Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
Vom Netzwerk:
zu besprechen, was sie wirklich glauben.
    Es muß mit allem Respekt gesagt
werden: Johannes Pauls Amtsführung legt nahe, daß nichts von alledem in seinem
Pontifikat geschehen wird. Vorläufig wird man also Scheidung von Katholiken
zusammen mit Empfängnisverhütung in die Schublade »gegen das ewige Gesetz
Gottes« stecken müssen. In derselben Schublade findet sich auch das dornigste
Thema: Abtreibung.

19. Kapitel

Der stille Holocaust
     
     
     
     
     
     
     
    Zwei Bilder machen ein
Aufeinanderprallen zweier Denkweisen sichtbar. Ein katholischer
Arzt stellt den entwickelten Fötus in einem Glas aus; der Fötus weist alle Züge
eines winzigen, aber eindeutig erkennbaren Menschen auf. Dies ist es, sagt er
leidenschaftlich, worum es bei der Abtreibung wirklich geht: die Ermordung
dieses Babys.
    Seine Gegnerin, eine Frau,
nicht weniger leidenschaftlich, hält einen metallenen Kleiderbügel hoch. Dies,
sagt sie, hat eine Frau umgebracht, als Abtreibung ein Verbrechen war. Wollen
wir in die alten, finsteren Zeiten zurück, als Frauen zu Engelmachern gehen
mußten? Und warum? Nur um der Frau das Grundrecht zu nehmen, nicht Mutter zu
werden. Abtreibung ist das Thema der polarisierendsten und qualvollsten
Diskussion der Moderne. Die Päpste als Vertreter der katholischen Kirche
lehren, Abtreibung könne unter keinen Umständen gerechtfertigt werden; sie ist
immer die direkte Tötung eines unschuldigen Kindes im Mutterleib. Das andere
Extrem ist die Meinung, Abtreibung sei die freie Entscheidung der Mutter; es
sei kein Kind im Mutterleib, nur ein potentielles Kind. Die Päpste betonen, daß
alles Leben von der Empfängnis an ein heiliges Geschenk Gottes ist; im ersten,
wunderbaren Augenblick schon ist ein Mensch da, den Gott erschafft, liebt und
zum ewigen Leben bestimmt. Die am Gegenpol erwidern, was in der Frau ist, sei
nichts als fötales Gewebe; sie könne sich seiner so seelenruhig entledigen, wie
sie sich die Nase operativ verschönern lassen würde. Schließlich ist es ihr
Bauch. Wer hat das Recht, sie zu neun Monaten Schwerarbeit zu verurteilen? Wie
Stella Brown schon 1915 sagte: »Das Frauenrecht auf Abtreibung ist ein
absolutes Recht. Abtreibung sollte jeder Frau ohne unverschämte Inquisitionen
und ruinöse finanzielle Belastungen zugänglich sein, denn unser Körper gehört
uns.«
    Jüngsten Umfragen zufolge
scheinen die meisten Menschen, die über dieses Thema nachdenken, einen
Mittelweg zu vertreten. Sie lehnen Absolutes ab, sie haben etwas gegen Extreme.
Abtreibung ist nicht immer Unrecht, denn es gibt eindeutige Indikationen, die
einer Frau die Abtreibung erlauben. Andererseits ist der Inhalt des
Mutterleibes nicht nur Gewebe; er ist in gewisser Weise heilig. Er sollte
deshalb nicht ohne sehr viel Nachdenken und moralische Qual weggeworfen werden.
     
     
    Ein neues Gefühl für das Leben
     
    Von Anfang an hat das
Christentum eine neue Achtung undEhrfurcht vor dem
Leben in allen Phasen in die Welt gebracht. Das Neue Testament trägt dazu bei,
etwa mit dem Text, in dem das Kind in Elisabeths Leib vor Freude hüpft, als
Maria kommt, um sie zu besuchen.
    Für Griechen und Römer waren Abtreibung
und Kindermord etwas Alltägliches. Die Alten hatten generell kein tiefes Gefühl
für die frühen Phasen der Schwangerschaft. Dies erklärt sich zum Teil durch die
Tatsache, daß viele glaubten, ein Wesen sei erst ein Mensch, wenn es seinen
ersten Atemzug tat. Aristoteles sah Abtreibung als Notwendigkeit an, wenn die
Bevölkerung über das vernünftige Maß hinausging. Abtreibungshandbücher waren
zahlreich, und es gab spezielle Fachleute dafür. Der Embryo konnte durch
Leerung des Darms zerstört werden, durch heftigen Sport, durch Baden in
verschiedenen Gebräuen, durch Aderlaß bei der Frau, durch Anwendung von
Zäpfchen, tödliche Drogen, scharfe Gegenstände. Frauen unterzogen sich dem aus
vielerlei Gründen: weil ihr Leben in Gefahr war, um ihren Ehebruch geheimzuhalten,
weil sie ihre Figur nicht verlieren wollten. Abtreibung war nie etwas wirklich
Schlimmes.
    Das Christentum hat der
Menschheit einen großen Dienst erwiesen, schreibt Lecky, als es »definitiv und
dogmatisch aussagte, daß jede Zerstörung menschlichen Lebens als Amüsement oder
schlichte Bequemlichkeit Sünde sei, und dadurch einen neuen Maßstab bildete,
der höher war als jeder andere auf der Welt«.
    »Du sollst deinen Nächsten
lieben wie dich selbst« galt als erstes für den kleinen Nächsten am Herzen der
Mutter.
    Das

Weitere Kostenlose Bücher