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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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und starb mit dem
Mut, für den unsere eigenen Märtyrer so berühmt sind.«
    Später während seines Besuches
wurden in einer Nacht vierzig Leute verhaftet, darunter ein berühmter Arzt
namens Peralte, den Ludwig kennengelernt hatte. Es schien ihm bestimmt, durch
die Inquisition zu sterben. Seine Mutter hatte ihn im Gefängnis geboren und war
unverzüglich herausgebracht und verbrannt worden, weil sie Jüdin war. Als er
dreißig war, wurde er beschuldigt, insgeheim der Religion seiner Mutter
anzuhängen. Er wurde drei Jahre eingekerkert. Nach seiner Entlassung wurde er
ein zweitesmal gefangen. Als Ludwig Madrid verlassen hatte, hörte er, Peralte
sei verbrannt worden. Es war, als sei das Gebet seiner Mutter erhört worden,
denn man erzählte, sie habe auf dem Scheiterhaufen gebetet, daß ihr Sohn eines
Tages ebenso sterbe wie sie.
    So schließt Ludwig: »Ich war
sehr froh, zur Zeit von Peraltes Hinrichtung nicht in Madrid zu sein, denn ich
kannte ihn ein wenig, und obwohl er wirklich bigott war, was das Judentum
betraf, hielt ich ihn für einen der zivilisiertesten Männer auf der Welt.«
     
    Als Napoleon Spanien 1808
eroberte, berichtete ein polnischer Offizier in seiner Armee, Colonel
Lemanouski, daß die Dominikaner sich in ihrem Kloster in Madrid
verbarrikadierten. Als Lemanouskis Truppen sich mit Gewalt den Zugang
verschafften, leugneten die Inquisitoren die Existenz irgendwelcher
Folterkammern. Die Soldaten durchsuchten das Kloster und fanden sie unter den
Fußböden. Die Kammern waren voller Gefangener, alle nackt, viele wahnsinnig.
Die französischen Truppen waren an Grausamkeit und Blut gewöhnt, doch dieser
Anblick war zuviel für sie. Sie räumten die Folterkammern, legten Schwarzpulver
in das Kloster und jagten es in die Luft.
     
     
    Die römische Inquisition
     
    Die römische Inquisition ist
nicht mit der mittelalterlichen Inquisition identisch,
die jahrhundertelang gedieh. Sie wurde von Paul III. am 21. Juli 1542
eingesetzt und war die erste der Heiligen Römischen Kongregationen. Sie bestand
aus Kardinalen, von denen einer die Idee ausgeheckt hatte — Johannes Petrus
Carafa, der spätere Paul IV. Als einer der Generalinquisitoren war er
berechtigt, jedermann auf den Verdacht der Häresie hin gefangenzusetzen, sein
Eigentum zu konfiszieren und ihn als schuldig hinzurichten. Sofort kaufte er
auf eigene Kosten ein Haus und rüstete es mit Folterwerkzeugen vom Feinsten
aus. »Kein Mensch«, sagte er, »darf sich dadurch erniedrigen, daß er Ketzer
duldet.« Ein anderer seiner Aussprüche lautete: »Wäre mein eigener Vater ein
Ketzer, ich würde persönlich das Holz sammeln, um ihn zu verbrennen.«
    Als er 1555 zum Papst gewählt
wurde, war er frei, seine eigene Art Fanatismus zu verbreiten. Er war ein Asket
wie Torquemada, haßte Juden und sperrte sie in Gettos ein, haßte Sodomiten und
verbrannte sie, haßte Frauen und verbat ihnen den Zutritt zum Vatikan. Ranke
hat von ihm gesagt, am Ende seines langen Lebens »lebte und bewegte er sich in
seinen Reformen und seinen Inquisitionen, erließ Gesetze, verhaftete,
exkommunizierte und hielt seine Autodafés; diese Beschäftigungen erfüllten sein
Leben«.
    Eine von Pauls Passionen war die
Unterdrückung der Gedankenfreiheit. Als Kardinal hatte er alle Bücher
verbrannt, die ihm schädlich vorkamen. Als Papst führte er 1559 den Index
verbotener Bücher ein. Auf diese Liste kamen alle Bücher von Erasmus, Rabelais,
selbst Heinrich VIII., dessen Sieben Sakramente noch Leo X. vor
versammeltem Konsistorium begrüßt hatte, als sei es vom Himmel gefallen. Auch
Boccaccios Decamerone, das Shakespeare so gern hatte, war verboten, »bis
es gereinigt ist«. Das war, als hätte man gesagt, ein Buch über Honig könne
nicht veröffentlicht werden, bevor alle Bezüge zu Bienen getilgt wären.
    Die Unterdrückung des freien
Denkens war nach 1450 schwieriger geworden, als die neuen Druckerpressen
begonnen hatten, massenweise Bücher auszustoßen. Das Drucken war die größte Unterstützung
der Demokratie, die die Welt je gesehen hatte. Damals wie später vermochte das
Papsttum damit nicht fertig zu werden.
    Selbst bei der Zensur gab es
Spaßiges. Zuerst vollbrachte Paul IV. die Heldentat, sich selbst auf den Index
zu setzen. Es ist eine merkwürdige Geschichte.
    Ein paar Jahre zuvor hatte Paul
III. ein halbes Dutzend Kardinäle ernannt, die unter Carafas Führung alle zu
durchleuchten hatten, die in Glauben und Moral von der Orthodoxie abwichen.
»Die Schuldigen und

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