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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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war? Es war immer schwer verständlich gewesen, warum eine
jungfräuliche Ehe das Ideal sein kann, wenn das Hauptziel der Ehe doch
Fortpflanzung ist. Alexanders Entscheidung zur Auflösbarkeit verschlimmerte das
Problem.
    Weil Alexander Papst war, hatte
seine alberne Entscheidung weitreichende Folgen. Er hatte die Idee gebilligt,
daß zur absoluten Unauflösbarkeit einer Ehe sowohl Zustimmung als auch Vollzug
erforderlich ist, ja sagen und miteinander schlafen.
    Einer seiner Berater hätte
Seine Heiligkeit darauf hinweisen sollen, daß sich daraus zwei absurde
Konsequenzen ergeben. Erstens: Wenn Vollzug zur Unauflöslichkeit nötig ist,
würde jeder, der nicht vorhätte, zu kopulieren, die Unauflöslichkeit nicht
wollen, also nicht heiraten wollen. Der Edelmann hatte eine Zeremonie über sich
ergehen lassen, aber er war nicht wirklich verheiratet. Statt seiner Braut den
Schwur zu halten, hatte er ihn gebrochen. Zweitens: Seit Jahrhunderten hatte
die Kirche gelehrt, daß Sex in der Ehe immer Sünde sei. Wie konnte dies sündige
Element Ehen so heilig machen, daß sie unauflösbar wurden? Oder sollte man
statt »Was Gott verbunden hat« sagen: »Was die Fleischeslust verbunden hat,
soll kein Mensch trennen«?
    Da »der Papst keine Fehler
machen kann«, mußte die Kirche mit diesem Stück päpstlicher Frivolität leben.
Dank Alexander entstand eine neue Sorte auflösbarer christlicher Ehen. Ein Mann
konnte sich auf eigene Initiative von seiner Frau scheiden! Eine Kirche, die
sagt, jede Ausnahme würde die Schleusentore öffnen, hatte der Institution Ehe
einen großen Knacks verpaßt.
    Alexanders Meinung wurde —
natürlich — Teil der Orthodoxie. 1563 bestimmte das Tridentinum, die
Ordensprofeß löse die Ehe auf. Wie das? Die mystische Vorstellung kam auf, daß
die Ordensprofeß eine Art geistlicher Tod sei, der wie der leibliche Tod eine
Ehe beendete. Es war nicht der Papst, der die Ehe auflöste, sondern die
Ordensprofeß. Doch schon begannen eifrige Papisten, neue päpstliche
Machtmöglichkeiten zu wittern. Wenn ein bloßer Ehepartner seine eigene Ehe
auflösen konnte, konnte vielleicht auch der Papst bestimmte Ehen aus
geistlichen Gründen auflösen. Schließlich war er Stellvertreter Gottes auf
Erden. Wer wagte seine Autorität von vornherein zu begrenzen?
     
    Dreihundert Jahre vergingen,
bis Antonino, Erzbischof von Florenz und ehemals angesehenes Mitglied der
Kurie, in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts behauptete, er habe die Bullen
zweier Päpste gesehen, die nicht vollzogene Ehen auflösten. In beiden Fällen
durfte der Ehepartner wieder heiraten. Trotz seiner Referenzen — er war der
Moraltheologe Nummer eins seiner Zeit—glaubte niemand Seiner Eminenz. Die
Ordensprofeß konnte eine Ehe auflösen, aber ein Papst? Gewiß nicht. Und ein
Geschiedener durfte wieder heiraten? Unmöglich! Jesus sagte: »Was Gott
verbunden hat...«
    Später stellte sich heraus, daß
die päpstliche Angewohnheit, solche Ehen aufzulösen, vor Antoninos
Zeitgenossen, Papst Martin V., zurückging. Was konnte diese Umkehrung der
klaren Lehre des Meisters rechtfertigen? Dies waren die fraglichen Fälle. Nach
der Hochzeit und vor dem Vollzug findet ein Mann heraus, daß seine Frau von
jemand anderem schwanger ist. Er bittet um Auflösung der Ehe, damit er eine
Jungfrau heiraten kann. Ein anderer Mann heiratete in einer Ferntrauung. Seine
Frau wurde auf der Reise zu ihm von Piraten entführt. Ihr Mann lernte sie nie
kennen und würde sie wahrscheinlich nie kennenlernen. Obwohl er mit ihr
verheiratet war, durfte er noch einmal heiraten.
    Die Kirchenrechtler
argumentierten, die Päpste müßten diese Ehen als Stellvertreter Christi
aufgelöst haben. Ihr Motiv sei wahrscheinlich Erbarmen gewesen. Erbarmen als
Grund zur Bewilligung einer Scheidung wirkt allerdings seltsam in einer Kirche,
die ihren Kindern in Situationen, die gerade so herzzerreißend wie die eben
erwähnten sind, die Scheidung erbarmungslos verweigert. Außerdem lassen sich
diese Ausnahmen schwerlich von der Bergpredigt ableiten, die die Kirche
weiterhin als ehernes Gesetz auslegt: Keine Scheidung. Es muß gesagt werden,
daß die Kirche sich nicht an die absolute Unauflösbarkeit gehalten hat. Päpste
haben sie gebrochen, zum anfänglichen Erstaunen der Kirchenrechtler.
    Dank Roms Leidenschaft für
Geheimhaltung sind diese Dokumente zur Scheidung fünfhundert Jahre lang nicht ans
Tageslicht gekommen. Antoninos Aussage konnte daher nicht überprüft werden.
    Sobald

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