Gottes erste Diener
die als Junggesellen ordiniert worden
waren und danach geheiratet hatten oder sich eine Konkubine hielten, wurden
feierlich verdammt. Der Bischof von Rom wollte weitergehen; er wollte sogar
verheirateten Priestern verbieten, ihre Frauen zu behalten. Das Konzil
überstimmte ihn. Unverheiratete Priester durften nicht heiraten; verheiratete
Priester durften ihre Frauen nicht aufgeben. Diese doppelte Moral führte zu
Problemen. Die unverheirateten Priester sahen, daß ihre verheirateten Kollegen
mit ihren Frauen schliefen, während sie wie Engel leben mußten, ohne Sex oder
die tröstliche Gegenwart einer Frau.
Als das Christentum unter
Konstantin Reichsreligion wurde, bekamen nicht nur Kleriker, sondern auch geweihte
jungfräuliche Menschen rechtliche Privilegien. Zum erstenmal gab es Skandale.
Viele Karrieremacher nutzten alle Vorteile aus, die sie haben konnten,
einschließlich der Steuerfreiheit. Ehelosigkeit war wirtschaftlich lohnend,
selbst für Männer und Frauen, die an freie Liebe glaubten. Die Kirche fand, daß
sie strengere Regeln für Ehelose erlassen mußte. Unterdessen hielt man den
Segen von Priestern, die legitime Ehefrauen hatten, für irgendwie weniger
wirksam als den von Ehelosen.
Noch schlimmer wurden die Dinge
am Ende des vierten Jahrhunderts. Die Kirche war inzwischen respektabel, sie
erbte Reichtümer und Ländereien. Sie wollte nicht, daß verheiratete Priester
diese ihren Frauen und Kindern hinterließen. Außerdem wurde das asketische
Ideal gerade in dem Moment wichtiger, als die falsche Art Kandidaten, habgierig
und ehrgeizig, das Amt als Karriere wählten. Ehelosigkeit ohne Keuschheit wurde
die Norm.
Damasus, der 366 Papst wurde,
verkörperte eine andere Art Mißbrauch. Er entsagte seiner Frau und Familie. In
jenen Tagen mußten Frauen vorsichtig sein, wen sie heirateten. Auch Hadrian II.
gab seine Frau Stephania und seine Tochter auf, als er 867 den Stuhl Petri
bestieg.
Es war wahrscheinlich Siricius,
der Bischof von Rom im Jahr 385, der als erster den verheirateten Priestern
sagte, sie dürften nicht mehr im Doppelbett schlafen. Es schmerzte ihn, wie er
sagte, daß die Kleriker in Spanien weiterhin eheliche Beziehungen mit ihren
Frauen pflegten. Bischöfe, Priester und Diakone sollten nicht »solcher Sittenlosigkeit«
frönen. Wenn sie damit fortfuhren, sollten sie aus dem Amt entfernt werden.
Hatten sie »aus Unwissenheit gesündigt«, wurde ihnen vergeben, aber sie wurden
nie befördert. Geschlechtsverkehr mit ihren Frauen hatte sie gleichsam für
immer besudelt. Dieser große Ausbruch des Puritanismus, dem Evangelium völlig
fremd, war sehr ungerecht gegen die Frauen der Priester. Er war ein deutliches
Zeichen dessen, was Frauen von einer ehelosen Hierarchie in den kommenden
Jahrhunderten zu erwarten hatten.
Selbst Siricius muß bezweifelt
haben, daß seine Disziplin greifen würde. 386 schrieb er an die afrikanische
Kirche und ging davon aus, daß das Zölibat des Klerus in Afrika nicht allgemein
üblich war und daß er keine Macht hatte, seine Ansichten einer Kirche außerhalb
seiner Rechtshoheit aufzuzwingen. Er zitiert nicht einen Kanon von einem
Konzil, keine Briefe früherer Päpste, keinen biblischen oder patristischen
Text. Der Grund ist, daß dergleichen nicht existierte. Doch die Disziplin, die
die Kirche durch drei Jahrhunderte der Verfolgung begleitet hatte, wurde
abgewandelt, kodifiziert, ohne Rücksicht auf die einzelnen Priester, die sie
betraf. Dies sollte zur moralischen Katastrophe führen.
Innozenz I. (401—17) bestätigte
Siricius’ Ansichten. Jeder Verstoß gegen das priesterliche Zölibat zog die
Amtsenthebung des Priesters nach sich. Wäre dies wirklich durchgesetzt worden,
so wäre das Zölibat Hand in Hand mit der Keuschheit gegangen. Wenn ein Priester
zum Beispiel Unzucht trieb oder mit einer verheirateten Frau oder Dirne
schlief, wäre er aus dem Amt entfernt worden. Doch dies wurde nie Gesetz der
römischen Kirche. Selbst heute darf ein Priester regelmäßig Unzucht treiben und
ehebrechen und im Amt bleiben, so sehr man über sein Verhalten auch die Stirn
runzelt. Wären sündige Priester aus dem Amt entfernt worden, so wäre es
vielleicht zu einem öffentlichen Eingeständnis der Probleme gekommen, die der
Klerus unter einem puritanischen Regime hatte. Die Zahl der Priester wäre
zurückgegangen, oder in einer Zeit der Wunder hätten die Kleriker ein
anständiges Leben geführt. Aber das Bestehen auf Ehelosigkeit ohne geeignete
rechtliche Sanktionen
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