ihnen aufgrund meiner Vollmachten helfen könnte, falls Sie mir auch helfen. Soll ich fortfahren?«
    Diese späte, schnell gesprochene Überleitung zu einem neuen Punkt kam für mich unerwartet, doch ließ sie Hoffnung in mir aufkommen. Ich nickte zustimmend und fragte: »Hat es mit meinem Sohn zu tun?«
    »Ich habe gehört, dass Ihr Sohn weder als Selbstmordattentäter noch als Kämpfer tätig werden soll. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Plötzlich hatte ich den Einfall, das Spiel mitzuspielen und so zu tun, als könnten all die Übertreibungen in Bezug auf Samer wahr sein. Vielleicht waren sie sogar insofern zu erklären, als al-Qaida stark auf Propaganda setzte und Samer sich auf Betriebsmanagement und Marketing spezialisiert hatte. Die Organisation könnte jemanden wie ihn, der für ihre Ideen und Aktionen warb, möglicherweise gebrauchen.
    »Vielleicht weil er Spezialist für Marketing ist«, sagte ich.
    »Das ist keine ausreichende Erklärung. Die denken nicht wie wir. Es geht auch nicht nur darum, ob er Kurse zur Bombenherstellung, zum Präparieren von Autos mit Dynamit oder dem Anlegen von Sprengstoffgürteln absolviert hat. Es geht um seine Persönlichkeit.«
    »Samer ist dreiundzwanzig. Seine Qualifikationen reichen leider nur für das, was Sie gerade ausgeschlossen haben.«
    »Sein Alter spielt keine Rolle. Außerdem werden ihm ganz andere Fertigkeiten abverlangt als die, die Sie genannt haben.«
    »Überschätzen Sie meinen Sohn nicht?«
    »Nun gut, ich werde Ihnen verraten, was ich denke. Ich glaube, dass diese Leute Ihrem Sohn eine sehr große Aufgabe übertragen werden, und die wird tatsächlich mit dem zu tun haben, was er an der Universität gelernt hat: Unternehmensmanagement – aber um was für ein Unternehmengeht es hier? Wie wir wissen, mangelt es al-Qaida an einem stabilen und vertrauenswürdigen Kommunikationskanal zwischen Irak und Syrien. Für eine solche Aufgabe ist die Fähigkeit vonnöten, schnelle Entscheidungen zu treffen. Außerdem braucht es Mut bis an die Grenze der Verwegenheit sowie einen starken Glauben an die Idee der Organisation. Ein gut ausgebildeter, intelligenter junger Mann wie Ihr Sohn wäre bestens geeignet für einen solchen Job.«
    Er sprach schon fast wie der Geheimdienstchef. Ich wandte ein: »Aber ihm fehlt jede Erfahrung.«
    »Die kann er sich während der Arbeit aneignen. Außerdem würden sie ihn notfalls eben opfern. Sie wissen doch, dass denen an einem Menschenleben nicht viel liegt. Für eine solche Tätigkeit ist extreme Frömmigkeit, gepaart mit etwas Wissen über Verwaltung und Planung, erforderlich. Ich glaube, dass sie Ihren Sohn für gut befunden haben. Nun ja, wir wissen nicht genau, was die vorhaben. Aber das wäre eine Ausgangsbasis.«
    »Und was wollen Sie von mir?«
    »Wir möchten Ihren Sohn haben.«
    Ich erschrak. Mein Sohn war ins Fadenkreuz der Amerikaner geraten!
    »Da sind Sie nicht allein. Viele wollen ihn haben«, entgegnete ich, um meinen Schrecken zu überspielen. Ich blickte zum Geheimdienstoffizier hinüber, und der Amerikaner verstand, was ich meinte.
    »Uns bedeutet er aber am meisten. Da sind wir uns mit der anderen Seite einig.«
    »Ist er in Gefahr?«
    »Im Moment ist er in keiner Kampfzone und in relativer Sicherheit.«
    Da ich schwieg, fuhr er fort: »Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Wir bringen Sie sicher in den Irak und regeln Ihren Aufenthaltdort. Dann machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach Ihrem Sohn. Wir möchten ihn heil nach Syrien

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