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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Dhuluiya begangen haben könnte. Zu meiner Überraschung kannte er den Vorfall in allen Einzelheiten.
    »Die Amerikaner nutzen es aus, dass man dem Familienoberhaupt Scheich Abdarrahim ein schlechtes Verhältnis zu al-Qaida nachsagte«, erklärte er, »und hängen die Tat den Islamisten an. Der Scheich hatte sich gegen al-Qaida ausgesprochen. Er war nicht damit einverstanden, wie sie die Schiiten verteufelt, und hat viele von ihnen sogar beschützt. Er kritisierte die Enthauptung von Geiseln und scheute keine Mühen, Entführte freizubekommen. Al-Qaida schickte ihm einen Geistlichen, der versuchen sollte, ihn umzustimmen. Er stritt sich mit ihm. Aber die Diskussion endete damit, dass al-Qaida und er ihre unterschiedlichen Ansichten jeweils respektieren würden. Daran hielten sich dann auch alle.«
    »Aber die Tat trägt doch die Handschrift von al-Qaida«, wandte ich ein.
    »Nein«, beharrte der Baath-Mann, »al-Qaida wollte dem Scheich nicht schaden, denn sie hätte damit einen Zufluchtsort verloren. Die Absprache zwischen ihm und der Organisation lautete: Wir lassen dich in Ruhe, und du lässt uns in Ruhe. Er versprach, die Leute in seiner Gegend nicht gegen al-Qaida aufzubringen und sie nicht anzugreifen, und so wie er Schiiten Zuflucht bot, so nahm er auch Kämpfer der Organisation bei sich auf. Damit hatte er sogar auf Abu Musab az-Zarqawi Einfluss. «
    Ich musste ihn unterbrechen, denn ich hatte nicht erwartet, dass ein Baath-Funktionär von az-Zarqawi sprach, als sei seine Existenz unbestritten: »Ich dachte immer, Abu Musab az-Zarqawi sei eine amerikanische Erfindung. Haben sie ihn nicht zumindest schon vor Jahren getötet?«
    »So hieß es zuerst, aber dann haben sie wieder gesagt, dass er lebt. Sie stellen ihn als ein Terrorphantom dar, das gar nicht genug töten kann. Lebendig ist er ihnen nützlicher als tot, und er dient ihnen immer als Vorwand, wenn sie beabsichtigen,eine verdächtige Gegend zu säubern. Wenn sie eine Ortschaft abstrafen wollen, dann sagen sie, az-Zarqawi halte sich darin auf. Dann machen sie ein Viertel nach dem anderen dem Erdboden gleich, ohne Rücksicht auf Menschen, Moscheen oder Krankenhäuser. Sie reißen den Bewohnern die Häuser über ihren Köpfen nieder.« Soweit er wisse, sei az-Zarqawi im sunnitischen Dreieck aktiv. Ob es ihn tatsächlich gebe, könne er nicht sagen. Er bezweifle es, aber er könne es auch nicht widerlegen. Es gebe Leute, die ihn gesehen oder getroffen haben wollen. Aber viele könnten beide Versionen über seine Existenz oder Nichtexistenz gut für sich nutzen.
    »Was die Sache in Dhuluiya betrifft, war es wahrscheinlich so, dass die Amerikaner Metracorp damit beauftragt hatten, einen Konflikt zu provozieren, der damit enden sollte, dass die Bewohner der Gegend al-Qaida vertreiben. Die Amerikaner hätten dann natürlich nachgeholfen.«
    Es war schon erstaunlich. Er wusste genauestens Bescheid, was sich auf der anderen Seite tat, obwohl die Amerikaner das Verbrechen, die Söldnerfirma und den Autounfall bemäntelten. Er bemerkte meine Überraschung.
    »Kein Grund, sich zu wundern«, sagte er. »Es war ein Deal. Die Amerikaner hatten einen Plan, und die Firma setzte ihn gegen Geld um. Das ist jedenfalls die kurze Version, wenn Ihnen die genügt.«
    Er redete nicht nur so daher. Er wusste offenbar wirklich viel. Aber weiter brachte ihn das auch nicht. Die Baathisten schoben immer alles auf eine Verschwörung, hinter der die Amerikaner stecken mussten.
    Ich kam nun doch kleinlaut auf mein Anliegen zu sprechen und fragte ihn, was aus der Kontaktaufnahme zu al-Qaida geworden sei. Aber ich behielt recht: Er war gekommen, um sich zu entschuldigen und mir mitzuteilen,dass alle Versuche der Partei, mit der Organisation in Verbindung zu treten, gescheitert seien. Ich fragte ihn nicht, ob er die Baath-Partei meinte oder irgendeine islamische, mit der sie gemeinsame Sache machten.
    »Die islamische Gruppierung, über die wir es versucht haben, operiert mit al-Qaida nur militärisch bei bestimmten Aktionen. Al-Qaida lässt sich von niemandem in die Karten schauen. Alle Versuche, etwas über Ihren Sohn in Erfahrung zu bringen, waren ergebnislos.«
    Er zündete sich eine Zigarre an. Ich hatte keine Lust, weiterzureden und wandte mein Gesicht ab. Fadhil schaltete sich ein: »Vielleicht klappt es über eine andere Gruppe.« Aber der Parteiboss stellte klar: »Denen sind ihre konfessionellen und politischen Kämpfe wichtiger als solche Nebensächlichkeiten. Was bedeutet Ihr

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