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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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einzig »natürliche« Weg, auf dem ein Paar Kinder
haben darf, ist durch Geschlechtsverkehr; wenn das bei ihnen nicht funktioniert,
müssen sie sich mit ihrer Kinderlosigkeit abfinden. Die katholische Sexualmoral
verrät in jedem Stadium ihre priesterliche Herkunft. Nicht, daß die Ehelosen
etwas gegen Männer haben, die sie beneiden, oder gegen Frauen, die sie hassen:
Sie verstehen einfach nicht.
    Ein letzter Punkt: Pius XII.
gab zögernd sein nihil obstat für die Knaus-Ogino-Methode. Sie ist
inzwischen zur katholischen Standardmethode der Empfängnisverhütung geworden.
Die offizielle Lehre ist: Es ist moralisch richtig, miteinander zu verkehren,
wenn man beabsichtigt, sich nicht fortzupflanzen, um sexuelle Befriedigung ohne
die Belastungen einer Schwangerschaft zu erlangen. Es ist kurios, daß Marie
Stopes in England und Margaret Sanger in Amerika einst von der katholischen
Kirche attackiert wurden, weil sie dasselbe breite Prinzip befürworteten. Da
erhebt sich die Frage: Wenn Pius XII. wirklich die große katholische Tradition
hätte fortführen wollen, was hätte er dann sagen sollen?
    Logischerweise hätte er so
argumentieren müssen: Sex ist nur zur Fortpflanzung da. Alles, was außer dem
Wunsch nach Kindern noch in den Geschlechtsakt hineinspielt, ist Sünde. Deshalb
ist es, wie Augustinus deutlich sagte, ebenso sündig, die »sicheren Tage« zu
nutzen wie ein Kondom zu tragen. Eigentlich hätte Pius XII. noch weiter gehen
müssen. Da die Tradition lautet, Sex sei nur zur Fortpflanzung da, sollte die
Kirche die Entdeckung der unfruchtbaren Tage aus einem ganz anderen Grund
begrüßen. Die Paare sollten es sich zur dringenden Pflicht machen herauszufinden,
wann der Verkehr nicht sicher für sie ist, und nur dann miteinander schlafen.
So werden sie keinen kostbaren, lebenspendenden Samen vergeuden, was jedem
Kirchenvater zufolge unrecht ist. Dies bedeutet, daß fromme Katholiken sich
nicht etwa auf die unfruchtbare Zeit beschränken, sondern sie gänzlich meiden
werden. Sobald ihre Familien komplett sind, werden sie dem Sex adieu sagen.
    Daß Pius XII. und seine
Nachfolger nicht so argumentierten, spricht mehr für ihre Barmherzigkeit als
für ihren Sinn für Logik oder Kirchengeschichte.
    Da die jüngsten Päpste trotz
aller Rhetorik über »Beständigkeit« zumeist die Ansichten ihrer Vorgänger über
Sexualität und Geburtenkontrolle abgelehnt haben, sind sie vielleicht auch in
anderen Dingen von der Tradition abgewichen. Zum Beispiel Abtreibung. Und vor
allem Scheidung.

18. Kapitel

Die Päpste, Pioniere der Scheidung
     
     
     
     
     
     
     
    Die katholische Kirche, heißt
es immer wieder, ist gegen Scheidung. Das Verbot reicht
weit. Der Vatikan gewährt Botschaftern oder niederen Diplomaten keine
Akkreditierung, wenn sie geschieden oder mit Geschiedenen verheiratet sind. Sie
dürfen Protestanten sein, selbst Atheisten, aber sie und ihre Frau müssen,
ehelich gesprochen, untadelig sein.
    Daß die Kirche Scheidung nie
erlaubt, glauben die meisten Menschen, auch die Katholiken, obwohl viele hinter
vorgehaltener Hand munkeln, die Kirche erlaube sie unter anderen Bezeichnungen.
Selbst geschiedene Katholiken neigen zu der Meinung, ihre Kirche verstehe jede
Ehe als lebenslang gültig und verweigere jedem die Scheidung, aus welchem Grund
auch immer.
    Mit Stolz verweisen die
Katholiken auf Papst Clemens VII., der einem so mächtigen Monarchen wie
Heinrich VIII. die Scheidung verweigerte. Heinrich wollte Katharina von Aragon
wegen der jungen, schönen Anna Boleyn verlassen. Um genau zu sein, er bat um
eine Annullierung seiner Ehe, einen Gefallen, den Papst Alexander VI. seiner
Tochter Lucrezia nach drei Jahren ausgiebig vollzogener Ehe gewährte. Heinrichs
Gründe waren besser als Lucrezias. Katharina war zuerst die Geliebte, dann die
Frau seines Bruders Arthur gewesen, der gestorben war. Daher sei der päpstliche
Dispens, der ihm erlaubte, Katharina zu heiraten, ungültig gewesen, behauptete
er. Das quälte ihn. Vielleicht hatte die Tatsache, daß Katharina ihm keinen männlichen
Erben geliefert hatte und er alt wurde, etwas mit seinen Skrupeln zu tun. Doch
seine Schwester Margaret, Königin von Schottland, hatte ihre Ehe kürzlich unter
einem noch fadenscheinigeren Vorwand von Rom annulliert bekommen.
    Unglücklicherweise für Heinrich
hatte Katharinas Neffe, Kaiser Karl V., den Papst zu jener Zeit in der Tasche.
Zuerst hatte der Papst den Eindruck erweckt, Heinrichs Antrag sei
unproblematisch. Als aber

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