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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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kirchliche
Abtreibungsverbot wurde von der Lehre der Erbsünde verstärkt, aber nicht
verursacht. Wenn das Seelenheil von der Taufe abhing, war es offensichtlich
mehr als Mord, ein Kind im Mutterleib zu töten; es bedeutete in gewissem Sinn,
es für immer zu töten. Deshalb galt Abtreibung als fast unverzeihliche Sünde.
Die Bußen, die dafür auferlegt wurden, waren streng, in manchen Fällen
lebenslänglicher Ausschluß von den Sakramenten. Es galt als böser, einen Fötus
abzutreiben, als ein schon geborenes und getauftes Kind zu töten.
    Moderne Päpste sehen sich als
Bewahrer dieser großartigen Tradition. In Casti connubii sagte Pius XI.:
     
    Wir
mögen die Mutter bedauern, deren Gesundheit und sogar deren Leben in der
Ausübung der Pflicht, die die Natur ihr auferlegt hat, in großer Gefahr ist,
jedoch was könnte je ein ausreichender Grund sein, in irgendeiner Weise den
direkten Mord an einem Unschuldigen zu entschuldigen?
     
    Einundzwanzig Jahre später,
1951, schrieb Pius XII.:
     
    Unschuldiges
menschliches Leben, gleich in welchen Umständen es ist, muß vom ersten
Augenblick seiner Existenz an vor jedem direkten, willentlichen Angriff
geschützt werden. Dies ist ein Grundrecht der menschlichen Person, von
allgemeinem Wert im christlichen Verständnis des Lebens; es gilt sowohl für das
noch verborgene Leben im Mutterleib als auch für das schon geborene Leben; auch
gilt es gegen die Abtreibung und die direkte Tötung des Kindes vor, während und
nach der Geburt.
     
    Bei seinen Auslandsbesuchen
läßt sich Johannes Paul nie die Gelegenheit entgehen, dieselbe Botschaft zu
wiederholen. In den USA, wo Abtreibung zum verfassungsmäßigen Recht jeder Frau
erklärt worden ist, betonte er die Heiligkeit des Lebens im Mutterleib; das
ungeborene Kind hat ebensoviel Recht auf Leben wie die Mutter oder ein schon
geborenes Kind. Bei seiner ersten USA-Reise 1979 stellte er vor der Mall in
Washington eins der Hauptthemen seines Pontifikats in den Vordergrund: die
Heiligkeit des Lebens »vom ersten Augenblick der Empfängnis an und durch alle
darauffolgenden Phasen«. Durch Christus ist alles menschliche Leben erlöst.
Deshalb sind »alle Menschen (auch die im Mutterleib)... berufen, aufgrund der
Inkarnation und der universalen Erlösung Bruder und Schwester Christi zu sein«.
    Seit 1979 hat Johannes Paul
jedesmal, wenn er über Abtreibung sprach, ein verzehrendes Feuer spüren lassen.
Er glaubt mit jeder Faser seines Wesens, daß dies die Frage ist, die
entscheiden wird, ob unsere Generation das Recht hat, sich zivilisiert zu
nennen, oder nicht. Er wiederholt beständig eine Idee, die er entwickelt hat,
lange bevor er Papst wurde. Abtreibungsgegner sind in der Frontlinie der
Schlacht gegen das Neuheidentum; sie kämpfen für die Würde des Menschen und die
Heiligkeit allen Lebens vom ersten Pünktchen im Uterus bis zum letzten,
flackernden Atemzug eines alten, sterbenden Menschen. Wo immer die Achtung vor
dem Leben verletzt wird, ist die christliche Botschaft in ihrer Ganzheit
bedroht. Diese Botschaft ist Gottes Liebe zu jedem Menschen, wie schwach, krank
und unbedeutend er auch scheinen mag. Deshalb zeigt er eine besondere Liebe zu
Kindern und Alten und Kranken. Dies ist die Dominotheorie, angewandt auf die
heiligste Ebene des Lebens: Empfängnisverhütung führt zu Abtreibung, führt zu
Kindsmord, führt zur Euthanasie. Es ist alles aus einem Guß: Die Vergeudung von
Samen beim Geschlechtsverkehr muß in einer grausamen Logik dazu führen, daß,
gleich mit welcher barmherzigen Absicht, die Behinderten und Alten getötet
werden, die nichts »beitragen« können und nur Mittel verbrauchen. Er denkt an
seine frühere Zeit in Krakau zurück, so nah bei Auschwitz. Er kann es nicht
anders sehen, als daß Abtreibungskliniken in New York und London, Paris und
Amsterdam mehr oder weniger kleine Todeslager sind, hygienisch betrieben — aber
war nicht auch Auschwitz ein Muster an Effizienz?
     
     
    Ein radikaler Sinneswandel
     
    Zweifellos weisen die heutigen
Meinungen zur Abtreibung aufeine der erstaunlichsten
ethischen Umwälzungen in der Geschichte der Moral hin. Noch 1939 gab es kein
einziges Land auf der Welt, wo eine Frau frei entscheiden konnte abzutreiben,
obwohl es gewisse Ausnahmen wohl gab. Im katholischen Polen erlaubte zum
Beispiel ein Gesetz von 1932 Abtreibung zum Schutz der Gesundheit der Frau nach
Vergewaltigung oder Inzest. Lecky und andere Moraltheologen des späten
neunzehnten Jahrhunderts hätten den

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