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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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gibt
Sicherheit bei Unfällen. Kein Kind wird getötet, schlimmstenfalls ein
potentielles Kind. Doch in gewisser Hinsicht hat jede Frau bis zu einer Million
potentieller Kinder — Eier, die auf die Entwicklung warten und seit ihrer
Geburt in ihr sind. Nur ein winziger Bruchteil kann zu Kindern werden; einer
weniger macht nichts aus. Was sie also trägt, besonders bevor sie seine
Bewegungen spürt, ist nur Gewebe, eine Art gutartige Geschwulst, wie ein Knoten
in der Brust, wie Mandeln oder ein Blinddarm. Niemand wird geschädigt; die Frau
trennt sich von einem lästigen Teil ihres Körpers. Außerdem—welcher Arzt täte
etwas so Schlimmes wie einen Menschen töten?
    Allerdings ist die
Umgangssprache ebenso wie das englische bürgerliche Gesetz gegen solche
Terminologie. Eine Frau trägt ein Kind, nicht eine nichtmenschliche
Leibesfrucht. »Wie geht es meinem Kind?« fragt die Schwangere ihren Arzt. Das
Gesetz hat bislang das Ungeborene als sein kostbarstes Gut beschützt; es
garantierte ihm sogar das Recht auf sein Erbteil, so daß es nach der Geburt
einen Prozeß anstrengen kann, wenn der Schaden ihm oder seinen Eltern zum
Beispiel in einem Autounfall zugefügt wurde, als seine Mutter es erwartete.
Wenn ein Kind im Mutterleib geschädigt wurde und deshalb nach der Geburt starb,
wurde der Schuldige des Mordes angeklagt.
    Dies, könnte man einwenden, war
in den schlimmen alten Zeiten, als wir viel weniger wußten als heute. Wahr ist
das Gegenteil.
    Die moderne Wissenschaft
offenbart die strikte Kontinuität zwischen der befruchteten Eizelle und allen
späteren Entwicklungsstufen. Das Kind ist durchaus nicht Teil der Mutter,
sondern ein einzigartiges Individuum von Anfang an. Die befruchtete Eizelle hat
ihren eigenen genetischen Code, der sich entwickeln, aber nie wesentlich ändern
wird. Aus der Verbindung von Samen- und Eizelle resultiert das Einzelwesen mit
sechsundvierzig Chromosomen, die den menschlichen Karotyp bezeichnen. Was die
Frau trägt, ist nicht ein lebloses Stück Materie, kein pflanzliches Leben,
keine Kaulquappe — nichts anderes als ein ganz bestimmter männlicher oder weiblicher
Mensch im Embryostadium. Dieser Embryo ist kein potentieller Mensch, sondern
ein Mensch mit Potential. Eines Tages könnte er oder sie denken, träumen,
lieben wie jeder andere Mensch. Es ist nur eine Frage der Zeit. So zeigt der
Ultraschall im Lauf der Tage und Wochen ein menschliches Herz (vierzig Tage),
ein menschliches Gehirn (siebzig Tage), einen Menschen, der auf Stimuli
reagiert, vor Schmerz und Kälte zurückschreckt, am Daumen lutscht, atmet, seine
eigenen Tränen weint. Dieser Mensch, männlich oder weiblich, ist es, der im
Mutterleib zerstückelt, vergiftet, mit Säure verätzt, vielleicht enthauptet
wird, und der nach der Geburt, wenn der Arzt sich verrechnet haben sollte,
einer feindlichen Umgebung ausgesetzt wird, den man ersticken oder erfrieren
läßt, weil seine Mutter ihn nicht will. Und wie es scheint, billigt die
Gesellschaft diese Entscheidung oder duldet sie zumindest.
    Extreme Befürworter der
Abtreibung haben die Wissenschaft nicht auf ihrer Seite. Nie war die
Wissenschaft mehr gegen die Meinung, der Fötus sei Teil der Mutter, und deshalb
habe sie das Recht, ihn als »Teil ihrer selbst« zu entfernen. Der Fötus schafft
in gewisser Weise seine eigene Umgebung innerhalb der Gebärmutter; der
Mutterkuchen wird nicht von der Mutter gebildet, sondern vom Kind. Das Kind hat
sein eigenes Blut, das sich manchmal nicht mit dem der Mutter verträgt. Mit
etwa vier Monaten kann der Arzt durch eine Untersuchung des Fruchtwassers (dazu
wird die Fruchtblase punktiert) das Geschlecht des Kindes feststellen. Es ist
ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen, das stirbt, wenn ein Ungeborenes
getötet wird oder, wie man sagt, die Schwangerschaft abgebrochen wird. Heute
kann man, wie jeder weiß, ein Kind im Mutterleib am Leben halten, lange nachdem
die Mutter tot ist. Es ist nicht die Geburt oder der erste Atemzug, wie moderne
Stoiker behaupten, was einen Fötus zum Menschen macht. Er war von Anfang an
Mensch.
     
     
    Änderungen im Gesetz
     
    Angesichts dieser Erkenntnisse
sind die Änderungen aus den 1960erJahren überraschend.
Das Gesetz scheint wenig oder keine Kenntnis von der Tatsache zu nehmen, daß
der Embryo seine getrennte genetische Konstitution hat, seine eigenen,
unabhängigen Systeme von Kreislauf, Hormonen und Nerven.
    1967 verabschiedete England ein
Abtreibungsgesetz, das Schwangerschaftsabbruch

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