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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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gegen Unkeuschheit führte dazu, daß viele Priester in
jedem Alter das eine verkündeten und dabei das andere praktizierten, Ehelosigkeit
vorgaben und dabei Wüstlinge waren. Die nächsten sieben Jahrhunderte waren ein
unglaubliches Hin und Her von Härte und Lockerung der Disziplin. Papst Leo I.
sagte, verheiratete Bischöfe und Priester sollten »ihre Frauen wie Schwestern«
behandeln. Inzwischen war Italien voller Kleriker mit sehr großen Familien, und
die meisten wurden nicht bestraft. In Wahrheit war das Priesteramt selbst
praktisch erblich. Viele Päpste waren Söhne von Priestern und Bischöfen. Unter
ihnen waren Bonifaz I. (418—22), Gelasius (492—96), Agapitus (535—36),
Sylverius (536—37) und Theodor (642—49). Sylverius stieg raketengleich auf,
denn er war erst Subdiakon, als er zum Papst gewählt wurde; es wurde aber
eingeräumt, daß er einen guten Start hatte: Sein Vater war Papst Hormisdas (514—23).
    Überall triumphierte die Regel
der Ehelosigkeit auf Kosten der Keuschheit. Die Anstrengungen von Hieronymus,
Ambrosius und Augustinus brachten immer bitterere Früchte hervor. Hieronymus
scheute sich nicht zuzugeben, daß er regelmäßig Kleriker sah, die ihr ganzes
Leben in weiblicher Gesellschaft verbrachten, von schönen jungen Sklavinnen
umgeben waren und ein Leben führten, das sich von der Ehe nur durch den Namen
und den Mangel an Achtbarkeit unterschied. Seine Beobachtungen sollten durch
die ganze Kirchengeschichte wiederholt werden. Manch ein ehrlicher Bischof
machte sich wegen der Sittenlosigkeit seiner Priester solche Sorgen, daß er ein
Auge zudrückte, wenn sie Ehefrauen hatten. Das hielt sie von Schlimmerem ab.
Priester waren ihrerseits gezwungen, zwischen einer Ehefrau und einer Karriere
zu wählen. Der Mittelweg war, sich eine Konkubine zu wählen.
     
    Was die gesamte Geschichte des
klerikalen Zölibats unklar macht, ist eine wenig verstandene Tatsache: Alle
Ehen der Priester wurden von der Kirche als gültig angesehen. Wenn Männer nach
der Ordination heirateten, waren ihre Ehen zwar regelwidrig, aber gültig.
Warum? Weil ein Mann ein natürliches Recht hat zu heiraten, und niemand, nicht
einmal die Kirche, es ihm nehmen kann.
    Dieses Prinzip, das von der
Urkirche nicht bezweifelt wurde, hat eine erstaunliche Konsequenz: Roms
gegenwärtige Disziplin, die Vereitelung der Versuche von Priestern, zu
heiraten, ist unmoralisch. Es kann kein Gesetz geben, nicht einmal ein
päpstliches, das einem Menschen nimmt, was Gott der Schöpfer in sein innerstes
Wesen gelegt hat. Als daher Lord Dunboyne, der Bischof von Cork, Pius VI. um
Dispens bat, damit er heiraten konnte, war er vielleicht naiv, aber er wollte
nichts als sein natürliches Recht, zu heiraten, wahrnehmen.
    Zwar nahm die Kirche des
fünften Jahrhunderts dem Priester nicht das Recht auf Heirat, aber leider tat
sie etwas ebenso Schändliches. Sie nahm ihm das Recht, mit seiner Frau zu
schlafen. Seine Ehe mag gültig gewesen sein, aber weil sie regelwidrig war, galt
sie als ehebrecherische Verbindung. Frauen fanden sich gültig mit Klerikern
verheiratet, die eine Todsünde begingen, wenn sie sie mit ins Bett nahmen. Es
waren offensichtlich nicht nur die Priester, sondern auch ihre Frauen, deren
Grundrechte geschmälert wurden. Nur dem Namen nach Ehefrauen, wurden sie
niedriger als Dirnen eingestuft.
    Rom hätte Verheiratete nie zur
Weihe zulassen dürfen, wenn eine der Bedingungen war, ihren Frauen die
ehelichen Rechte zu nehmen. Solche Gesetze zeigen die Tiefe der Angst und
Abscheu vor der Sexualität, aus der die Disziplin des Zölibats entsprang. Kein
Wunder, daß sie soviel Unmoral zur Folge hatten.
    Diese theologische Verwirrung
in einer Zeit der Entsittlichung führte dazu, daß besonders im Rom des fünften
Jahrhunderts Klerus ein Ausdruck für alles Grobe und Perverse wurde. Er führte
sich weit schlimmer auf als die Barbaren. Die Germanen insbesondere hatten
große Ehrfurcht vor Frauen. Als Papst Sixtus III. (432—40) vor Gericht gebracht
wurde, weil er eine Nonne verführt hatte, verteidigte er sich geschickt mit den
Worten Christi: »Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.« Die
Ostkirche behielt die ganze Zeit ihre eigene Disziplin bei, die vom Konzil von
Nizäa und der Apostolischen Konstitution bestimmt war. Päpstliche Forderungen,
der Klerus solle auf seine Ehefrauen verzichten, erschienen den Griechen als
ein schändlicher Verstoß gegen die Menschlichkeit. Die Ostkirche hatte ihre
eigenen

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