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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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die päpstliche Praxis
der Scheidung einmal Fuß gefaßt hatte, war die Frage in kurialen Kreisen jedoch
folgende: Wie kann der Papst das tun, wenn kein Mensch eine Ehe trennen kann?
Die Antwort kam laut und deutlich: Der Papst ist kein Mensch, sondern
Stellvertreter Gottes. Er wendet göttliche Macht an, um das Unauflösliche zu
lösen. Auf gut deutsch: Unauflösbarkeit hat eine Anzahl Unterarten, von denen
eine auflösbar ist.
    Hätten die Kirchenrechtler die
Lehre Jesu als ein Ideal der Ehe verstanden, so wären alle Probleme gelöst
gewesen. Als Rechtsvorschrift hingegen mußte sie auf immer abstrusere Weisen
ausgelegt werden. Jesus meinte eindeutig, daß das, was Gott verbunden hat,
immer und unter allen Umständen verbunden bleiben muß. In der Praxis geht Rom
damit nicht konform, und um das zu rechtfertigen, werden äußerst subtile
Distinktionen bemüht.
    Die Passage mit dem Verbot der
Scheidung muß demnach im Denken der Katholiken mit anderen biblischen
Schlüsselpassagen in Verbindung gebracht werden: »Du bist Petrus« und: »Was du
auf Erden löst, wird im Himmel gelöst sein.« Impliziert wird auch, daß Jesus in
der Bergpredigt die Macht zur Bewilligung von Scheidungen nicht nur Petrus geben
wollte, sondern seinen Nachfolgern, den Bischöfen von Rom. Nicht umsonst
behaupten die Päpste, sie könnten die Schrift auslegen.
    Diese ersten päpstlichen
Scheidungen haben eine weitere merkwürdige Folge. In Kirchendokumenten wird der
Bund der Ehe als dem Naturrecht und dem göttlichen Recht zugehörig bezeichnet.
Mit dieser Sprache soll ausgedrückt werden, daß nicht einmal Gott Ausnahmen
davon machen kann. In diesem Fall allerdings kann das Naturrecht gebrochen
werden. Aus irgendeinem nicht erklärten Grund behauptet die Kirche, sie habe
Macht, das Naturrecht in der Scheidung, nicht aber in der Empfängnisverhütung
abzuwandeln oder rückgängig zu machen.
    Wenn Rom dann sagt, selbst der
Papst könne eine vollzogene christliche Ehe nicht auflösen, wollen die Leute
wissen, warum. Theologen verweisen auf die Schrift und sagen, eine christliche
Ehe sei Abglanz der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche. Doch vor dem
fünfzehnten Jahrhundert verwiesen die Theologen auch auf die Schrift, um zu
beweisen, daß der Papst selbst nicht vollzogene Ehen nicht auflösen könne.
    Doch dieser Sprung geht zu weit
nach vorn.
    Alexanders absonderliche
Entscheidung für den Edelmann aus Exeter zog eine große Zahl päpstlicher
Scheidungen nach sich. In der Folge lösten Martin V. und andere Päpste Ehen
auf, die mit beiderseitigem Einverständnis geschlossen, aber nicht vollzogen
waren. Was Antonino Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts verblüffte und was die
Gelehrten seiner Zeit für unglaubhaft erklärten, war im siebzehnten Jahrhundert
übliche Praxis. Aufgrund seiner göttlichen Macht löste der Papst regelmäßig
nicht vollzogene Ehen auf.
    Konnte er auch vollzogene Ehen
auflösen?
     
     
    Päpstliche Scheidung
vollzogener Ehen
     
    Mit Ausnahme der »Unkeuschheit«
hielt es die frühe Kirche für selbstverständlich, daß
Jesus jede Auflösung einer Ehe verboten hatte. Es gab jedoch eine Passage in
Paulus’ erstem Korintherbrief, die andere Ausnahmen zuzulassen schien:
     
    Den
anderen aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat
und es gefüllt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden.
    Und
wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr zu
wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden.
    Denn
der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist
geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber
sind sie heilig.
    Wenn
aber der Ungläubige sich scheiden will, so laß ihn sich scheiden. Der Bruder
oder die Schwester ist nicht gebunden in solchen Fällen. Zum Frieden hat euch
Gott berufen (1. Kor. 7, 12—15).
     
    Paulus antwortete auf Fragen
der Menschen, die er bekehrt hatte. Es hatten sich Heiden bekehrt. Die Frage
hinter dem obigen Text mag gewesen sein: Dürfen gerade getaufte Christen mit
ihren noch heidnischen Partnern verheiratet bleiben? Müssen sie verheiratet
bleiben? Als guter Diplomat antwortet Paulus: Wenn die Ehe funktioniert, laßt
sie bestehen. Es ist eine echte Ehe; er spricht von ungläubigen Partnern als
»Gatten«. Es ist eine gute Ehe, denn der Gläubige heiligt den Ungläubigen. Auch
die Kinder sind heilig; das bedeutet, daß die Ehe nun von Gott geheiligt

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