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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Pharisäer; er brach sogar den Sabbath, indem er Ähren ausraufte und aß, als
er hungrig war.
    Deshalb ist es nicht
überraschend, daß das Haus des Papstes an der Ecke noch aktiv ist. Kardinal
Ratzinger greift zum Telefon und ruft einen Priester in Los Angeles an; er sagt
ihm, seine Forschungsergebnisse zu den Ansichten der Bischöfe über das Zölibat
zu unterdrücken oder seine Sachen zu packen und innerhalb einer Stunde zu
verschwinden. Es ist nicht überraschend, daß Theologen von ihren Lehrstühlen
entfernt und Priester vom Amt suspendiert werden, weil sie nicht-unfehlbaren
Aussagen widersprechen. Es ist nicht überraschend, daß ein Bischof
diszipliniert wird, weil er handelt wie Jesus, die Gebeugten aufrichtet, sich
weigert, jemanden zu exkommunizieren, der Aufrichtigkeit und Liebe im Herzen
hat. Angesichts von sechs Jahrhunderten Inquisition wäre es eher überraschend,
wenn diese Dinge nicht geschähen.
    Doch nicht nur Ketzer verfolgte
die Kirche. Sie hatte es auch auf zwei andere Arten Leute abgesehen, die sie
für ebenso schlimm hielt: Hexen und Juden.

11. Kapitel

Die Verfolgung von Hexen und Juden
     
     
     
     
     
     
     
    Aberglaube in Form von Zauberei
und Magie hat den Menschen auf seiner Reise von der Unwissenheit
zur Aufklärung ständig begleitet. Im christlichen Bereich hatten Kirche und
Staat lange zusammen daran gearbeitet, den Glauben an Hexen und das Böse, das
sie tun konnten, auszumerzen. Gott, argumentierte die Kirche, sei absoluter
Herr und Meister des Universums, und Seine Herrschaft sei total. Satan war
natürlich eine Realität. Doch Jesus hatte den »starken Mann« gebunden, so daß
Satan keine Macht über Mensch oder Tier hatte, außer in der Möglichkeit, die
Menschen zu bösem Tun zu versuchen und ihr Denken mit Dunkelheit und Täuschung
zu infizieren.
    Diese weise Handhabung hatte
eine lange Geschichte. Es hatte in den kirchlichen Ritualen nie etwas gegen
Hexen gegeben. Die Kanones der Kirche besagten, die Gläubigen seien über die
Falschheit und Dummheit der Hexerei zu belehren. Wer sie praktizierte, war böse
oder geistesgestört, in jedem Fall aber täuschte er sich. Es galt als
unchristlicher Aberglaube, zu meinen, Hexen besäßen übermenschliche Kräfte, die
sie zum Schaden der Menschen gebrauchten. Die Kanoniker bezogen sich auf das
Konzil von Ankara im Jahr 314, um ihre Argumente zu untermauern. Ankara hatte
ihrer Auffassung nach gelehrt, daß Hexerei nur eine teuflische Illusion sei,
ohne irgendeine Basis in der Wirklichkeit.
    Alle frühen Kirchenrechtssammlungen
— Regino, Burchard und Ivo — argumentieren so. Ebenso auch der einflußreichste
unter ihnen, Gratian. In Abschnitt 364 seiner Dekrete schreibt er, die Hexen
seien verrückt, die »glauben und offen bekennen, sie ritten in der Mitte der
Nacht mit der heidnischen Göttin Diana und einer zahllosen Horde von Frauen auf
bestimmten Tieren, und in diesen stillen Stunden flögen sie über weite Teile
des Landes und gehorchten ihr als ihrer Meisterin«.
    Gewöhnliche Sterbliche wußten
nicht so gut Bescheid. Sie waren damals wie heute fasziniert von Geschichten
über Hexerei, Astrologie und Horoskopen. Sie kauften auf Jahrmärkten
Liebestränke und Amulette, Zauberringe und magische Spiegel. Das Christentum
hat die Rituale des alten Heidentums nie ganz ausgerottet. Darum fürchteten die
Gläubigen Kometen und Zeichen am Nachthimmel und bezahlten seltsam aussehende
Menschen dafür, mit einer Haselrute Wasser oder vergrabene Schätze für sie zu
finden. Am meisten fürchteten sie Hexen.
    Diese, vor allem alte Weiber,
segneten manchmal und verfluchten meist das Dorf, woraufhin das Chaos ausbrach.
Wenn sie beim Betteln zurückgewiesen wurden, fügten ihre Verfluchungen den
Menschen, ihrem Vieh und Land unvorstellbaren Schaden zu. Sie hatten die Schuld
für den Verlust einer Kuh, den Tod eines Kindes oder eine Raupenplage. Diese
Hexen waren nicht der zahme Abklatsch des modernen Halloween, obwohl Kinder mit
häßlichen Masken, schwarzen, spitzen Hauben, Besenstielen und Pappkatzen an
einem dunklen Abend immer noch ein unwillkürliches Schaudern erregen können.
Die echten Hexen des Mittelalters, schmutzig und struppig, waren eine Quelle
unermeßlichen Grauens, selbst für den Klerus, der sie als Rivalinnen um die
Seelen des Volkes ansah.
    Trotz alledem hatte die
Orthodoxie seit Jahrhunderten die Idee mit Verachtung überschüttet, Hexen
»hätten Macht, Menschen zum Besseren oder Schlechteren zu verwandeln, ja

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