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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Orthodoxie bis fast in die Moderne hinein. Gottes Bild ging nie
besudelter aus einem Hexenhandbuch hervor. Die monströsesten menschlichen
Grausamkeiten, die Attila der Hunne oder Hitler begingen, verblassen im
Vergleich mit den Grausamkeiten, die sanfte christliche Theologen und
kontemplative Mönche Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, zuschrieben.
Tatsächlich ist nicht einmal der Teufel in solch finsteren Farben gezeichnet
worden. Das wirkliche Elend ist, warum die Christen diese Ansichten so lange
vertreten haben. Es gibt nur eine Antwort: Autorität. Die Autorität der Bibel
zunächst einmal, aber der Bibel, wie die Lehrer der Kirche (das Magisterium)
sie deuteten. Paulus’ mystische Worte »In Adam haben alle gesündigt« wurden
stur so verstanden, daß selbst Neugeborene für die Erbsünde verantwortlich und
zur Hölle verurteilt seien, wenn sie ungetauft starben.
    Christen, die es sich nie
verziehen hätten, wenn sie einem Kind unnötig weh taten, fanden sich mit dem
Gedanken ab, Gott würde es mit unsäglicher und ewiger Qual für etwas bestrafen,
das es gar nicht vermeiden konnte. Keine christliche Mutter, kein christlicher
Vater hätten das jemals wirklich von Herzen glauben können; aber sie sagten ja
dazu. Es ist vielleicht das beste Beispiel der Geschichte für katholische
Autorität, die gegen alle Vernunft und Menschlichkeit Gehorsam gegenüber einer
moralisch absurden Lehre verlangt. Wie Lecky außerdem bemerkt:
     
    Die
Christen halten es für eine Sache der Pflicht und eine empfehlenswerte Übung
der Demut, die moralischen Empfindungen ihrer Natur zu ersticken, und
letztendlich gelingt es ihnen, sich zu überzeugen, daß ihre Gottheit
außerordentlich beleidigt wäre, wenn sie zögerten, ihr die Eigenschaften eines
Teufels zuzuschreiben.... Ihre Lehre wird als eine Art moralisches Wunder
hingenommen, und wie es bei einer gewissen Schule von Theologen üblich ist,
nennen sie eine Aussage, die sie machen und die sichtbar selbstwidersprüchlich
ist, ein Mysterium und einen Anlaß zum Glauben.
     
    Dies ist eine Entsprechung der
päpstlichen Lehre zur Geburtenkontrolle. So, wie Papst Gregors Gott Säuglinge
zu den ewigen Feuern der Hölle verurteilte, überantwortet Papst Pauls Gott
Millionen Menschen einer Hölle auf Erden. Der Unterschied liegt darin, daß
heute gewöhnliche Katholiken sagen, ihrer Ansicht nach habe Papst Paul unrecht
gehabt.
    Es gibt keine stichhaltigen
Argumente, die die Moralauffassung Pauls VI. oder seine Idee von der Gottheit
hinter der menschlichen Natur stützen. Unklar bleibt, warum Papst Paul, der an
den Mythos glaubte, alle Päpste sagten dasselbe, so selektiv bei der Wahl
seiner Vorgänger war, denen er nicht widersprechen mochte. Warum hatte er
nichts dagegen, Papst Gregor zu widersprechen, dessen Ansicht, Sex sei immer
Sünde, selbst wenn er zu Kindern führe, von vielen Päpsten wiederholt wurde,
auch von Gregor VII. und Innozenz III.? Warum hatte er nichts dagegen, der
Tradition zu widersprechen, daß Kinder, die ungetauft sterben, sofort für alle
Ewigkeit zur Hölle fahren? Warum hatte er nichts dagegen, jeder beliebigen Zahl
von Päpsten zu widersprechen, die gesagt hatten, Sex und Liebe seien
unvereinbar? Und Sixtus V., der gesagt hatte, Empfängnisverhütung sei eine Art
Mord? Warum war es nicht Pauls vornehmste Sorge, Pius XI. und Pius XII. zu
widersprechen?
    Ist die Antwort einfach, daß
Paul unter Pius XI. und Pius XII. gelebt hatte? Daß diese zufällige Tatsache es
unannehmbarer machte, ihnen zu widersprechen, als Gregor, Augustinus und der
großen Tradition zu widersprechen? Oder wußte er nicht, daß das, was er
»beständige Tradition« nannte, erst vierzig verwirrende Jahre alt war?
    Was auch der Grund für diese
Widersprüchlichkeit war — der Kirche blieb es überlassen, mit einer
biologischen Moral zurechtzukommen. Eine Zölibatärenethik hatte die Laien auf
die Folterbank gelegt. Ein Paar, das mit einem Dutzend Kindern in einem Loch
lebt, muß die Knaus-Ogino-Methode anwenden oder Rücken an Rücken schlafen.
Masturbation ist immer Todsünde, selbst wenn sie geschieht, um herauszufinden,
warum ein Mann seine Frau nicht schwängern kann. Nach der Logik ist
Masturbation sündhafter als Ehebruch, weil weniger natürlich. Ein
Vergewaltiger, der ein Kondom trägt, sündigt mehr als einer, der keines trägt. In-vitro -Befruchtung
ist automatisch verboten, gleichgültig, welche Fortschritte die Wissenschaft in
diesem Bereich macht, denn der

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