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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Probleme. Es gelang ihr nicht zu verhindern, daß Bischöfe zahlreiche Kinder
hatten und daß ordinierte Priester heirateten. Oft befahl sie den letzteren,
ihre Frauen zu verlassen und sie in ferne Klöster zu verfrachten. Doch die, die
vor der Ordination gültig getraut waren, sollten ihren Frauen treu sein. Im
neunten Jahrhundert legte der Osten dies als seine Disziplin fest.
     
     
    Die Farce des Zölibats
     
    Im Westen erwiesen sich
herumstreunende Mönche im fünften Jahrhundert als
Bedrohung der Gesellschaft. Sie waren die übelsten Herumtreiber, die geweihte
Sorte. Es bedurfte des Genius des hl. Benedikt, denen eine Regel zu geben, die
aufrichtig als Mönche leben wollten. Trotzdem gab es lange Perioden, in denen
viele Klöster nichts anderes als Häuser von schlechtem Ruf waren.
    Während der Barbareneinfälle
war das Zölibat des Klerus ein schmutziger Witz. Bistümer mit zivilen und auch
religiösen Verantwortlichkeiten wurden mächtigen Bandenanführern übertragen.
Viele konnten keine Zeile der Messe lesen. Solchen Männern zu sagen, sie
sollten keine »unschicklichen Beziehungen mit ihren Frauen« haben, war
natürlich wenig wirksam. Welchen Sinn sollte es haben, nicht mit ihren
geliebten Frauen ins Bett zu gehen? Es war, als kippte man guten Wein in den
Graben.
    Das Zweite Konzil von Tours
beschloß 567, daß jeder Kleriker, der im Bett mit seiner Frau angetroffen
wurde, ein Jahr lang exkommuniziert war und in den Laienstand versetzt wurde.
Da das Konzil öffentlich einräumte, es gebe kaum irgendwo einen Kleriker ohne
seine Ehefrau oder Geliebte, waren die Ergebnisse unerheblich. Bischöfe und
Priester lebten ungeniert mit ihren Frauen und Konkubinen zusammen. Wenn irgend
jemand bestraft wurde, waren es die Frauen. Viele erhielten hundert
Peitschenhiebe vom Staat für die Sünde, bei ihren Männern gewesen zu sein.
    Papst Pelagius war 580 mehr
oder minder zufrieden, wenn verheiratete Kleriker nicht Kircheneigentum an ihre
Frauen und Kinder Weitergaben. Priester mußten bei der Amtsübernahme ein
Inventar des Kirchenbesitzes anfertigen und sich dafür verantworten, wenn sie
fortgingen. Selbst die Bemühungen Gregors des Großen, den Klerus zu säubern,
führten zu nichts. Für einen einzigen Ausrutscher, sagte er großartig, würden
die Priester aus dem Amt entfernt. Er mußte aufgeben, sonst hätte niemand mehr
Messe gelesen.
    Im achten Jahrhundert ging der
hl. Bonifaz nach Deutschland. Er fand unter den Bischöfen und Priestern solche
Zügellosigkeit vor, daß er Papst Gregor II. bat, den ganzen Haufen sich selbst
überlassen zu dürfen. Als er in Deutschland war, sandte er dem neuen Papst
Zacharias ein angstvolles SOS. Alle Kleriker waren sittenlos — was sollte er
tun? Junge Männer, die ihre Jugend mit Vergewaltigung und Ehebruch vertaten,
stiegen in den Rängen des Klerus auf. Sie verbrachten ihre Nächte im Bett mit
vier oder fünf Frauen, dann standen sie morgens auf — in welchem Zustand,
überläßt er der Phantasie des Lesers —, um Messe zu feiern. Dies war die
Qualität der Kandidaten, die schließlich ins Episkopat befördert wurden. Was
war die Antwort? Die naheliegendste, nämlich die Abschaffung der Disziplin, die
zu solcher Verkommenheit führte, kam ihm nicht in den Sinn. In Bonifaz’ Briefen
gibt es häufige Hinweise auf »ehebrecherische Bischöfe«, und einer war ein
»propugnator et fornicator«, eine feine Mischung aus Kampfhahn und Wüstling.
Alle zu entlassen, die gegen den gewöhnlichen Anstand verstoßen hatten, hätte
den Rücktritt der katholischen Religion bedeutet.
    Der hl. Bonifaz hatte jeden Tag
mit verdorbenen Klerikern zu tun. Seine Mühen führten zu der Frage: War der
Klerus schuld oder die ihm auferlegte Disziplin?
    Ein Großteil der Geschichte der
Ehelosigkeit ist die Geschichte der Entwürdigung von Frauen und — eine
unausweichliche Folge — häufiger Abtreibungen und Kindesmorde.
    Im neunten Jahrhundert waren
viele Klöster Jagdgründe von Homosexuellen, viele Konvente waren Bordelle, in
denen Babys getötet und begraben wurden. Seit dem Ende des Römischen Reiches,
sagen die Historiker, wurde Kindesmord im Westen nicht im großen Stil
praktiziert — außer in Klöstern. Das Konzil von Aachen gab das 836 offen zu.
Was die sexuell ausgehungerten Weltpriester betraf, so wurden sie so oft der
Blutschande beschuldigt, daß sie schließlich nicht einmal mehr mit ihren
Müttern, Tanten oder Schwestern in einem Haus wohnen durften. Kinder, die
Früchte der

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