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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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sogar
in eine andere Form«.
    Dann kam eine große Wende.
     
     
    Die Inquisition greift ein
     
    Gregor IX., der 1231 die
Inquisition gründete, war der Hauptverantwortliche. Er
bekam bald beeidete Aussagen von seinen Inquisitoren, daß die Hexen begonnen
hatten, sich besorgniserregend zu vermehren. Eine Hexe hier und da, in Stadt,
Dorf oder Weiler hatte es schon immer gegeben, doch jetzt hatte ein neuer, schrecklicher
Fluch die Menschheit heimgesucht. Wenn diese Information zutraf — und daran
zweifelte er nie —, kämpfte die Kirche nicht nur um ihr Überleben, sondern für
das Überleben der Welt.
    Im Verhör bekannten Frauen in
großer Zahl, Hexen zu sein und die gräßlichsten Praktiken zu pflegen, von denen
er je gehört hatte. Einer seiner wichtigsten Informanten war der sadistische
Weltpriester Konrad von Marburg. Er war Asket, und nachdem er zugesehen hatte,
wie ein Zisterzienser wegen Häresie verbrannt wurde, kam ihm die Idee, das Heil
könne nur durch Schmerz kommen. Seine berühmteste Konvertitin war Elisabeth,
Witwe des Markgrafen von Thüringen. Sie war achtzehn und hatte drei Kinder zu
erziehen, als Konrad sie überredete, ihre Kleinen im Stich zu lassen und bei Aussätzigen
und Armen zu arbeiten. Um sie spiritueller zu machen, befahl er ihr, sich
auszuziehen, und geißelte sie, bis das Blut zu Boden floß. Sie sagte ihrem
Beichtvater später: »Wenn ich einen solchen Mann fürchte, wie muß dann Gott
sein?«
    Papst Gregor wählte Konrad
persönlich für die Untersuchung einer Gruppe von Ketzern aus, die sich
Luziferianer nannten. Durch Folter preßte er ihnen Geständnisse von solcher
Greulichkeit ab, daß ganz Deutschland in Sorge war. Die Phantasien gefolterter
Wahnsinniger wurden von Konrad als heilige Wahrheit akzeptiert und dem Papst
übermittelt. Gregor nahm den Standpunkt ein, diese Ungeheuer müßten vom
Angesicht der Erde vertilgt werden, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Sie
mußten einen Pakt mit Luzifer, dem Fürsten der Finsternis, geschlossen haben,
befand er; sie verseuchten die Erde.
    Konrad arbeitete hart, um so
viele Ketzer zu eliminieren, wie er nur konnte. In Straßburg verbrannte er
achtzig Männer, Frauen und Kinder. Niemand blieb verschont, nicht einmal
Bischöfe. Sechs Jahre lang führte er eine Schreckenskampagne, bis er ermordet
wurde. Sein Werk lebte nach ihm im Denken und in der Gesetzgebung Gregors IX.
weiter.
    Der Papst akzeptierte ohne
Vorbehalt, daß der Teufel zu den Hexensabbaten erschien, verwandelt in eine
Kröte, ein blasses Gespenst oder einen Kater. Dort stiftete er seine Anhänger
zu den obszönsten Praktiken an.
    Sobald Innozenz IV. die Folter
billigte, wurden die Geständnisse der Hexen immer unglaublicher. Alte Frauen wurden
regelmäßig auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie gestanden, mit Satan
geschlafen und ihm Kinder geboren zu haben, die niemand gesehen hatte. Diese
fehlende Sichtbarkeit machte Satans Brut nur um so bedrohlicher.
    Papst Clemens V. (1305—14)
wurde vom König von Frankreich dazu überredet, Nachforschungen über den Orden
der Tempelritter anzustellen, der zum Schutz des Heiligen Grabes gegen die
Sarazenen gegründet worden war. Der König wollte dringend ihre Länder und
Besitztümer haben. Die Tempelritter wurden von der Inquisition wegen Ketzerei
gefoltert, und einer von ihnen rief aus Angst vor den Flammen: »Ich würde gern
zugeben, ich hätte Gott getötet.« Was dabei herauskam, war wieder eine Menge
Greuel. Sie gestanden, sie verehrten einen riesigen, Baphomet genannten Götzen
in Form einer Ziege. Sie sagten, der Teufel sei ihnen als schwarzer Kater
erschienen, und sie hätten mit Dämonen in Gestalt von Frauen Unzucht getrieben.
Neunundfünfzig Tempelritter wurden in einem Holocaust verbrannt.
    Durch die Leichtgläubigkeit der
Päpste und die Schrecken der Inquisition änderte sich die Lehre zur Hexerei.
Sie war nicht länger die Illusion verrückter alter Frauen. Und mit der
gewandelten Auffassung ging eine ständig ansteigende Panik einher. Der
Antichrist war dabei, die Erde zu übernehmen. Niemand konnte sicher sein, wer
die Hexen waren und wo sie auftauchen mochten.
    Wie in einem modernen
Science-fiction-Roman wachten Männer nachts auf und fanden, daß ihre Frauen,
die sie seit Jahren kannten und liebten, insgeheim Hexen waren. Ihre Kinder
waren nicht wirklich von ihnen .sondern vom Teufel. An einigen Orten, so
glaubte man, gab es mehr Hexen als Nichthexen — ein Beweis, daß das Ende der
Welt

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