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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Frau haben. Dies haben ehelose Theologen,
wahrscheinlich irrtümlich, so gedeutet, daß ein Bischof nur einmal verheiratet
gewesen sein sollte. Wahrscheinlicher ist, daß Paulus meinte, ein Christ könne
nicht Bischof sein, wenn er die jüdische Patriarchentradition fortführte,
mehrere Frauen gleichzeitig zu haben.
    Das Wort des Paulus hatte
Autorität: Es gab nichts Unvereinbares zwischen Ehe und Amt. Deshalb wurden
viele verheiratete Männer Priester. Die früheste Apostolische Konstitution
stammt aus dem späten dritten oder frühen vierten Jahrhundert. Sie legte die
Regel fest, daß verheiratete Männer nicht etwa ihre Frauen aufgeben sollten,
wenn sie ordiniert waren, sondern sie behalten mußten. Wenn allerdings ein
Junggeselle Priester wurde, mußte er ehelos bleiben. Wie bei der Scheidung war
es auch beim Zölibat: Der Westen war es, der von der frühesten Tradition
abwich. Die beiden größten Autoren des Mittelalters gaben dies zu. Gratian, der
Kirchenrechtler, sagte 1150, daß die Griechen die »älteste Praxis« der Kirche
bewahrten. Der Theologe Thomas von Aquin sagte, Jesus habe Petrus nicht von
seiner Frau getrennt, weil er den Bund der Ehe, den Gott gestiftet habe, nicht
trennen wollte.
    Die Frage ist: Was liegt hinter
dem Wechsel zu einer härteren Disziplin?
     
     
    Der Wechsel zu einer härteren
Disziplin
     
    Im Gegenzug zu Häresien mit
antisexueller Einstellung kam in der Kirche eine
asketische Bewegung auf. Die Orthodoxie selbst begann die Ehe geringzuschätzen.
Reinheit wurde mit sexueller Enthaltsamkeit identifiziert; Keuschheit ersetzte
die Liebe als zentrale Tugend des Evangeliums. Als Folge davon wurde die
Religion düster und freudlos. Glück war dem Jenseits vorbehalten, und dort gab
es keine Sexualität, keine Ehe.
    Die Schmutzigkeit der
Sexualität wurde, wie wir angemerkt haben, durch ihre Verbindung mit der
Erbsünde noch gesteigert. Sexuelles Vergnügen (libido) war die erste und
bitterste Frucht der Erbsünde, und ohne sie konnte sich diese Sünde nicht in
der Welt ausbreiten. Selbst zweite Ehen nach dem Tod eines Ehepartners wurden
mit Argwohn betrachtet; deshalb durfte niemand, der zweimal verheiratet war,
Priester oder Bischof werden.
    In diesen frühen Tagen war
Jungfräulichkeit ein geehrter Stand, doch man war frei, in ihn einzutreten oder
ihn zu verlassen. Er war nicht institutionalisiert. Die Beliebtheit der
Jungfräulichkeit war an Maria inspiriert, nicht an Christus. Der Titel
»Jungfrau Maria« war tatsächlich keineswegs biblisch. Marias Keuschheit zu
ehren, hätte die Apostel verwundert, wie es die Juden bis heute verwundert. In
der biblischen Tradition des Alten wie des Neuen Testaments war
»Jungfräulichkeit« kein Wort, das Ehre ausdrückte. Eine Jungfrau war nicht »ein
reines Mädchen«, sondern »ein unverheiratetes Mädchen«, noch leer und arm. Für
die ersten Christen bedeutete die Jungfrauengeburt nicht, daß Gottes Sohn von
einer keuschen Frau geboren war, sondern von einer armen, machtlosen Frau. Das
Magnificat macht dies deutlich. Maria preist Gott, nicht weil er auf ihre
Reinheit geschaut hat, sondern auf ihre Niedrigkeit, ihre Nichtigkeit. Es war
ihr Hunger, den er stillte, ihre Armut, die er beschenkte. Die Jungfrauengeburt
drückte Gottes Fähigkeit aus, Leben aus einem nicht befruchteten Leib
hervorzubringen. Ihr entsprechen in der jüdischen Tradition die biblischen Geschichten,
in denen alte und manchmal unfruchtbare Frauen durch die Macht Gottes, der
allein neues Leben und Heil bringen kann, Kinder bekommen.
    Dieser grundlegende Fehler über
Maria führte zu einer weiteren Abwertung von Sexualität und Ehe. Maria war gebenedeit,
weil sie die Sexualität aufgegeben hatte. Die Erlösung der Welt begann mit
einem Keuschheitsgelübde.
    Dies führte dazu, daß örtliche
Synoden wie im spanischen Elvira versuchten, allen Dienern des Evangeliums ein
Leben ohne Sexualität vorzuschreiben; Sexualität wurde der Feind, der
verhinderte, daß Christus, der Sohn Gottes, in die Welt kam. Eine andere Idee
war, die Hände, die den (jungfräulichen) Leib Christi berührten, sollten nicht
den Leib einer Frau berühren, selbst den der eigenen Ehefrau nicht. Rituelle
Reinheit war vorchristlicher Herkunft, doch diese heidnische Idee verbreitete
sich bald in der Kirche und wurde schließlich ein Teil der Orthodoxie.
    Die Regel, daß Priester nach
der Ordination nicht heiraten durften, wurde allgemein bindend. Sie wurde beim
Konzil von Nizäa 325 offiziell; Kleriker,

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