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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Große wollte für seinen
römischen Bischofssitz mehr Anerkennung. Er bekam sie nicht. Das Konzil sagte
einfach:
     
    Die
Väter haben mit Recht dem Thron des älteren Rom Vorrang gegeben, weil das die
Kaiserstadt war. Und die hundertfünfzig sehr frommen Bischöfe, die von der
gleichen Absicht geleitet waren, gaben dem hochheiligen Thron des neuen Rom
[Konstantinopel] die gleichen Privilegien, denn sie meinten mit Recht, daß die
Stadt, die durch den Souverän und den Senat geehrt war und die gleichen
Privilegien wie das ältere Rom genoß, auch wie dieses in Kirchendingen
verherrlicht werden und nach ihm an zweiter Stelle stehen sollte.
     
    Es gibt keinen Hinweis auf die
Schrift oder die Rolle Petri, die der Bischof von Rom geerbt hätte, kein
Supremat, das »dem Papst« gegeben wäre. Der Papst wird geehrt, weil er Bischof
der Kaiserstadt, des alten Rom ist. Es ist nicht etwa deutlich, wie Vaticanum I
erklärte, daß die Schrift und die ökumenischen Konzilien dem Papst universale
Rechtshoheit gegeben hätten, sondern es gibt hierfür keine Belege. Wie Kardinal
Manning von Westminster sagte: »Das Dogma muß die Geschichte überwinden.«
Selbst päpstliche Aussagen über die Rechtshoheit des Papstes tauchten erst auf,
nachdem Konstantin Sylvester als seinen Vasallen in Rom aussetzte und im Stich
ließ. Bald wurde ein Ton der Drohung am römischen Bischofssitz hörbar. Dann
nannte Leo I. sich Pontifex maximus und setzte einen Bischof ab.
    Trotzdem sucht man im ersten
Jahrtausend vergeblich nach einer einzigen Lehre oder Rechtsvorschrift, die Rom
allein dem Rest der Kirche aufzwang. Die einzigen allgemeinen Gesetze kamen von
Konzilien wie Nizäa. Und überhaupt, wie hätte der Bischof von Rom in jenen
frühen Jahrhunderten universale Rechtshoheit ausüben können, als es keine Kurie
gab, als andere Bischöfe Einmischungen in ihre Diözesen von niemandem
hinnahmen, als Rom keine Dispense erteilte und keine Tribute oder Steuern
forderte, als alle Bischöfe, nicht nur der Bischof von Rom, die Macht hatten,
zu binden und zu lösen, als kein Bischof, keine Kirche, keine Einzelperson von
Rom zensiert wurde? Außerdem wurde der Bischof von Rom jahrhundertelang von den
dort ansässigen Bürgern gewählt — Klerus und Laien. Wenn er Rechtshoheit über
die gesamte Kirche hatte, hätte dann nicht der Rest der Welt bei seiner
Ernennung mitsprechen wollen? Als man wirklich glaubte, er habe die Oberhoheit,
verlangte der Rest der Kirche auch wirklich ein Mitspracherecht bei seiner
Wahl. Dies geschah im Mittelalter.
    Vaticanum I definierte das
päpstliche Supremat in Begriffen, die mittelalterliche Oberhirten gebilligt
hätten, die allerdings keine Beziehung zu Schrift, Tradition oder Geschichte
der ökumenischen Konzilien der ungeteilten Kirche aufweisen.
     
     
    Päpstliche Unfehlbarkeit
     
    Die Unfehlbarkeit des Papstes
wurde von Vaticanum I als Teil seines Supremats über die
ganze Kirche gesehen. Dies ist die Formulierung der Definition:
     
    Wenn
der römische Oberhirte ex cathedra spricht, d. h. in Ausübung seines Amtes als
Hirte und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten apostolischen Autorität
die Lehre in Glauben und Moral definiert, die von der gesamten Kirche geglaubt
werden muß, ist er durch die ihm in der Person Petri verheißene Hilfe Gottes im
Besitz jener Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser Seine Kirche
ausgestattet sehen wollte, wenn sie die Lehre in Glauben und Moral definiert;
und daß aus diesem Grund solche Definitionen des römischen Oberhirten in sich
und nicht wegen der Zustimmung der Kirche unanfechtbar sind.
     
    Fassen wir kurz die Beweise
gegen päpstliche Unfehlbarkeit zusammen: Petrus war fehlbar, sowohl vor als
auch nach der Kreuzigung. Auch gibt es keinen Hinweis im Neuen Testament, daß
Petrus irgendeine Macht hatte, die ein Nachfolger erben würde. Den
Kirchenvätern zufolge hatte Petrus als solcher keinen Nachfolger. Sie sehen
alle Bischöfe als Nachfolger der Apostel, nicht einen einzelnen Bischof als
Nachfolger eines einzelnen Apostels, in diesem Fall Petri. Sie hätten deshalb
die Behauptung, der »Nachfolger Petri« habe den Bischofssitz Rom zu
beherrschen, unmöglich akzeptieren können.
    Wir haben ebenfalls gesehen,
daß alle großen Lehraussagen, besonders die Glaubensbekenntnisse, nicht von
Päpsten, sondern von Konzilien kamen. In den ersten Jahrhunderten kamen die
Bischöfe von Rom nie auf den Gedanken, sie könnten die Lehre für die ganze
Kirche definieren.

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