Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
Vom Netzwerk:
Ablehnung der neuen
Verfassungen war, daß katholische Bürger der neuen Republiken bald als
unpatriotisch galten. Als zum Beispiel die österreichische Verfassung
veröffentlicht wurde, verlautbarte der Vatikan:
     
    Wir
erklären, daß diese Gesetze und ihre Konsequenzen null und nichtig waren und in
Zukunft sein werden. Wir ermahnen und beschwören ihre Urheber, besonders die,
die sich Katholiken nennen, und alle, die es gewagt haben, sie vorzuschlagen,
anzunehmen, zu billigen und auszuführen, die Verweise und Kirchenstrafen zu
bedenken, die sich alle, welche die Rechte der Kirche verletzen, ipso facto
nach den apostolischen Konstitutionen und den Dekreten der ökumenischen
Konzilien zuziehen.
     
    Pius IX. ging so weit, diese
Verfassung zu verdammen, weil sie es Protestanten und Juden erlaubte, ihre
eigenen Schulen und Hochschulen zu haben.
    In Frankreich machte sich
Bischof Dupanloup solche Sorgen, daß er eine Distinktion einführte, die, wie
wir gesehen haben, Kardinal Gibbons von Baltimore später nützlich fand. Die
Liste des Papstes galt für eine vollkommene Welt (These), nicht für eine
unvollkommene Welt (Hypothese). Leider war die Vorstellung des Papstes von
Vollkommenheit nicht die der meisten Katholiken, die einem theokratischen Staat
mißtrauten. Wie ein Pariser geistreich kommentierte: »Die These ist, wenn die
Kirche die Juden verdammt; die Hypothese ist, wenn der päpstliche Nuntius mit
Baron de Rothschild diniert.«
    Die Zeit war sehr nah, in der
die Demokratie, unermüdlich verdammt von Pius IX., die Katholiken selbst von
der Tyrannei des Kirchenstaates befreite und der Kirche einen Hauch Freiheit
brachte, den Pius IX., wenn er nur gekonnt hätte, für immer von ihr
ferngehalten hätte.
    Es hätte kaum einen Papst in
der Geschichte geben können, dem die Kirche die Auszeichnung »unfehlbar« mit
mehr Befürchtungen zusprechen könnte.
     
     
    Päpstliches Supremat
     
    Bezeichnenderweise wurde als
Datum für die Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils
1869 der 8. Dezember gewählt, der Jahrestag der rein päpstlichen Definition der
Unbefleckten Empfängnis.
    Nach Pastor aeternus, dem wichtigsten Beschluß des Vaticanum I, ist der Papst nicht nur der Leiter
und höchste Verwalter der Kirche. Er besitzt »volle und höchste Rechtshoheit
über die Kirche in den Dingen, die Disziplin und Leitung der in der ganzen Welt
verstreuten Kirche betreffen«. Die Macht des Papstes ist die höchste; sie
erstreckt sich direkt und indirekt auf jede Kirche, jeden Pfarrer, jeden Laien.
    Das Konzil behauptet, dies
»beruht auf den deutlichen Zeugnissen der Heiligen Schriften und ist in
Übereinstimmung mit den klaren und ausdrücklichen Dekreten unserer beiden
Vorgänger, den römischen Oberhirten und den allgemeinen Konzilien«. Diese
Annahmen halten einer Untersuchung nicht stand. Werfen wir einen kurzen Blick
auf das Beweismaterial:
    Was die Heiligen Schriften
betrifft: Nicht einer der frühen Kirchenväter sah in der Bibel irgendeinen Hinweis
auf päpstliche Rechtshoheit über die Kirche. Im Gegenteil, sie setzen voraus,
daß Bischöfe, besonders Metropoliten, das volle Recht haben, ihr eigenes Gebiet
ohne Einmischung von irgend jemandem zu regieren und zu verwalten. Die
Ostkirche hat das päpstliche Supremat niemals anerkannt; Roms Versuch, es
durchzusetzen, führte zum Schisma.
    Was die allgemeinen Konzilien
betrifft: Das Konzil von Konstanz stellte im fünfzehnten Jahrhundert ein Konzil
in vielen wichtigen Bereichen über den Papst. Das wäre genug, um die Berufung
von Vaticanum I auf Konzilien zu untergraben. Doch es ist weit schlimmer als
dies.
    Die acht Konzilien der
ungeteilten Kirche wurden nicht vom römischen Bischof einberufen. Beginnend mit
Nizäa 325 wurden Konzilien vom Kaiser einberufen, der auch ihre Entschlüsse
bestätigte. Der Kaiser herrschte; er bestimmte die Glaubensbekenntnisse. Kanon
6 von Nizäa bestimmte, daß alle Bischofssitze ihre alten Rechte behalten
sollten. Alexandria sollte über Ägypten, Libyen und Pentapolis herrschen, »denn
es gibt eine ähnliche Sitte im Fall des Bischofs von Rom. Ebenso in Antiochia.«
    Fünfzig Jahre später, beim
Konzil von Konstantinopel 381, rangierte der Bischof von Konstantinopel gleich
nach dem Bischof von Rom. Kanon 3 des Konzils erklärt den Grund. »Nach dem
Bischof von Rom soll der Bischof von Konstantinopel Vorrang haben, weil
Konstantinopel das neue Rom ist.«
    Dieser Kanon wurde 451 beim
Konzil von Chalkedon wiederholt. Papst Leo der

Weitere Kostenlose Bücher