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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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nahte.
     
     
    Eine Orgie der Zerstörung
     
    Wie widerlich die Verfolgung
der Hexen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert auch war —
laut Lea war sie nur das Vorspiel zu »blinden und sinnlosen Orgien der
Zerstörung, die Schande der nächsten eineinhalb Jahrhunderte. Die Christenheit
schien im Delirium zu sein.« Ein zu langer Winter, eine zu späte Ernte
bedeutete eine weitere Massenverbrennung dieser armen Frauen.
    Was löste diesen neuen Ausbruch
des Fanatismus aus? Die Antwort ist eine Bulle von Papst Innozenz VIII. mit dem
Titel Summis desiderantes affectibus vom Dezember 1484. Sie ging gegen
die vorherige, lange Tradition der Kirche. Die Ergüsse alter, verrückter Frauen
unter der Folter wurden als Teil des christlichen Glaubens akzeptiert.
     
    Männer
und Frauen, die vom katholischen Glauben abweichen, haben sich Teufeln, incubi
und succubi ausgeliefert (männlichen und weiblichen Sexualpartnern) und haben
durch ihre Zaubereien, Bannsprüche, Beschwörungen und andere verfluchte
Verbrechen Kinder ermordet, die noch im Mutterleib waren, ebenso wie die Jungen
des Viehs, sie haben die Früchte der Erde verflucht... Sie hindern die Männer
daran, den Geschlechtsakt zu vollziehen, und Frauen, zu empfangen, und daher
können Männer ihre Frauen nicht erkennen und Frauen von ihren Männern nicht
empfangen.
     
    Dies war die klarste
Echtheitsurkunde der Hexerei. Ab 1484 wurde jeder als Ketzer klassifiziert, der
sie leugnete, sei er Bischof oder Theologe. Der Papst hatte gesprochen; die
Frage war geregelt.
    Nun bekannten Hexen unter der
Folter, sie hätten sich eine heilige Hostie verschafft, sie einer Kröte
verfüttert, die Kröte verbrannt, die Asche mit dem Blut eines Säuglings —
vorzugsweise ungetauft — vermischt, dazu die gemahlenen Knochen eines Gehenkten
gemischt und zum Schluß eine Prise Kräuter darübergegeben. Das ganze Gebräu
wurde über den Körper der Hexe geschmiert. Wenn sie einen Stock zwischen die
Beine nahm, wurde sie unverzüglich zum Treffpunkt der Hexen getragen.
    Wie fantastisch die Aussage
auch war — diese Frauen mußten ausgemerzt werden. Erklärte das Buch Exodus
nicht: »Du sollst keine Hexe leben lassen«?
    Um das Massaker zu
organisieren, gab Innozenz zwei Dominikanern seine eigene, »höchste Autorität«.
Diese Inquisitoren, Heinrich Kramer (oder Institoris) und Jakob Sprenger
(bekannt als der Apostel des Rosenkranzes) wirkten in Deutschland, der erste im
Norden, der zweite entlang des Rheins. Sie schrieben zusammen 1486 den Malleus
Maleficarum, den Hexenhammer. Er führte den Historikern zufolge zu mehr
Elend und Tod als jedes andere Buch.
    Tatsächlich ist er ein Handbuch
zum Aufspüren und Bestrafen von Hexen. Er enthält eine komplette Theologie der
Hexerei, die im Genre des als Wissenschaft posierenden Unsinns unübertroffen
ist. Drei Jahrhunderte lang war er auf der Bank jedes Richters, auf dem
Schreibtisch jedes Magistrats. Das Vorwort zu den zahlreichen Auflagen dieses
unheilvollen Buches war die Bulle Innozenz’ VIII.
     
     
    Der » Hexenhammer «
     
    Die Autoren bringen ihre
manichäische Grundüberzeugung früh zum Ausdruck: Satan
beeinflußt direkt die Menschen, verwandelt sogar ihre Gestalt und fügt ihnen
bleibenden Schaden zu. »Auf diese Weise«, schließen sie, »könnten sie die ganze
Welt zerstören und in völlige Verwirrung stürzen.«
    Eine der ersten Fragen im Buch
lautet: Können Kinder vom Teufel gezeugt werden? Die Antwort ist ja.
    Zu den Hexensabbaten werden die
Teilnehmer durch die Luft transportiert, auf einem Stock, Hocker oder Dämon in
Gestalt eines Hundes oder einer Ziege reitend. Sie treffen sich mit dem Teufel,
der als gehörntes Tier anwesend ist — Hirsch, Bock oder Stier. Nach den
höllischsten Riten und sexuellen Zügellosigkeiten paaren sich die Hexen mit
Satan selbst.
    Wie ist eine solche Paarung
möglich? Kramer und Sprenger haben die Antwort: künstliche Besamung.
     
    Die
Teufel sind an der Zeugung beteiligt, nicht als essentielle Ursache, sondern als
sekundäre, künstliche Ursache, denn sie mischen sich eifrig beim normalen
Prozeß der Paarung und Empfängnis ein, indem sie sich menschlichen Samen
verschaffen und ihn selbst transportieren.
     
    Der incubus -Teufel
übernimmt die Rolle des Mannes, der succubus die Rolle der Frau bei der
Paarung mit Menschen. Im Fall des incubus »entspringt der Same nicht so
sehr von ihm, denn es ist vielmehr der Same eines anderen Mannes, den er zu
diesem Zweck gesammelt hat«. Eigentlich sind

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