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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Licht der Vernunft, für
wahr hält.
     
    24. Die Kirche hat nicht die
Macht, Gewalt anzuwenden, und sie hat keine direkte oder indirekte weltliche
Macht.
     
    30. Die Immunität der Kirche
und kirchlicher Personen ist vom bürgerlichen Recht abgeleitet.
     
    38. Die römischen Oberhirten
haben durch ihr zu willkürliches Verhalten zur Teilung der Kirche in Ostkirche
und Westkirche beigetragen.
     
    76. Die Abschaffung der
weltlichen Macht, die der Apostolische Stuhl besitzt, würde in höchstem Maße
zur Freiheit und zum Wohlergehen der Kirche beitragen.
     
    77. In der heutigen Zeit ist es
nicht mehr angebracht, daß die katholische Religion die einzige Staatsreligion
ist und alle anderen Formen des Glaubens ausgeschlossen werden.
     
    79. Deshalb wurde in einigen
katholischen Ländern weise durch Gesetz beschlossen, daß Personen, die dort
ihren Wohnsitz nehmen, ihren je eigenen Glauben öffentlich praktizieren dürfen.
     
    80. Der römische Oberhirte kann
und sollte sich mit Fortschritt, Liberalismus und moderner Zivilisation
versöhnen und abfinden.
     
    In ihrem hauptsächlich
italienischen Kontext des Antiklerikalismus, den Roms Unvernunft zum Sieden
gebracht hatte, waren diese mittelalterlichen Lehren schlimm genug. Aus dem
Zusammenhang gerissen und aneinandergereiht sahen sie aus wie eine Karikatur
des Katholizismus. Kein Feind der Kirche hätte ihr halb soviel schaden können
wie Pius IX. Gladstone in England und Lincoln in Amerika waren entrüstet, einen
Papst Fortschritt, Liberalismus und moderne Zivilisation verdammen zu hören.
     
    Die Reaktion der Weltpresse war
vorhersehbar. Besonders Großbritannien drückte seine Ungläubigkeit aus.
    Die Liste kam rechtzeitig zu
Weihnachten heraus. In der ersten Nummer des neuen Jahres ließ Punch einen
Clown deklamieren:
     
    Ich
war bereit, mit fragloser Fügsamkeit
    Die
größten Dinge, erklärt von der Höheren Unfehlbarkeit, zu glauben;
    Ich
hätte mich nicht gesträubt, meinen Mund von Ohr zu Ohr zu dehnen,
    Hätte
ihn willig in jeder befohlenen Weite geöffnet.
     
    Doch
wirklich, diese so vernunftwidrige Enzyklika,
    Die
Eure Heiligkeit gerade in dieser besonderen Zeit veröffentlichen ließ
    Die
auf dem göttlichen Vorrecht der Priesterherrschaft
    Über
bürgerliche Macht, Familie und öffentliche Bildung beharrt;
     
    Die
Aufstand gegen despotische Regierung anprangert,
    Die
den Völkern das Recht verweigert, ihre Führer durch Wahl zu bestimmen,
    Die
die Pflicht der Kirche verkündet, den Staat in Not zu unterstützen, Die die
Freiheit von Presse und Gewissen, eine freie und liberale Verfassung verdammt.
...
     
    All das war selbst für einen
Clown mit einem großen Mund zuviel zu schlucken.
    Der Spectator meinte,
der Papst könne »genausogut gegen das erste Gesetz der Bewegung beten«. Die
anglikanische Church Times sah den Papst als trennende statt vereinende
Kraft des Christentums und begrüßte die Enzyklika mit »Abscheu und Hohn«. Der
Leitartikel wies darauf hin, daß Pius keine Sympathie mit Zivilisation,
Fortschritt, Wissenschaft oder Intellekt hatte. Er betrachtete sie als
»Todfeinde des Glaubens«. Der Kommentar der Times war der pfiffigste:
»Es gibt in Europa kaum ein politisches System außer der päpstlichen Regierung,
das nicht auf Prinzipien beruht, die hier zu verdammungswürdigen Irrtümern
erklärt werden.«
    Dies war zutreffend. Im ganzen
neunzehnten Jahrhundert hatte das Papsttum Druck auf die Regierungen ausgeübt,
ihren Bürgern die Rechte zu verweigern, die Bürgern des Kirchenstaates verwehrt
waren. Von 1813 an attackierten die Päpste jede neue Verfassung — die
österreichische, französische, belgische—als »gottlos«. Warum? Weil sie es wie
Atheisten wagten, Gewissensfreiheit, Pressefreiheit, freie parlamentarische
Institutionen, für die alle unangesehen ihrer Religion oder Religionslosigkeit
wählen durften, und völlige Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz zu
garantieren. Das Papsttum drängte immer wieder andere italienische Staaten,
seine eigene Unterdrückung nachzuahmen. 1852 brachte Pius IX. zum Beispiel die
Toskana dazu, jüdischen Ärzten das Praktizieren zu verbieten.
    Der Gesamteindruck war: Das
eine, das Rom nicht ertragen kann, ist Freiheit in jedweder Form.
    In dieser ganzen Zeit lieferten
die Päpste dem Antiklerikalismus in ganz Italien Nahrung. Pius IX. konnte vielleicht
mit der Zeit in der Kirche bedauert und beliebt werden — in Italien war er fast
durchwegs unbeliebt. Eine Folge der päpstlichen

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