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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Im
ersten, den man mit »J« bezeichnet, wird Gott Jahwe genannt; im zweiten,
späteren Strang »E« wird er mit dem hebräischen Pluralwort Elohim benannt. Pius
X. hätte ihn dafür verurteilt und ihn seines Titels als katholischer Theologe
enthoben. Das Heilige Offizium beharrte darauf, Mose habe den ganzen Pentateuch
geschrieben.
    In einer anderen Ansprache
pries Johannes Paul die Richtigkeit »sexueller Ekstase«, vorausgesetzt, der
eheliche Akt werde ohne empfängnisverhütende Mittel vollzogen. Doch über
fünfzehn Jahrhunderte lang billigten alle Päpste nacheinander sexuelle Ekstase
durchaus nicht, sondern sie sagten, sie sei immer und unter allen Umständen
Sünde. Wenn der gegenwärtige Oberhirte nur mehr über die Geschichte des
Papsttums nachdächte, bevor er von »ewigen Wahrheiten« und dem »unwandelbaren
Gesetz Gottes« spricht, das die Nachfolger Petri bekanntgäben.
    Wer wollte angesichts der
umwälzenden Veränderungen, die die Kirche allein in diesem Jahrhundert zur
Frage der Ehe erlebt hat, sagen, daß nicht auch die katholische Kirche eines
Tages ihre Vorschriften weniger eng machen und Scheidung zwischen Christen
zulassen wird? Das Konzil von Trient hat die Frage offengelassen, und kein
Konzil oder Papst hat sie bislang abgeschlossen. Die orthodoxe und andere
Kirchen bleiben als eine Art Leitstern, der auf einen biblischeren Umgang mit
dem Problem zerbrochener Ehen weist.
    Es ist klar, daß der
gegenwärtige Aufruhr in der Kirche Roms nicht verebben wird. Es wird viel
schlimmer werden, bevor es besser wird. Die Salamitaktik der Annullierung von
Ehen, die oft unbezweifelbar wirkliche Ehen waren, ist nicht nur unangemessen —
sie hat eine schädliche Wirkung auf die Moral der Kirche ausgeübt.
    Es wird Zeit brauchen, die
Regelung für Scheidungen zu erarbeiten, ebenso wie es Zeit gebraucht hat, die
Regelung für Mischehen und Scheidung anderer Arten von Ehen auszuarbeiten. Als
erster Schritt könnte man Katholiken, die geschieden und standesamtlich
wiederverheiratet sind, gestatten, ihrem Gewissen zu folgen und zu den
Sakramenten zurückzukehren. Tatsächlich raten weltweit viele Priester schon
jetzt geschiedenen Katholiken, ohne Schuldgefühle Kommunion zu empfangen.
Bischöfe wissen davon und sagen nichts. Auf jeden Fall entspricht es dem Geist
von Vaticanum II, die Paare selbst über die Richtigkeit oder Falschheit ihres
Lebensstils entscheiden zu lassen. Wenn sie das Bewußtsein der Sünde haben, könnte
man sie auffordern, eine Weile Buße zu tun, bevor sie Kommunion empfangen, wie
es in der frühen Kirche gehandhabt wurde. Für ihre zweite Ehe müßte man auf das
Tridentinische Gesetz verzichten, das eine Einwilligungserklärung vor einem
Priester und zwei Zeugen verlangt. Dieses Gesetz ist, historisch gesehen,
ohnehin recht neu. Die zweite Ehe würde die erste offiziell auflösen, ebenso
wie einigen Päpsten zufolge (weit weniger begründet) die Ordensgelübde die Ehe
eines Mönchs auflösten. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung liegt darin, daß
nicht vom Papst verlangt wird, einzelne Katholiken zu scheiden — es sind viele
Millionen —, die zivilrechtlich geschieden und wiederverheiratet sind. Außerdem
könnte der Klerus mit dieser Lawine nicht fertig werden; er müßte monatelang
den ganzen Tag Trauungen zelebrieren.
    Später, wenn die katholische
Kirche sich wie andere Kirchen an Scheidung gewöhnt hat, kann die Angelegenheit
kirchenrechtlich noch präziser gefaßt werden. Die übergeordnete Zielsetzung
sollte sein, daß die Millionen Katholiken auf der ganzen Welt, die jetzt von
den Sakramenten ausgeschlossen sind, zu ihnen zurückkehren können — zu ihrem
Wohl und um des guten Beispiels für ihre Kinder willen. Warum riskiert die
Kirche, daß Millionen Kinder den Katholizismus aufgeben, indem sie ihren Eltern
verweigert, was die orthodoxe und andere christliche Kirchen ihren Anhängern
offenbar ohne Schaden gewähren? Sobald der Mythos der »Unwandelbarkeit« einmal
über den Haufen geworfen ist und den Katholiken klar wird, wie sehr die Kirche
sich über die Jahrhunderte gewandelt hat, um sozialen Bedürfnissen zu begegnen,
wird die Auflösung einer christlichen Ehe nicht mehr so erstaunlich wirken.
    Wenn die Kirche irgend etwas
aus dem Humanae-vitae -Debakel gelernt hat, dann daß man Angelegenheiten
von großer Tragweite nicht in den Händen eines einzelnen Mannes lassen kann,
und sei er noch so eminent. Es ist Aufgabe der ganzen Kirche, Klerus und Laien,
frei und furchtlos

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