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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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anfangen zu arbeiten. Jede Minute Verzögerung gibt meinem Sohn die Chance, sich in die Luft zu sprengen!« Miller antwortete nicht, daher musste ich deutlicher werden: »Ich könnte auf Ihre Hilfe auch verzichten und allein agieren. So schwer ist es nun auch nicht, sonst wo in Bagdad unterzukommen.«
    Er fand das eine verrückte Idee und rief, eher bestürzt als wütend: »Warum vertrauen Sie mir nicht? Ich vertraue Ihnen doch auch!« Er fand, es sei nur natürlich, dass er mir vertraue, und im Gegenzug solle ich mein Araber- und Muslimsein bitte nicht dazu benutzen, Hindernisse zwischen uns aufzubauen. Er habe noch immer die Hoffnung, mit meiner Hilfe bei der Jagd nach al-Qaida Fortschritte zu erzielen. Es sei mein gutes Recht, das unanständig zu finden, und er würde mich, wenn ich das wolle, umgehend nach Syrien zurückbringen. Ich könne aber sicher sein, dass es inseinem eigenen Interesse liege, meine Mission weiterzuverfolgen.
    Nun wurde ich wirklich wütend. Ich sagte: »Auf keinen Fall werde ich nach Damaskus zurückgehen, bevor ich nicht zumindest eine sichere Nachricht über Samers Schicksal habe. Ich werde diese Gelegenheit nicht leichtfertig vergeben. Aber glauben Sie mir, wenn sich mir eine Chance, egal welcher Art, bieten sollte, an meinen Sohn heranzukommen, werde ich nicht zögern, sie zu ergreifen.«
    Sehen alle Soldaten gleich aus? Das hatte ich immer geglaubt. Aber sein Blick sagte mir, dass das nicht stimmte. Er schien plötzlich alles Soldatische abgelegt zu haben, das sein Rang ihm auferlegte, und seine wahren Gesichtszüge traten hervor. Seine Verletzlichkeit, die ich im Flugzeug bereits bemerkt hatte, war wieder da. Er sah mich hilfesuchend an und sagte:
    »Glauben Sie nicht, dass ich hier ein gemütliches Leben führe. Ich arbeite unter höchst belastenden und unbefriedigenden Bedingungen. Und wenn ich mich doch hin und wieder amüsiere, dann nur, um meinen Frust zu besiegen und mich irgendwie zu belohnen. Ich hatte schon oft das Gefühl, dass das, was ich tue und weswegen ich in den Irak gekommen bin, sinnlos ist. Mein Eifer wird immer wieder zurückgeworfen. Ich schreibe meiner Frau konfuse E-Mails, ohne ihr irgendetwas mitteilen zu können. Ich brauche jemanden, dem ich erzählen kann, was mich bedrückt. Ich halte meinen Job sonst nicht aus. Können Sie sich vorstellen, dass ich meine Frau und meine Kinder anlüge und auch keinem meiner Kollegen anvertrauen kann, was in mir vorgeht?«
    Er brauchte jemanden, dem er erzählen konnte, dass er seine Frau und seine Kinder anlog! Und das sollte ausgerechnet ich sein. Aber zufällig brauchten wir beide einander, und das ließ uns trotz unserer Meinungsverschiedenheiten undall der Dinge, die uns unterschieden, zusammenrücken. Er hatte sich mir offenbart, jetzt war es an mir, dasselbe zu tun, also sagte ich, jede Silbe betonend: »Auch ich befinde mich in großer Bedrängnis. Ich möchte wettmachen, dass ich meinem Sohn zu wenig Zuneigung geschenkt habe.«
    »Und wenn Sie die Suche nach ihm das Leben kostet?«
    »Dann habe ich einen angemessenen Preis gezahlt.«
    Meine Antwort hatte ihn beeindruckt, und gleichzeitig löste sich die Atmosphäre zwischen uns. Wir litten beide unter einem Dilemma, und waren beide hilflos. Das erlaubte mir, mich zu entspannen, und ihm, sich auszusprechen. Und so tat er mir kund, welche Sorgen ihn bei seinen Ermittlungen drückten.
    Der Unfall sei weder ein gewöhnlicher Verkehrsunfall gewesen, noch habe er sich zufällig ereignet. Möglicherweise stehe eine brisante Angelegenheit dahinter, die dringend aufgeklärt werden müsse, deshalb hielt Miller seine Vorgesetzten hin. Er hatte während zweier Tage schleppend verlaufender Ermittlungen ergründet, dass das Fahrzeug, das an der Einfahrt zur Grünen Zone verunglückt war, extrem schnell gefahren war. In ihm hatten ein Gruppenführer im Rang eines Captains, ein Fahrer, ein Söldner und ein für sie tätiger Iraker gesessen. Keiner der Insassen war betrunken gewesen. Allerdings hatte die irakische Polizei sie verfolgt, nachdem sie eine Meldung erhalten hatte, dass mehrere Männer ein Haus am Ortsrand von Dhuluiya nördlich von Bagdad gestürmt, seine Bewohner zunächst durchsucht, dann erschossen hätten und anschließend geflüchtet seien. Die irakische Polizei sah die Fahrzeuge der Flüchtenden und erkannte, dass es sich um zwei amerikanische Humvee-Jeeps und ein Bradley-Panzerfahrzeug handelte, das den Humvees Schutz bot. Die Polizeistreife bekam Anweisung, die

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