Gottes erste Diener
schädigt. »Sie
verhindert oder gefährdet in keiner Weise den Vollzug des natürlichen Akts und
seine weiteren natürlichen Folgen.« Eheleute brauchten gute Gründe, um die
Knaus-Ogino-Methode anzuwenden, aber in sich war sie kein Unrecht. Diese Lehre
wiederholt Paul VI. in Abschnitt 11 von Humanae vitae.
Keiner der beiden Päpste schien
zu bemerken, daß dies das erstemal in der katholischen Geschichte war, daß der
Geschlechtsakt als tugendhaft in sich bezeichnet wurde, nicht nur wenn
Fortpflanzung nicht möglich war, sondern weil Fortpflanzung nicht möglich war.
Leider machte Pius XII. wie
Pius XI. die Biologie zum Kriterium der Moral. So gab er zwar Katholiken das
Recht, Geburten selbst zu regulieren und nicht alles der »Vorsehung« zu
überlassen, doch er enthielt ihnen geeignete Mittel dazu vor. Durch diese eine
Entscheidung brachte Pius XII. die Katholiken auf einen mit Thermometern und
Kalendern übersäten Weg. Es wäre vielleicht barmherziger gewesen, den
Katholiken die eine, traditionelle Alternative zu lassen, nämlich sich
fortzupflanzen oder ganz auf Sex zu verzichten.
Für die überschaubare Zukunft
ist die katholische Kirche mit einer Lehre zur Geburtenkontrolle belastet, die
all ihre Bindungen an die christliche Vergangenheit und die moderne Welt
abgeschnitten hat. Moderner Vergnügungssucht zum Trotz an alten Prinzipien
festzuhalten, ist eine Sache; eine ganz andere ist es, ein neues Prinzip
einzuführen, das die Paare daran hindert, angesichts der Bevölkerungsexplosion
ihre Familien zu regulieren.
Ein schon angesprochenes
historisches Beispiel mag helfen, das gegenwärtige katholische Dilemma zu
beleuchten.
Erbsünde und Geburtenkontrolle
Der uralten, von Augustinus
formulierten und von Papst Gregor und all seinen
Nachfolgern sanktionierten Tradition zufolge war die Taufe eine Vorbedingung zur
Erlösung. Neugeborene Kinder christlicher Eltern gingen zur Hölle, wenn sie
ungetauft starben. Dasselbe galt für Katechumenen, wenn sie unerwartet starben.
Natürlich war die gesamte heidnische Welt zur Verdammnis verurteilt. Laut
Augustinus wurde der gerechte Schächer nur deshalb gerettet, weil er auf
irgendeine nicht näher bezeichnete Art getauft wurde.
Es gibt keinen besseren Beweis
für die Fehlbarkeit der Kirche als diesen. Päpste und Kirchenväter sagten nicht
etwa, sie wüßten nicht, wie Neugeborene gerettet werden könnten; sie sagten
kategorisch, es sei unmöglich. Sie erklärten sich nicht für unwissend über das
Schicksal der vielen Menschen, die nie von Christus gehört hatten; sie
versicherten ohne Einschränkung, sie führen alle zur Hölle. Es gab kein Heil
außerhalb der Kirche; und mit Kirche meinten sie die katholische Kirche, in die
man nur durch Taufe mit Wasser aufgenommen wurde. Diese Ansichten wurden
Jahrhundert auf Jahrhundert ohne eine Stimme des Widerspruchs wiederholt. Es
war katholische Lehre, immer, überall und von allen gelehrt. Wir haben
angemerkt, daß der hl. Franz Xaver, als er nach Indien ging, sicher war,
ungetaufte Heiden könnten nicht ins Himmelreich gelangen, wie tugendhaft sie
auch waren.
Die Herzenshärte der Christen
früherer Generationen erstaunt heute jeden, doch gleichgültig warum — sie ist
eine Tatsache. Jeder Katholik, der daran zweifelte, wäre von der Inquisition
verbrannt worden. Laut Lecky übertraf diese Lehre in ihrer Grauenhaftigkeit
jede Glaubensaussage der Heiden. Sie verdiente Tacitus’ Etikett des
»verderblichen Aberglaubens«. Lecky schreibt:
Daß
ein kleines Kind, das nur ein paar Minuten nach der Geburt lebt und stirbt,
bevor es mit dem heiligen Wasser besprengt wurde, in einem solchen Sinn dafür
verantwortlich ist, daß sein Urahn vor sechstausend Jahren eine verbotene
Frucht gegessen hat, daß es vollkommen zu Recht auferweckt und in einen Abgrund
ewigen Feuers geworfen werden kann, um dies Verbrechen seines Urvaters zu
sühnen, daß ein allgerechter und allerbarmender Schöpfer in voller Ausübung
dieser Attribute absichtlich fühlende Wesen ins Dasein ruft, die Er von
Ewigkeit her unwiderruflich dazu bestimmt hat, unsägliche, ungemilderte Qual zu
leiden, sind Aussagen, die gleichzeitig so extravagant absurd und so unfaßbar grauenhaft
sind, daß ihre Annahme einen wohl dazu bringen kann, die Universalität
moralischer Einsicht zu bezweifeln. Eine solche Lehre ist in Wirklichkeit
schlichte Teufelei, und zwar Teufelei in ihrer extremsten Form.
Extreme Teufelei oder nicht, es
war katholische
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